Guten Morgen {{vorname}}
Bis heute dachte ich, ich hätte einen «Migrationshintergrund». Mein Vater wurde als Kleinkind eingebürgert, meine Mutter kam als junge Frau in die Schweiz. Laut Bundesamt für Statistik gehöre ich damit aber zu den Personen ohne Migrationshintergrund.
Die Statistiker:innen haben mir also meinen Hintergrund genommen, was zeigt, wie wenig dieser Begriff in einer globalisierten und multikulturellen Schweiz aussagt.
Schweiz · Bevölkerung
Mehr Menschen mit Migrationshintergrund als im Vorjahr

58 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben keinen Migrationshintergrund. (Foto: Alexei Scutari/Unsplash)
41 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund. Wie aus einer Mitteilung des Bundesamts für Statistik (BFS) hervorgeht, entspreche das einer Zunahme von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Im Alltag fällt der Begriff «Migrationshintergrund» häufig – doch was heisst das eigentlich genau? Gemäss BFS haben Personen keinen Migrationshintergrund, wenn sie in der Schweiz geboren sind und mindestens ein Elternteil ebenfalls in der Schweiz geboren wurde. Hier eine Übersicht, was Migrationshintergrund der ersten und zweiten Generation konkret bedeutet:

Rund 80 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund sind im Ausland geboren und gehören somit zur ersten Generation, wie das Bundesamt für Statistik weiter schreibt. Das übrige Fünftel kam in der Schweiz zur Welt und zählt zur zweiten Generation.
37 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund besitzen die schweizerische Staatsangehörigkeit. Danach folgten laut BFS am häufigsten die italienische und die deutsche Staatsangehörigkeit mit je neun Prozent.
Schweiz · Schule
Lehrpersonenmangel entschärft

Zwischen 2025 und 2034 dürfte die Schülerzahl um rund 52'000 Kinder sinken. (Foto: CDC/Unsplash)
2022 herrschte schweizweit akuter Lehrpersonenmangel. Im Kanton Zürich war die Situation so ernst, dass «Poldis» eingesetzt wurden – Personen ohne Lehrdiplom.
Ebenfalls 2022 begann jedoch die Geburtenrate zu sinken. Eine Folge davon sei, dass die Zahl der Schüler:innen bald nicht mehr wachse, sondern zurückgehe, schreibt das Bundesamt für Statistik (BFS). Die Zahl der Primarkinder könnte ab 2027 markant zurückgehen.
Ab 2032 könnte das Angebot den Bedarf an Lehrer:innen fast überall decken. Gemäss SRF könnte nur in der Nordwestschweiz die Suche nach neuen Lehrpersonen schwierig werden. Dort könnten 2034 zu wenige neu ausgebildete Primarlehrer:innen verfügbar sein.
Wie bei jeder Prognose ist auch diese mit Vorsicht zu geniessen. Faktoren wie die Entwicklung der Geburtenrate, Einwanderung und der Zeitpunkt, zu dem Lehrkräfte den Schuldienst verlassen, können nicht vorhergesehen werden.
Nun sind ausgerechnet die Poldis, die in der Krise eingesprungen sind, ein Dorn im Auge. Beat Schwendimann, Leiter Pädagogik des Lehrer:innen-Dachverbandes, sagt in der NZZ: «Auch wenn wir genug Lehrerinnen und Lehrer haben, es muss auch die Qualität stimmen. Gute Schule gelingt nur mit gut ausgebildeten Lehrpersonen.»
Schweiz · Verkehrsplanung
Neuer Verkehrsplan für die Schweiz

Symbolbild: Volle Züge und verstopfte Strassen in der Schweiz. (GIF: Giphy)
Bundesrat Albert Rösti hat gestern seinen Plan zum Ausbau von Strasse und Schiene präsentiert.
Nach dem deutlichen Nein zum Autobahnausbau an der Urne im November 2024 will der Bund Strasse und Schiene neu priorisieren. Laut Tages-Anzeiger stehen Zürich, Luzern und Basel besonders im Fokus. Im Raum Zürich wird die teure Glattalautobahn gestrichen, stattdessen sollen Bahnprojekte wie der Zimmerberg-Basistunnel 2 und das vierte Gleis am Bahnhof Stadelhofen Vorrang erhalten.
In Luzern wird der geplante Durchgangsbahnhof zum national wichtigsten Bahnprojekt bis 2045. Basel bekommt den Rheintunnel, während die geplante S-Bahn-Direktverbindung auf die Zeit nach 2045 verschoben wird.
Insgesamt stehen für den Ausbau neun Milliarden Franken für Nationalstrassen und bis zu 24 Milliarden für Bahnprojekte im Raum.
Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) spricht von einem «politisch höchst problematischen» Vorgehen: Dass der Bundesrat Autobahnprojekte wie den St. Galler Rosenbergtunnel oder den Basler Rheintunnel erneut prüfen lässt, obwohl sie an der Urne abgelehnt wurden, sei ein Affront gegenüber den Stimmbürger:innen. Auch die Grünen sind unzufrieden: Rösti betreibe das Gegenteil einer Verkehrswende, indem er trotz Klimazielen auf Strassen statt auf nachhaltige Mobilität setze.
🐷 Ferkel des Tages
Säuli Paola

