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Der Winter ist da. Und nicht nur die Temperaturen sinken, auch das Verhältnis zu den USA hat einen neuen Tiefpunkt erreicht.

Während sich Bundesrat Guy Parmelin nach den Zollverhandlungen zufrieden gibt, streiten sich Parteivertreter:innen darüber, ob hier gerade ein Pakt mit dem Teufel entsteht.

Der Schweizer Zoll-Deal dominiert sämtliche Sonntagszeitungen. Deshalb fokussiert der heutige 6iBrief ganz auf die Berichterstattung zu den Schweizer Zugeständnissen an die USA.

Schweiz · USA

Zoll-Deal: Ein Pakt mit dem Teufel?

Guy Parmelin erklärt den Zoll-Deal mit den USA. (Screenshot: SRF)

Die Schweiz sei «zum Vasallenstaat der USA geworden», schrieb der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss vergangene Woche in der Zeit. Zu einem treffenderen Zeitpunkt hätte die Aussage kaum fallen können, jetzt, da sich die Anbiederung an Trump und die Abhängigkeit von den USA so deutlich zeigen.

Nachdem Finanzministerin Karin Keller-Sutter in den Zollverhandlungen im August scheiterte, übernahm eine Wirtschaftsdelegation die Verhandlungen.

In einer hollywoodreifen Goldbarren-und-Rolex-Show versuchte sie, mit materiellen Versprechen politische Zusagen zu erkaufen. Inzwischen ist klar, welche Zugeständnisse Schweizer Unternehmen dem US-Präsidenten machten.

Schweizer Firmen planen in den USA massive Investitionen von insgesamt rund 200 Milliarden Dollar. Gemäss Tamedia wollen Roche und Novartis zweistellige Milliardenbeträge in neue Produktionsstandorte investieren, um Medikamente für den US-Markt künftig direkt vor Ort herzustellen. Auch Flugzeugkäufe der Swiss/Lufthansa bei Boeing sollen die US-Handelsbilanz weiter stützen.

Das sind Investitionen und Arbeitsplätze, die potenziell in der Schweiz fehlen werden.

«Wir haben unsere Seele nicht an den Teufel verkauft.»

Guy Parmelin, SVP-Bundesrat

Um die Verhandlungen zurück an die Regierung zu ziehen, reiste Bundesrat Guy Parmelin nach Washington. Nach einer ersten Euphorie kommen nun die Details der Gespräche an die Öffentlichkeit.

«Wir haben unsere Seele nicht an den Teufel verkauft», sagt er im Interview mit der Sonntagszeitung. Gleichzeitig räumt er ein, dass es klare Erwartungen der USA gebe. «Wir sind nicht naiv.»

Insgesamt 29 Punkte verlangt US-Präsident Donald Trump von der Schweiz. Nicht wenige Forderungen sorgen dabei für Aufsehen:

  • Die Schweiz muss ihren Handelsbilanzüberschuss vollständig abbauen und bis 2028 einen ausgeglichenen Warenhandel erreichen.
    → Dafür müsste sie gemäss NZZ nicht nur die Produktionsverlagerungen der Pharmaindustrie umsetzen, sondern im Zweifel auch kreative Korrekturen vornehmen – etwa über höhere Goldimporte aus den USA, um die Bilanz künstlich auszugleichen.

  • Die Schweiz muss Zölle auf zahlreiche US-Produkte vollständig abschaffen – darunter Nüsse, Fisch, Meeresfrüchte, bestimmte Früchte, Chemikalien sowie Spirituosen wie Whisky und Rum.

  • Anerkennung der US-Sicherheitsstandards für Fahrzeuge, was die Zulassung von US-Autos – inklusive grosser Pick-ups oder sogar des Tesla Cybertrucks – ermöglichen würde.

  • Aufhebung bzw. Lockerung von Importrestriktionen für Geflügel- und Rindfleisch aus den USA, einschliesslich chemisch behandeltem Pouletfleisch – sogenannten Chlorhühnern.

  • Verstärkte Zusammenarbeit bei US-Exportkontrollen und Sanktionen, inklusive gemeinsamer Positionierung gegen Drittländer wie China.

  • Keine Digitalsteuern auf Techgiganten wie Google, Meta und Amazon.

Auch heikle Waffenkäufe könnten Teil des Deals sein. «Ich kann nichts ausschliessen», sagt Bundesrat Martin Pfister in der SRF-Tagesschau.

Der Bundesrat muss diese Absichtserklärung nun in einen Vertrag überführen. Anschliessend wird das Parlament die Bedingungen absegnen müssen – sonst gibt es keinen Deal. Das Parlament könne dabei keine einzelnen Punkte streichen, sagt der ehemalige Botschafter Thomas Borer in der Berner Zeitung.

Politischer Widerstand

Doch politisch könnte es Widerstand geben. Im gestrigen Sonntalk diskutierten Nationalrät:innen von SVP, Mitte und SP. Priska Seiler Graf (SP) spricht von einer «erpresserischen Note» – insbesondere wegen möglicher US-Sanktionsforderungen, dem Verzicht auf Digitalsteuern und der Zulassung amerikanischer Fahrzeuge.

Michael Graber (SVP) nennt die Einigung «fantastisch», lehnt aber wie die SP die automatische Übernahme von US-Sanktionen aus Gründen der Neutralität ab.

Der Deal sei vom Bundesrat mit einer «Unterwerfungsstrategie» teuer erkauft worden, schreiben etwa die Grünen in einer Mitteilung.

«Die Schweizer Landwirtschaft darf nicht unter dem Zoll-Deal leiden.»

