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In einem Vorort von London erlebt Judith Hamilton einen Albtraum. Ihr 47-jähriger Sohn Alastair hatte ihr gesagt, er fahre in die Ferien nach Paris. Wenige Tage später stellte die Polizei jedoch fest, dass er in die Schweiz geflogen war, um dort mit Unterstützung der Sterbehilfe-Organisation «Pegasos» zu sterben.

Kein Einzelfall, wie Recherchen von SRF zeigen.

Schweiz · Beihilfe zum Suizid

Sterbehilfe-Verein «Pegasos» in der Kritik

Gemäss einem Mitarbeiter sei das Angebot des Vereins effizient, «stark vereinfacht und ohne unnötigen Papierkram». (Screenshot: SRF Rundschau)

Jedes Jahr kommen Hunderte Personen in die Schweiz, um zu sterben. Nun steht die Sterbehilfe «Pegasos» in der Kritik. Britische Familien werfen dem Schweizer Verein vor, ihren Angehörigen ohne wirkliche medizinische Begründung zum Sterben verholfen zu haben, wie das Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) berichtet.

Pegasos wurde 2019 gegründet und wendet sich vor allem an Ausländer:innen. Anders als andere Schweizer Sterbehilfe-Organisationen setzt Pegasos keine unheilbare Krankheit voraus. Die Bedingungen sind einfach: Man muss volljährig und urteilsfähig sein, und die Kosten tragen.

Zum Vergleich: Die bekannte Sterbehilfe «Exit Suisse Romande» berechnet 100 Franken für Personen, die seit mehr als einem Jahr Mitglied sind. Die Freitodbegleitung bei Pegasos kostet dagegen 10'000 Franken.

Angehörige berichten, dass ihr Kind, ihre Mutter oder ihr Bruder behauptet hätten, in die Ferien zu fliegen. Erst Tage später wurden sie von der Polizei informiert, dass die Person in die Schweiz geflogen war, um zu sterben.

Eine Mutter erzählt, ihr Sohn habe unter unerklärlichen Bauchschmerzen gelitten, befand sich jedoch nicht in einer terminalen Phase. «Sein Leben war nicht perfekt, aber er führte noch ein Leben, das Tausende glücklich gemacht hätte», so die Mutter.

Auf Anfragen von RTS reagiert die Organisation nicht. Ein Mitarbeiter räumt aber Fehler ein. Neu gelte die Regel: «Wer in die Schweiz kommt, muss seine Familie informiert haben», sagt er. Künftig werde die Identität der Angehörigen durch Videoanrufe überprüft.

Für viele Angehörige kommt diese Massnahme zu spät.

Schweiz · Parteifinanzierung

FDP verrechnet sich um Millionen

Ausgerechnet die Wirtschaftspartei soll sich verrechnet haben. (Screenshot: Tages-Anzeiger)

Die FDP hat sich bei ihren Parteispenden um über drei Millionen Franken verrechnet.

Seit 2023 müssen Parteien in der Schweiz ihre Finanzen offenlegen. Für das Jahr 2024 meldete die FDP zunächst Einnahmen von 3,4 Millionen Franken. Inzwischen hat sie jedoch den Betrag auf 6,6 Millionen Franken korrigiert, wie der Tages-Anzeiger berichtet.

Wie konnte das passieren? Auf Anfrage der Zeitung gibt die FDP an, nicht erkannt zu haben, dass sie Spenden für Abstimmungskampagnen auch als Parteispenden deklarieren musste.

Mit 6,6 Millionen ist die FDP auf dem zweiten Platz der einnahmestärksten Parteien. Auf dem ersten Platz ist die SP mit 8,2 Millionen Franken Einnahmen.

Grund dafür ist unter anderem, was der FDP nun zum Verhängnis wurde: Die SP führt viele Abstimmungskampagnen selber. Gelder, die der SP für diese Kampagnen zugeflossen sind, hat die Partei als Einnahmen deklariert.