Säuli Paola und Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (Screenshot: Tages-Anzeiger/Andreas Becker)
Ferkel Paola hat gestern die 82. Olma in St. Gallen eröffnet. Bundesrätin Karin Keller-Sutter war auch dabei.
Das diesjährige Bundesratssäuli wurde vor fünf Tagen am Sonntag geboren. Ich wünsche Paola ein langes und glückliches Leben – auch wenn dieser Wunsch wohl etwas naiv ist.
Kurz-News
Jugendliche «Pädo-Jäger» verurteilt · Im Tessin sind rund 30 Jugendliche schuldig gesprochen worden, weil sie vermeintliche Pädophile in die Falle gelockt, öffentlich blossgestellt und teilweise verprügelt hatten. Laut 20 Minuten reichen die Strafen von bedingten Freiheitsstrafen über Geldstrafen bis zu gemeinnütziger Arbeit. Ein 13-Jähriger soll die Selbstjustiz angeführt haben, inspiriert von einem russischen Neonazi.
Tox Info 145 gerettet · Der Schweizer Gift-Notruf Tox Info Suisse hat in letzter Minute eine Finanzspritze vom Bund erhalten und kann vorerst weiterarbeiten. Nach monatelanger Unsicherheit zahlt der Bund den Jahresbeitrag von 600’000 Franken auf einmal aus, statt in Tranchen. Wie der Blick berichtet, verzeichnete Tox Info 2024 über 42’000 Anrufe. Rund ein Viertel der Anfragen komme von medizinischem Fachpersonal.
ETH Zürich weiterhin auf Spitzenplatz · Die ETH Zürich behauptet im neuen «Times Higher Education»-Ranking ihren Platz als beste Hochschule Kontinentaleuropas und liegt weltweit auf Rang elf. Besonders stark schneidet sie bei Forschung und Lehre ab. Die EPFL folgt auf Platz 35, während Bern, Basel, Lausanne und Genf im oberen Mittelfeld liegen. Die Universität Zürich taucht nicht mehr auf, weil sie sich aus den Rankings zurückgezogen hat. Gemäss Tages-Anzeiger kritisierte die Unileitung, solche Ranglisten setzten falsche Anreize.
International
Welt ohne Hunger rückt in weite Ferne · Laut dem neuen Welthunger-Index hat sich die globale Hungersituation seit Jahren kaum verbessert. Während der Anteil der Unterernährten stagniert, hat sich die Zahl der Menschen in akuter Hungersnot verdoppelt – vor allem wegen Konflikten, Klimaschocks und schwindender internationaler Hilfe. Besonders schlimm ist die Lage in Gaza und im Sudan, wo Millionen Menschen von Hunger betroffen sind. Die Autor:innen warnen: Wenn es in diesem Tempo weitergeht, wird eine Welt ohne Hunger erst in über 100 Jahren erreicht. Gehört im Echo der Zeit.
Waffenstillstand in Gaza vereinbart · Israels Regierung hat einem von Donald Trump vermittelten Abkommen zugestimmt, das einen Waffenstillstand und die Freilassung aller verbliebenen israelischen Geiseln vorsieht. Hamas-Vertreter Khalil al-Hayya erklärte, eine Vereinbarung zur Beendigung des Krieges sei erzielt worden. Trump will am Wochenende zur Unterzeichnung in den Nahen Osten reisen.
Die Vereinigten Staaten entsenden 200 Soldaten nach Israel, um die Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens im Gazastreifen zu überwachen. Noch sind jedoch viele Fragen offen – etwa, wer Gaza künftig regieren wird.
Die Lage in Gaza hatte sich bis gestern nicht wesentlich verändert – Lebensmittel, Wasser und Medikamente waren weiterhin knapp –, aber es gab Grund zur Hoffnung. Die aktuellen Entwicklungen gelesen in The New York Times.
🍂 Exkurs des Tages
«Altweibersommer»
«Jetzt kommt doch noch der Altweibersommer», schreibt der Blick. Am Wochenende lasse sich die Sonne bei milden Temperaturen in den Bergen geniessen und im Süden seien 22 Grad möglich.
Aber wieso um alles in der Welt heisst es eigentlich Altweibersommer?
Laut dem schweizerischen Idiotikon (hat nichts mit Idioten zu tun – im Gegenteil) sind die herrlichen Sonnentage, die wir im Herbst geniessen dürfen, als «Altwybersummer», als «Witwesümmerli» oder auch als «Noosummer» bekannt.
Etymolog:innen aus den vergangenen Jahrhunderten vermuten im «Altweibersommer» das Motiv der kurzlebigen zweiten Jugend der Frauen. Andere ziehen die Parallele von «fliegenden Gespinstfäden» zu den «Haaren alter Frauen» – ich habe keine Ahnung, was das heissen soll.
Die Neubearbeitung des Deutschen Wörterbuchs von Jacob und Wilhelm Grimm bleibt jedoch pragmatisch und stellt fest, dass der etymologische Ursprung unklar ist.
So darf also mit dem Segen der Sprachwissenschaft jeder und jede in den Altweibersommer hineininterpretieren, was er oder sie will!
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Handwerk
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Gestern habt ihr über eure Lieblings-Banknotenserie abgestimmt. Mit 164 Stimmen landet die Serie J auf dem ersten Platz – «angenehme Farbe und schöne Motive», schreibt eine Leserin. Mit nur drei Stimmen dahinter folgt die Serie K.
Wir bleiben gespannt, wofür sich die Schweizer Nationalbank im kommenden Jahr entscheidet.
Schönes Wochenende wünsche ich dir!
Yann