Markus Ritter, Präsident Bauernverband

Die Bäuer:innen befürchten, dass die im Deal zugesagten zusätzlichen Importkontingente für Fleisch sowie US-Milchprodukte ihre Marktposition schwächen könnten. Im Sonntagsblick warnt der Bauernpräsident Markus Ritter, die Landwirtschaft dürfe nicht zum Preis für gesenkte Zölle geopfert werden.

Neben den politischen Diskussionen darf nicht vergessen werden: Bis jetzt ist der Zoll-Deal rechtlich völlig unverbindlich. Schlussendlich ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Trump mit den nächsten Forderungen kommt – seine Strategie funktioniert für ihn schlicht zu gut.

Zitat des Tages

«Und dann herrscht Weltuntergangsstimmung.»

Stephan Schulmeister, österreichischer Jurist und Ökonom

Sieben Ökonom:innen warnten vor der Finanzkrise 2008 – und sollten recht behalten. Droht bald ein ähnlicher Börsensturz? Die NZZ am Sonntag hat die Crash-Prophet:innen gefragt.

Kurz zusammengefasst sehen die sieben befragten Ökonom:innen ein hohes Risiko für eine Krise, besonders wegen einer möglichen Techblase.

Stephan Schulmeister warnt, dass ein Crash heute viel verheerender wäre: «Ewig wird das nicht weitergehen, irgendwann kommt ein Schock, der einen Kursverfall auslöst. Und dann herrscht Weltuntergangsstimmung», sagt Schulmeister.

Kurz-News

Mitte gegen SRG-Initiative · Die Mitte-Partei hat sich an ihrer Delegiertenversammlung in Grenchen mit überwältigender Mehrheit gegen die Initiative «200 Franken sind genug!» gestellt. Eine weitere Senkung der Radio- und TV-Gebühren würde nach Ansicht der Partei den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwächen und die SRG «aushungern», schreibt Watson.

Schweizer Buchpreis: Elmiger gewinnt · Dorothee Elmiger gewinnt mit «Die Holländerinnen» den Schweizer Buchpreis 2025, nachdem sie bereits den Deutschen Buchpreis erhalten hat. Der Roman, der Gewalt, Erzählen und Desorientierung in einer vielstimmigen Dschungelerzählung verhandelt, galt als Favorit und setzte sich gegen starke Konkurrenz durch. «Die Holländerinnen» sei unter den Nominierten das literarisch stärkste Buch, schreibt SRF Kultur: «Ein verdienter Sieg!»

Männerfussball: Schweiz siegt gegen Schweden · Die Schweiz schlägt Schweden in Genf mit 4:1 und hat das Ticket für die WM 2026 praktisch gelöst. Nach einem kurzen Durchhänger vor der Pause brachte ein Penalty von Xhaka das Team wieder auf Kurs, Ndoye und Manzambi machten alles klar, berichtet die NZZ am Sonntag. Weil Verfolger Kosovo ebenfalls gewann, ist die Qualifikation rechnerisch noch offen. Kosovo müsste jedoch mit sechs Toren Unterschied gewinnen, um die Schweiz noch zu überholen.

International

Proteste in Mexiko · In mehr als 50 Städten Mexikos sind am Samstag Menschen gegen Korruption und die grassierende Gewalt auf die Strasse gegangen. Auslöser war die Ermordung eines Bürgermeisters, der hart gegen Kartelle vorgehen wollte, schreibt die New York Times. In Mexiko-City kam es zu schweren Zusammenstössen mit der Polizei, Dutzende wurden verletzt und mehrere Personen festgenommen, während Präsidentin Sheinbaum die Demonstrationen als orchestrierte Kampagne der Opposition darstellt.

Extremer Sturm in der Algarve, Portugal · In Albufeira ist am Samstag eine 85-jährige Britin gestorben, als ein möglicher Tornado über einen Campingplatz und ein Resort fegte. 28 Menschen wurden verletzt, zwei davon schwer, und auch andere Teile Portugals kämpfen mit schweren Überschwemmungen und Sturmschäden, berichtet Público.

🍲 Rezept des Tages

Borschtsch

Eine traditionelle Gemüsesuppe, die seit Jahrhunderten in ganz Osteuropa zubereitet wird. (Foto: Artiom Vallat/Unsplash)

Gegen die frostige Beziehung zu den USA hilft es zwar nicht, aber gegen eisige Temperaturen umso mehr: Borschtsch.

In Russland habe ich gelernt, diese einfache, aber herrliche Randensuppe zu kochen. Für die vegetarische Variante lasse ich das Siedfleisch einfach weg.

Wichtig sind vor allem:

  • 500g Kartoffeln

  • 500g Rote Beeten

  • 250g Rüebli

  • Weisskohl

  • Zwiebeln, Lauch und Sellerie

  • Dill

  • Sauerrahm/Crème fraîche

  1. Zwiebel, Sellerie und Lauch im Olivenöl dünsten. Nach Lust und Laune Knoblauch, Tomatenpüree, Paprika, Kümmel, Lorbeerblatt und/oder Thymian zugeben und 1 Minute unter Rühren anrösten.

  2. Kartoffeln, Randen und Karotten geschält und in mundgerechten Stücken hinzufügen. Mit 6 Tassen Wasser und 1½ Teelöffeln Salz aufkochen. Mit halb aufgelegtem Deckel 20 Minuten köcheln lassen, bis Kartoffeln, Randen und Karotten bissfest sind.

  3. Weisskohl und eine herzhafte Menge Essig zugeben und gut unterrühren. Köcheln lassen, bis der Kohl gar ist.

  4. Und das Wichtigste: Grosszügig mit Sauerrahm und Dill anrichten.

Приятного аппетита!

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Chemie

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Bis dann!

Yann

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