Inzwischen ist auch bekannt, wie viel einzelne Organisationen für die Abstimmungen vom 30. November ausgeben. Fast 3,7 Millionen Franken zahlen die Gegner:innen der Erbschaftssteuerinitiative, wovon 950’000 Franken allein von der FDP stammen.

Am meisten Geld für die Nein-Kampagne stellt demnach eine Allianz «Nein zur extremen Juso-Initiative» zur Verfügung – insgesamt 1,2 Millionen Franken. Der grösste Teil davon stammt vom Wirtschaftsdachverband Economie­suisse.

Doch gemäss den Transparenzregeln müssen die bürgerlichen Parteien hier keine Einnahmen deklarieren, weil ihnen kein Geld direkt zufliesst.

Schweiz · Wohnkrise

Renditefirmen besitzen immer mehr Wohnraum

Neue Zahlen zeigen: In Zürich haben Mietpreise ein Rekordhoch erreicht. (Screenshot: Homegate)

Wohnungen von profitorientierten Immobilienfirmen sind in Zürich praktisch doppelt so teuer wie jene von Genossenschaften. Dies zeigen die aktuellen Zahlen zur Mietpreiserhebung der Stadt.

Doch das Problem betrifft nicht nur Zürich. Immer mehr Wohnraum in der Schweiz gehört renditeorientierten Firmen, schreibt CH Media. Innerhalb von 25 Jahren steigerten diese ihren Anteil am Gesamtwohnraum in der Schweiz um 54 Prozent.

Auch drängen vermehrt kleinere, dubiose Immobilienfirmen auf den Markt, beobachtet Tobias Langenegger, Zürcher SP-Kantonsrat und Ökonom. Woher das Geld komme, sei dabei oft nicht so klar.

«Die natürlichen Personen, also Herr und Frau Schweizer, sind die, die am meisten verlieren.»

Tobias Langenegger, Zürcher SP-Kantonsrat

Der Schweizerische Städteverband zeigt sich zunehmend besorgt. Fast ein Sechstel der Schweizer Bevölkerung könne für sich und ihre Familie keine angemessene Wohnung finden, schreibt der Verband.

Doch es gibt Gegenmittel. In Luzern etwa gilt seit diesem Jahr eine strengere Regelung für Kurzzeitvermietungen: Wohnungen dürfen nur noch unter bestimmten Bedingungen und höchstens 90 Nächte pro Jahr über Plattformen wie Airbnb angeboten werden.

In Zürich setzt eine breite Mitte-Links-Allianz auf ein Vorkaufsrecht für Gemeinden: Diese dürften eine Liegenschaft kaufen, bevor ein Verkauf an Dritte zustande kommt. Über die Einführung dieses Instruments entscheidet die Stimmbevölkerung am 30. November. Ähnliche Regelungen existieren bereits im Kanton Waadt und auch Luzern prüft entsprechende Schritte.

Aufgeschnappt

Korallenriffe aus dem 3D-Drucker

Im 3D-Druck-Verfahren entstehen Lebensgrundlagen für die Korallenwelt. (Foto: Rrreef.)

Ein ETH-Spin-off druckt Riffe aus Terrakotta. Auf diesen ökologisch sinnvollen Strukturen auf dem Meeresgrund sollen sich neue, widerstandsfähigere Korallen ansiedeln und Fischen und anderen Riff-Lebewesen aller Art eine neue Nahrungsgrundlage geben.

Die bisherige Bilanz sei sehr zufriedenstellend: «Nach ein paar Tagen steht der neue Lebensraum und ersetzt das, wofür Korallen normalerweise Hunderte von Jahren brauchen», sagt die Meeresbiologin Ulrike Pfreundt gegenüber SRF Rendez-vous.

