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«Hässig, hässig, hässig!» Für Frauen gibt es gerade viele Gründe, um wütend zu sein. Ob in Sachen Lohnungleichheit, Care-Arbeit oder Gewalt gegen Frauen – Gleichstellung ist in der Schweiz noch nicht erreicht. Deswegen zogen am Samstag erneut zehntausende durch die Strassen. Ihre Forderungen sind aktueller denn je.

Feministischer Streiktag

Gegen das Patriarchat

Beim Lesen der Berichterstattung über den feministischen Streik am Samstag hat mich eine Szene besonders berührt – auch wenn ihr Inhalt ein bedrückender war.

Der Bund berichtet von einem «Hühnerhaut Moment», als die Demonstrierenden auf dem Bundesplatz in Bern 15 Sekunden lang schrien. Eine Sekunde pro Frau, die in diesem Jahr bereits Opfer eines Femizids geworden ist.

«Immerno hässig.»

Plakatspruch am feministischen Streik in Zürich

Gewalt gegen Frauen ist ein strukturelles Problem. Gemäss der Rechercheplattform «Stopp Femizid» werde alle zwei Wochen in der Schweiz eine Frau durch ihren Ehemann, Lebensgefährten, Ex-Partner, Bruder oder Sohn getötet.

Das macht wütend.

«Hässig, hässig, hässig», schrien die Demonstrierenden in Bern.

«Wir sind verdammt hässig», sagte ein Mitglied des feministischen Streikkollektivs gegenüber der BZ Basel.

In Zürich prangerten auf einem Banner die Worte «Immerno Hässig», wie im Tages-Anzeiger zu sehen ist.

Gemäss unterschiedlichen Schätzungen waren alleine in Bern zwischen 20’000 und 35’000 FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter, Nicht-binäre, Trans und Agender Personen) unterwegs. Während in Zürich von weit mehr als zehntausend Personen die Rede ist, waren es in Basel schätzungsweise 5000. Auch in anderen Schweizer Städten und Gemeinden wurde protestiert.

Nebst einem allgemeinen Kampf gegen das Patriarchat waren das dieses Jahr die Hauptforderungen:

  • Kampf gegen Lohnungleichheit

  • Für bezahlte Care-Arbeit

  • Ausbau der Kinderbetreuung

  • Gegen Frauengewalt

Die Schweiz hinkt in all diesen Dingen hinterher.

Und angesichts des weltweiten anti-feministischen Backlashs sind diese Forderungen sowieso aktueller denn je.

Schweiz - EU

EU-Verträge sind öffentlich

Die Katze ist aus dem Sack und der neue Vertragstext zur EU startet in die Vernehmlassung. (Gif: Giphy)

Übers Wochenende dominierte ein Bündel an Texten die Schlagzeilen, das aktuell und auch in Zukunft wohl kaum jemand ganz lesen wird.

Stolze 1889 Seiten dick ist nämlich der neue Vertragstext, der die komplexe Beziehung zwischen der Schweiz und der EU neu regeln soll. Am Freitag präsentierte ihn Bundesrat Cassis erstmals mit grosser Fanfare der Öffentlichkeit.

Zum Vergleich: Die ersten drei Bücher von «Der Herr der Ringe» umfassen etwa 1238 Seiten.

Das SRF hat sich dennoch einen Überblick verschaffen. Darum geht es:

  1. Der Hobbit, Frodo Baggins, erfährt eines Tages…entschuldige…

Versuchen wir es also nochmal:

  1. Damit die Schweiz weiterhin am Binnenmarkt der EU teilnehmen darf, verpflichtet sie sich dazu, Veränderungen im EU-Recht zu übernehmen. Parlament und Stimmvolk hätten zwar ein Veto, müssten allerdings bei einer Ablehnung mit Gegenmassnahmen rechnen.

  2. Streiten sich die Schweiz und die EU, so gibt es künftig ein Schiedsverfahren. Für besonders grosse Ablehnung bei der SVP sorgt der Umstand, dass dieses Gericht dem Europäischen Gerichtshof unterliegen soll.

  3. Ferner soll der Schweizer Strommarkt gegenüber der EU liberalisiert werden. Dadurch sollen mehr Versorgungssicherheit und tiefere Kosten entstehen. Kritisch stehen diesem Punkt linke Stimmen gegenüber: Sie fürchten im Gegenteil einen Preisanstieg, Lohndumping und einen Abbau von Arbeitsplätzen im Energiesektor.

  4. Lohnschutz. Zusammen mit Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen hat der Bundesrat 14 Massnahmen für einen stärkeren Lohnschutz definiert. Bürgerliche kritisieren daran, dass diese dem grundsätzlichen Ziel einer Liberalisierung des Arbeitsmarktes zuwider laufen.

  5. Die Schweiz zahlt einen höheren Beitrag an den wirtschaftlichen Zusammenhalt des Binnenmarktes. Heute sind es 130 Millionen Franken pro Jahr, in Zukunft wären es 350 Millionen.

Als Nächstes können sich alle Interessierten zum Text äussern. Besonders gespannt blickt man auf die Positionierungen der Parteien im Parlament. Danach kommt das Paket vors Volk.

Wirtschaftsdachverband

Digitale Plattform für liberale Anliegen

Monilka Rühl, Direktorin von Economiesuisse, möchte in Zukunft stärker auf digitale Kampagnen setzen. (Foto: Wikipedia/CC BY-SA 4.0)

Die Annahme der 13. AHV und die Ablehnung des Ausbaus der Nationalstrassen waren für den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse und den Gewerbeverband besonders schmerzhaft.

