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Willkommen im Kapitalismus. Geld regiert die Welt und Geld regiert die Schweiz – auch in Sachen Wohneigentum.
Bundesbern · Wo wo Wohnige?
Parlamentarier:innen = Wohneigentümer:innen

Die Dichte an Hauseigentümer:innen ist hier deutlich höher, als sonst in der Schweiz. (Foto: Unsplash)
Nur gut jede dritte Person in der Schweiz besitzt Wohneigentum. Im internationalen Vergleich sind wir damit deutlich mehr Mieter:innen als etwa in Deutschland (53 Prozent), Frankreich (37 Prozent) oder in den Niederlanden (30 Prozent).
Dennoch haben Anliegen der Mieter:innen im Parlament einen schlechten Stand, wie die Tamedia Zeitungen aufzeigen. In den letzten Jahren hat der Mieterinnen- und Mieterverband verschiedene Vorstösse in Sachen Mieterschutz im Parlament eingebracht. Sie sind alle gescheitert.
Anders ist das bei Forderungen der Hauseigentümer:innen, sprich des Hauseigentümerverbands (HEV). Selbst Vorlagen, die vor dem Volk höchstwahrscheinlich keine Chance haben würden, werden vom Parlament abgesegnet.
«Ihnen ist der Sorgendruck fremd, den viele Mieterinnen und Mieter angesichts der Wohnungsknappheit und hoher Mieten haben.»
Woran liegt diese Diskrepanz? Die Antwort ist einfach: Geht es um Wohneigentum, liegt die Verteilung im Rat ganz anders als in der Bevölkerung. Im Parlament beträgt der Anteil der Wohneigentümer:innen bei 70 Prozent. Zur Erinnerung, in der Bevölkerung sind es gerade mal 36 Prozent.
Politologe Michael Hermann sieht noch einen weiteren Grund, weshalb die Parlamentarier:innen so an uns vorbeipolitisieren: Der HEV sei «eine der einflussreichsten Pressure-Groups im Parlament».
Heisst: Ratsmitglieder, die Stimmen aus diesem Milieu brauchen, geraten unter Druck, den politischen Forderungen des HEV zu folgen. «Dies führt dazu, dass manche Parlamentarier:innen auch Vorstössen zustimmen, die sie persönlich ablehnen.»
Dass die meisten Parlamentarier:innen selbst Hauseigentum besitzen, sei ebenfalls nicht zuträglich: «Ihnen ist der Sorgendruck fremd, den viele Mieterinnen und Mieter angesichts der Wohnungsknappheit und hoher Mieten haben», sagt Hermann.
Der Blick hat übrigens vor einem Jahr genau aufgeschlüsselt, wie unsere Parlamentarier:innen wohnen.
EM 2025 · ⚽
Fussball Europameisterschaft soll zum Vorbild werden – auch für Männer
Die Fussball-EM in der Schweiz hat ein Ende gefunden, nun ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Und diese fällt überaus positiv aus.
«Wir haben eine Riesenbegeisterung ausgelöst und ein wunderbares Schaufenster für den Frauenfussball eröffnen können», sagt die Basler Euro-Projektleiterin Sabine Horvath gegenüber SRF.
Fast alle Spiele seien ausverkauft gewesen. Mehr als 657’000 Fans hätten in den vergangenen Wochen die Stadien besucht – so viele wie noch nie bei einer Frauen-Europameisterschaft. Auch Turnierdirektorin Doris Keller ist stolz. Gegenüber SRF sagt sie, «wir wollten ein Sommerfest organisieren und das haben wir erreicht».
«Ziehen Sie die nötigen Lehren für den Männerfussball.»
Nicht nur in Sachen Fussball-Euphorie war die EM ein voller Erfolg, auch in Sachen Friedlichkeit. Etwas, wovon sich der Männerfussball eine Scheibe abschneiden könnte. Dafür appellierten sieben Schweizer Sicherheitsdirektorinnen.
In einem offenen Brief wandten sie sich an den Schweizerischen Fussballverband sowie an die Swiss Football League, wie die Tamedia Zeitungen berichten. «Obwohl es für die Teams und deren Fans um sehr viel gegangen ist, haben unsere Polizeien vor, während und nach den Partien kaum Aggressionen oder Auseinandersetzungen festgestellt», heisst es darin.
Von der EM wünschen sie sich also ein positives Nachwirken. «Ziehen Sie die nötigen Lehren für den Männerfussball», sagte die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann diesbezüglich an der Pressekonferenz zum Fussballverband.
Nationalfeiertag · Trumps Zölle
Rote Flaggen überall: Die Schweiz hat Angst vor dem ersten August

