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42’000 Anrufe gingen letztes Jahr beim Giftnotruf ein. Das Wissen der Expert:innen dort kann lebensrettend sein. Doch nun droht der Nummer 145 das Aus – es sei denn, der Bund springt in die Bresche.
Schweiz · Jugendschutz
Handyverbot an Schulen

Der Bildschirm verhext die Welt. (Foto: Unsplash)
In mehreren Kantonen beginnt heute das neue Schuljahr. Damit wird ein Thema wieder besonders hitzig diskutiert: das Handyverbot an Schulen.
Während Waadt schon seit 2018 ein solches Verbot hat, ist es in Aargau, Wallis und Nidwalden ein Novum. Und auch andere Kantone diskutieren ein generelles Handyverbot in der Schule und auf dem Pausenplatz, wie der Blick schreibt.
Damit sollen sich die Schüler:innen wieder besser aufeinander und auch auf den Unterricht konzentrieren. Doch ob es die richtige Lösung ist, ist umstritten. Die Kantone Solothurn, Schwyz, Zürich und Luzern lehnen pauschale Verbote ab. Ebenso der Verband der Lehrer:innen und Schulleiter:innen, der für individuelle Regeln plädiert.
«Wir müssen allen Kindern beibringen: Wann nutze ich digitale Geräte, wie nutze ich sie – und wann nicht.»
Lulzana Musliu von Pro Juventute sagt: «Bei Überforderung greift man zu scheinbar einfachen Lösungen. Ein Verbot wirkt, als seien die Probleme gelöst.»
Sie erkennt in den Verboten eine Symbolpolitik. Statt die grossen Tech-Konzerne zu regulieren, die mit ihren Algorithmen auf Kinder und Jugendliche zielten, wälze man Verantwortung auf Kinder und Eltern ab. «Während die Unternehmen nicht zu echtem Jugendschutz verpflichtet werden», sagt sie.
Auch der Bildungsforscher Stephan Huber ist ihrer Meinung. Er sagt, durch ein Verbot würden die Probleme in die Freizeit verlagert.
Digitale Geräte würden heute zur Realität gehören. «Wir müssen allen Kindern beibringen: Wann nutze ich digitale Geräte, wie nutze ich sie – und wann nicht.» Der Umgang damit müsse auch in der Schule gelernt werden.
Tox Info Suisse · fehlende Unterstützung vom Bund
145: Giftnotruf droht das Aus

Nicht nur diese Pilze sind giftig. 2024 gingen beim Giftnotruf 42’000 Anrufe ein. (Foto: Unsplash)
Es sei ein gutes Jahr für Pilzfreund:innen, habe ich kürzlich via TikTok gelernt. Der kühle, nasse Sommer habe ein paar ganz besondere Exemplare beschert und der Herbst steht erst noch bevor.
Doch die Sammelfreude wird durch Geldsorgen getrübt, denn der nationale Notrufdienst bei Vergiftung, Tox Info Suisse, steht vor dem Aus. Dies berichtete die NZZ am Wochenende.
Bereits Anfang Jahr meldete die Stelle, dass sie in finanzielle Bredouille geraten war, wie die Tamedia-Zeitungen berichteten. Dies, nachdem wichtige private Geldgeber ihre Beiträge reduziert hatten, mit der Begründung, dass es sich um Service Public handle.
Um den Giftnotruf aufrechterhalten zu können, forderte Tox Info Suisse Anfang Juli in einer Petition daher 1,1 Millionen Franken als Soforthilfe bis Ende August. «Erhalten wir bis zum Herbst keine Zusicherung von Geldern vom Bund, müssen wir den Dienst einstellen», sagt der Präsident Josef Widler.
«Gibt es die Anlaufstelle nicht mehr, bricht das ganze Notfallsystem zusammen», sagt Marionna Schlatter, Nationalrätin und Sprecherin der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane zur NZZ.
Denn Ärzt:innen würde das Wissen zu giftigen Pilzen oftmals fehlen, weshalb sie auf die Expert:innen vom Giftnotruf angewiesen sind. Wenn es Tox Info Suisse nicht mehr gebe, müssten die Ärzt:innen selbst recherchieren, was im Notfall wertvolle Zeit kosten könnte.
Nach den Zöllen · Roche und Novartis
Schweizer Pharmafirmen investieren in den USA