Kurz-News

Nati-Trainerin Sundhage entlassen · Pia Sundhage ist nicht mehr Trainerin der Schweizer Frauen-Nati. Der Schweizerische Fussballverband löst den Vertrag mit der Schwedin per sofort auf. «Ich hätte diese Reise gerne fortgesetzt. Ich bin über den Entscheid des SFV überrascht, respektiere ihn aber», zitiert SRF die Trainerin.

Antibiotika-Resistenzen: «Situation ist dramatisch» · Der Bund will Massnahmen gegen Antibiotikaresistenzen verstärken und Spitäler beim Aufbau entsprechender Programme unterstützen. Die Situation sei dramatisch, sagt Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ziel sei, dass nicht zu viel Antibiotika eingesetzt werde, sondern stets zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Menge.

Weniger Gewalt wegen SBB-Bodycams · Die Anzahl Tätlichkeiten gegenüber Polizist:innen ist deutlich zurückgegangen. Seit September 2024 ist die Transportpolizei der SBB mit Bodycams unterwegs. In heiklen Situationen können die Polizist:innen ihre Kamera aktivieren und so deeskalieren und Beweismittel sichern. Rund 90 Prozent der Polizist:innen bewerten die Bodycam aufgrund der gemachten Erfahrung darum als sinnvolles Einsatzmittel, schreibt der Tages-Anzeiger. Mit einem Pilotprojekt wollen die SBB die Bodycam nun auch bei Billetkontrolleur:innen testen.

International

Blutige Proteste in Tansania · Seit Tagen finden in Tansania grosse Proteste statt. Grund dafür sind die Präsidentschaftswahlen von letzter Woche. Diese seien eine Farce gewesen, werfen die Demonstrierenden der Regierung vor. Sicherheitskräfte versuchen, die Kundgebungen zu zerschlagen. Laut Echo der Zeit gibt es Berichte über zahlreiche Todesopfer. Welches Ausmass die Gewalt erreicht hat, ist schwer abzuschätzen. Die Opposition spricht davon, dass in den letzten Tagen mehrere Hundert Menschen getötet worden seien. Die UNO sagt derweil, es habe bisher mindestens zehn Todesopfer gegeben.

Tausende fliehen nach Massaker im Sudan · Mindestens 36’000 Sudanes:innen sind seit dem Einmarsch der RSF-Miliz in die Stadt Al-Faschir geflohen, schreibt The Guardian. Die Vertriebenen fliehen westlich nach Tawila, wo bereits 652’000 Menschen Zuflucht gefunden haben. Der Internationale Strafgerichtshof sammelt Beweise für mutmassliche Kriegsverbrechen, darunter Massentötungen und sexuelle Gewalt. Hilfsorganisationen warnen vor einer drohenden Hungersnot in mehreren Regionen. Der Konflikt hat seit seinem Ausbruch über 150’000 Todesopfer und mehr als 14 Millionen Vertriebene gefordert.

🎵 Musikerin des Tages

Billie Eilish: «Gebt euer Geld weg»

«Gebt euer Geld weg», sagte Billie Eilish zu den Milliardären bei den Innovator Awards des Wall Street Journal in New York. (Screenshot: BBC)

Bei einer Award-Show vergangene Woche kündigte Musikerin Billie Eilish an, Tour-Einnahmen von 11,5 Millionen US-Dollar zu spenden. Bei ihrer Dankesrede forderte sie die anwesenden Milliardäre auf, ihrem Beispiel zu folgen.

«Es gibt hier ein paar Leute, die viel mehr Geld haben als ich. Wenn ihr Milliardäre seid, warum seid ihr Milliardäre? Nichts für ungut, aber ja: Gebt euer Geld weg, ihr Kleinen», sagte Eilish gemäss BBC in Anwesenheit von Mark Zuckerberg und George Lucas. Gerüchten zufolge soll Mark Zuckerberg nicht geklatscht haben.

Ein guter Grund, um Eilishs fantastische Live-Aufnahme bei Tiny Desk zu hören.

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Zeit

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Bis dann!

Yann

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