Kommst im Morgenrot daher… (Foto: Unsplash)
Bald schon ist Geburi Zeit. Nur noch dreimal schlafen, dann wird die Schweiz 734 Jahre alt. (Liebe Historiker:innen, bitte nagelt mich nicht auf diese Aussage fest.)
Doch es herrscht nicht nur Vorfreude auf den Bundesfeiertag, hie und da spürt man auch ein kleines Zittern um dieses heilige Datum.
«Herbstwetter und trübe Aussichten für den ersten August», titelt etwa der Blick. Und nicht nur das schlechte Wetter macht Sorgen, sondern auch der böse Mann aus den USA tut es.
«Vermiest Donald Trump der Schweiz den 1. August?» fragt CH Media. Eine berechtigte Frage, denn am 1. August endet die Zollpause, die die USA der Schweiz gewährt haben. Anders als die EU hat die Schweiz noch keinen Deal mit den Staaten. Das bedeutet, dass ab August womöglich die 31 Prozent Zollgebühren in Kraft treten, die Trump im April ankündigte.
Dass die EU der Schweiz zuvorkam, ist aber nicht unbedingt von Nachteil. Die Schweiz könne sich nun an der Vereinbarung zwischen den USA und der EU orientieren, meint Jan Atteslander, der beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse für die Aussenwirtschaft zuständig ist.
Zahl des Tages
300’000
Immer mehr Solarpanels zieren Schweizer Dächer. (Foto: Unsplash)
300’000 Solaranlagen liefern in der Schweiz Elektrizität. Sie verkleiden Dächer und Fassaden und liefern Strom.
Nur: Wenn die Sonne scheint, liefern sie zu viel Strom und belasten damit das Netz. So gab es in der ersten Jahreshälfte während 237 Stunden ein Überschussangebot, wie die NZZ schreibt.
Die Schweizer Stromnetze könnten eine maximale Leistung von etwa zehn Gigawatt absorbieren, die Energiestrategie jedoch sehe bis 2050 eine Photovoltaikleistung von etwa 40 Gigawatt vor.
Das sei nicht nur für das Stromnetz ein Problem, sondern auch für den Strommarkt, da die Netzbetreiber verpflichtet sind, den Strom abzunehmen und zu vergüten – auch wenn es zu viel davon hat.
Expert:innen kritisieren in der NZZ daher, dass der Schweizer Strommarkt und seine Regulierung dem neuen Umfeld nicht mehr gerecht wird.
Jürg Grossen, Präsident des Branchenverbands Swissolar beschwichtigt aber. Zwar kämen auf das Solarsystem neue Herausforderungen zu, doch die Warnungen der Energieversorger hält er für überzogen. Dynamische Preise statt fixen Tarifen würden den Markt und das Netz regulieren.
Kurz-News
Bergsturzgefahr in Brienz · Vergangenen November musste das Bündner Dorf Brienz wegen eines Bergsturzes evakuiert werden, dies bereits zum zweiten Mal. Durch den Regen der letzten Tage hat sich die Situation erneut verschärft, wie SRF berichtet. Das Geröll des letzten Bergsturzes drohe endgültig abzurutschen und das Dorf unter sich zu begraben. Daher werde dort nun Phase «blau» eingeleitet, wodurch sämtliche umliegenden Verkehrswege gesperrt werden.
Schwupps und das Handy ist weg · Im Kanton Genf werden die meisten Handys gestohlen. Dies ergab eine Auswertung des Versicherungskonzerns Axa, wie CH Media weiss. So meldeten in den letzten fünf Jahren 5,2 Prozent von 1000 Versicherten ein gestohlenes Handy. Im Uri und im Tessin ist dein Gerät übrigens am sichersten.
Korrigendum · Im gestrigen 6iBrief ist mir ein eher peinlicher Fehler unterlaufen. So habe ich den gescheiterten Mitte Bundesratskandidat Markus Ritter fälschlicherweise der SVP zugeordnet. Ein freudscher Verschreiber, könnte man sagen. Falls du es gemerkt hast, Gratulation, du hast dir ein Schöggeli verdient.
International
Temu droht Strafe · Dem Billig-Online-Shop Temu droht eine «empfindliche EU-Strafe», wie die deutsche Tagesschau berichtet. Denn bei Temu liessen sich auch Waren erwerben, die nicht den EU-Standards entsprechen. Dabei wäre der Shop verpflichtet, die Verbreitung illegaler Produkte zu unterbinden. Reagiert das Unternehmen nicht, kann es sich eine Strafe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes einholen.
🔧 Nützliches des Tages
Dokumentarfilm «Echte Schweizer»

Militär und Migration – beides sehr schweizerisch. (Foto: Unsplash)
Passend zum kommenden 1. August empfehle ich dir den Dokumentarfilm «Echte Schweizer».
Luka Popadić ist serbischer Filmemacher und Schweizer Offizier. «Auf beides bin ich irgendwie stolz», sagt Popadić in seinem Film. Und er sagt «der Zwiespalt im Herzen ist ein Gefühl, das viele Migrant:innenkinder haben. Einige von ihnen haben trotzdem, oder vielleicht gerade darum eine Karriere im Militär gemacht».
Popadić ist einer von ihnen, obwohl er sich bei der Auslesung zunächst gegen das Militär gesträubt habe. Er ist gerne im Militär, doch die gläserne Decke und die fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten, die Militärangehörige mit Migrationshintergrund dort erfahren, machen ihm zu schaffen.
In seinem Film, der bis am 9. Oktober auf SRF zu sehen ist, beschäftigt sich Popadić mit der Frage, was ihn und seine Gleichgesinnten dazu getrieben hat, ins Militär zu gehen und weiterzumachen. Und er fragt, auf welche Seite er sich im Falle eines Krieges schlagen würde.
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Gestern habe ich vergessen, das Wochenthema zu erwähnen. Danke für die vielen Mails dazu. Diese Woche dreht sich alles um das Thema «Wetter».
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Bis morn!
Sofie