Die Führungsetage fürchtet, den Draht zu weiten Teilen der Bevölkerung verloren zu haben.

«Das klingt nach Zivilgesellschaft und Beteiligung – ist aber in Wahrheit eine digitale Kampagnen-Maschine für die Wirtschaftslobby.»

Daniel Graf, Gründer von «Wecollect»

Um dem entgegenzuwirken, möchten die Wirtschaftsverbände eine neue digitale Plattform namens «Civic» lancieren. Gemäss einer internen Präsentation, die den Tamedia Zeitungen vorliegt, sollen dadurch Initiativen, Referenden und Petitionen unterstützt werden können. Konkret gehe es auch um digitale Unterschriftensammlungen, Spenden und Datenauswertungen.

Damit kopieren sie ein auf linker Seite bereits bestehendes Modell. Auf der Plattform «Wecollect» wurden bereits etliche linke Kampagnen durchgeführt. Aktuell kann man dort zum Beispiel die Mietpreis-Initiative mit einer elektronischen Unterschrift unterstützen.

Economiesuisse begehe mit diesem Schritt ins Digitale Neuland. Eigene Initiativen lanciere der Verband nach wie vor nicht. Stattdessen wolle man eine Art «Dienstleistungsplattform» schaffen, mithilfe derer Parteien und wirtschaftsliberale Organisationen eigene Unterschriften Sammeln könnten.

Auf LinkedIn hat Daniel Graf, der Gründer von «Wecollect», derweil seine Bedenken zum Geplanten Projekt geäussert. Er bezweifelt, dass diese Plattform wirklich dazu diene, schwächeren Stimmen aus der Zivilbevölkerung mehr Gehör zu verschaffen. Der Name «Civic» sei irrenführend: «Das klingt nach Zivilgesellschaft und Beteiligung – ist aber in Wahrheit eine digitale Kampagnen-Maschine für die Wirtschaftslobby», schreibt Graf.

Zahl des Tages

1364 Franken

Laut dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund verdienen Frauen im Schnitt pro Monat 1364 Franken weniger als Männer. Dies, weil nach wie vor klassische Frauenberufe oft schlechter bezahlt werden.

Kurz-News

Heftige Gewitter in der Westschweiz · In der Westschweiz kam es am Sonntag zu äusserst heftigen Gewittern. Besonders stark betroffen war die Gemeinde Nidau am Bielersee, wie 20 Minuten berichtet. Dort wurde eine Person schwer verletzt. Auf dem Bielersee meldete die Rega Windspitzen mit bis zu 145 Stundenkilometern.

Protestbrief an Cassis · Letzte Woche forderten Mitarbeitende in einem Brief Cassis auf, eine stärkere Stellung zum grossen Leid in Gaza und der Kriegsführung Israels einzunehmen. Die Personalabteilung des Aussendepartements hat nun alle Mitarbeitenden, die den Protestbrief unterzeichneten, einzeln angerufen. Man habe sich vergewissern wollen, ob sie alle tatsächlich unterschrieben haben. Die Betroffenen deuten dies jedoch als Einschüchterungsversuch, schreibt CH Media.

Lernende fordern acht Wochen Ferien · In einem offenen Brief an den Bundesrat haben Lernende am Freitag eine nationale Kampagne zur Stärkung der Berufsbildung lanciert. Nebst einer Erhöhung der Ferien auf acht Wochen im Jahr fordern sie auch eine grundsätzliche Aufwertung der Lehre. Mitunterzeichnet hat den Brief unter anderen auch Dagmar Rösler, die Präsidentin des Dachverbands für Lehrerinnen und Lehrer (LCH).

Keine Nachfolge für Martin Pfister im Zuger Regierungsrat · Weil Martin Pfister seit kurzem im Bundesrat sitzt, ist sein Sitz im Zuger Regierungsrat leer. Am Sonntag fanden deswegen in Zug Ersatzwahlen statt. Obwohl nicht weniger als sechs Kandidierende um den freien Platz kämpften, gingen am Ende alle leer aus. Keine Person erreichte das absolute Mehr. Am 10. August findet der zweite Wahlgang statt. Das steht im Blick.

International

Krieg zwischen Iran und Israel · Übers Wochendende gingen die Luftangriffe zwischen Iran und Israel weiter. In Israel kam es zu mehreren Verletzten. Der Iran meldet mehr als 220 Tote seit Beginn der israelischen Angriffe. Das berichtet das SRF.

Ohrenschmalz ist gut

🔧 Nützliches des Tages

Benutzt du manchmal Wattestäbchen, um deine Ohren zu reinigen?

Ja?

Tu es nicht.

Davon riet mir zumindest vor Jahren mein HNO Arzt ab. Das waren seine Gründe:

  • Der Ohrenschmalz wird gar nicht entfernt, sondern tiefer ins Ohr gestossen

  • Die empfindliche Haut im Gehörgang wird zusätzlich geschädigt

  • Es kann zu Trommelfellverletzungen führen, wenn du das Stäbchen zu tief einführst.

  • Es reicht, wenn du deine Ohren mit einem feuchten Waschlappen ein bisschen ausputzt. Hast du übermässig Ohrenschmalz, dann empfiehlt es sich, professionelles Ärztepersonal aufzusuchen.

Übrigens: Ohrenschmalz ist gar nicht so schlecht. Es fettet die Haut des Gehörgangs ein und hält sie geschmeidig. Darüberhinaus hält er den wichtigen Säureschutzmantel aufrecht, der das Eindringen von Krankheitserregern verhindert.

Kein Hate gegen den Ohrenschmalz!

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Politik

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Macheds guet!

Jonas

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