Trumps Drohungen zeigen Wirkung. Und sie schlagen auf den Magen. (Foto: Unsplash)
Das Letzte, was mir jetzt in den Sinn käme, wäre, Trump für seine Zoll-Manöver zu belohnen. Aber ich bin auch keine Pharma-Firma und habe keine Umsätze in Millionenhöhe zu verlieren.
Anders als Roche und Novartis. Die Schweizer Pharmakonzerne haben begonnen, ihre Medikamentenproduktion in den USA deutlich auszubauen, berichtet die NZZ.
Roche habe Investitionen im Umfang von 50 Milliarden Dollar angekündigt, um die Produktion dorthin zu verlagern und auch Novartis bestätigt, künftig 100 Prozent seiner wichtigsten Medikamente vollständig in den USA produzieren zu wollen.
Gegenüber der Zeitung betonen die Unternehmen, dass diese Aktion den Standort Schweiz in keiner Weise beeinträchtigen werde. Man sehe «keine Auswirkungen auf die Mitarbeitenden in der Schweiz und in anderen Ländern», heisst es seitens Roche.
Weil man solchen Aussagen aber besser nicht allzu viel Gewicht beimisst, hat die NZZ nachgerechnet. Die Pharmabranche sei in den letzten zehn Jahren der wichtigste Wachstumsmotor der Schweizer Wirtschaft gewesen. 50’000 Mitarbeitende beschäftigt sie hier, 10’000 davon in der Produktion.
Dies sei jedoch nicht die wichtigste Funktion für die wirtschaftliche Wertschöpfung in der Schweiz. Weitaus wichtiger seien Forschung und Entwicklung sowie Vertrieb und Marketing für die ganze Welt. Diese Funktionen dürften erhalten bleiben, selbst wenn ein Teil der Produktion nach Amerika abwandert, schreibt die Zeitung.
Zahl des Tages
800'000

Mz mz mz mz. Tanzen kennt keine Altersgrenze. (Foto: Sophie Wagner/Tsüri.ch)
800'000 Menschen haben am Wochenende an der Street Parade getanzt. Die Stimmung sei ausgelassen und positiv gewesen, berichtet SRF und es habe wenig Zwischenfälle für Rettungskräfte gegeben, heisst es bei TeleZüri.
Mein Mutterblatt Tsüri.ch hat das Geschehen begleitet und die absolut besten Fotos hat dabei meine (Namens-)Kollegin und Freundin Sophie Wagner geschossen. I recommend!
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Kurz-News
Pfisters Sitz bleibt bei der Mitte · Martin Pfister ist im Bundesrat und kann deshalb sein letztes politisches Amt nicht weiter ausführen. Nun ist sein Sitz im Regierungsrat im Kanton Zug an Andreas Hausheer gegangen und bleibt damit bei seiner Partei, der Mitte. Dies berichtet SRF. Der Kandidat der Zuger Partei «Alternative – Die Grünen» lag mehr als 2600 Stimmen zurück. Damit verpassen die Linken in Zug den Sprung in die Regierung.
Nach Zoll- und F-35-Debakel · Wir bleiben gleich bei Martin Pfister, dieser zeigte sich am Wochenende «offen» für weitere Rüstungsaufträge in den USA. Dies habe er am Eidgenössischen Schützenfest der Jugend in Saint-Triphon VD im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA gesagt, wie der Blick schreibt. Rüstungskäufe seien wichtig für die Beziehung mit den USA.
Homeoffice nimmt zu · Es gebe in der Schweiz zurzeit so viele Angebote für Homeoffice-Jobs wie nie zuvor. Dies habe eine Auswertung der Jobplattform Indeed gezeigt, wie SRF berichtet. Mit einem Anteil von knapp 14 Prozent ist die Schweiz damit einer der führenden Standorte für Homeoffice weltweit.
International
Schon wieder ein Erdbeben · Diesmal hat ein Beben der Stärke 6,1 die Westtürkei im Bezirk Sindirgi der Provinz Balikesir getroffen, wie es auf SRF heisst. Bisher habe es keine Meldungen von Toten gegeben.
Trump hat komische Ukraine-Pläne · Trump will Putin in Alaska treffen, um über territoriale Verschiebungen in der Ukraine zu sprechen, berichten die Tamedia-Zeitungen. Einige Gebiete sollten dabei an die Ukraine zurückgehen, manche würden getauscht, heisst es zu Trumps Plänen. Die Ukraine ist bei dem Treffen nicht dabei und auch die EU sei argwöhnisch.
🔧 Nützliches des Tages
Waska: The cost of spiritual healing in the Amazon

Die Doku wurde mir letztens in einem Hostel empfohlen und ich empfehle sie dir. (Screenshot: Youtube)
Ich bin zurzeit in Kolumbien. Einige der Menschen, denen ich hier begegne, sind hier, um eine Ayahuasca-Zeremonie zu besuchen. Manche sind extra dafür nach Lateinamerika gereist.
Im Westen gilt Ayahuasca als Hippie-Droge, mit der man einen Seelenfindungstrip erleben kann. Für die Kichwa ist Ayahuasca mehr. «Unser Land, unsere Sprache, unsere Kultur, unsere Erinnerungen und Ayahuasca sind untrennbar», sagt Nina in der Doku des Guardian.
Sie spricht auch über ihren Schamanen-Grossvater und wie dieser bereits als Kind eine Vision hatte, die das ganze Dorf prägte. Wie der Westen Ayahuasca sehe, sei ein Beispiel für die «fortschreitende kulturelle Aneignung, Umweltzerstörung und Marginalisierung ihres Volkes».
Ich kann dir die gut 15-minütige Dokumentation nicht nur empfehlen, weil sie spannende Einblicke in die Kultur der indigenen Bevölkerung gibt, sondern auch, weil sie so schön und sanft gemacht ist. Nicht nur spannend, sondern auch entspannend.
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Umwelt
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Tschüsschen mit Küsschen!
Sofie