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Das Positive zuerst: Die Schweiz ist sich einig. Der Service Citoyen und die Erbschaftssteuer wurden deutlich abgelehnt.

Weniger positiv: Heute startet die letzte Session des Jahres in Bundesbern, in der breit gespart werden soll – bei Bildung, Klima, Entwicklungshilfe und Kultur. Der Grund: Die Steuereinnahmen reichen nicht aus, um die Ausgaben zu decken.

Dazu hätte ich einen Vorschlag. Jetzt, da die Überreichen nicht wie angedroht wegziehen müssen, könnten sie anständig besteuert werden.

Schweiz · Abstimmungssonntag

Krachende Niederlagen für Service Citoyen und Erbschaftssteuer

Die Befürworter:innen der Service-Citoyen-Initiative sind in der Minderheit. (Screenshot: Tages-Anzeiger/Alessandro della Valle)

Die Botschaft könnte nicht klarer sein: Die Schweiz will weder Bürgerdienst noch Erbschaftssteuer.

Die Absage für den Service Citoyen ist mit 84,1 Prozent Nein-Stimmen deutlich. Noémie Roten, Initiantin der Service-Citoyen-Initiative, sagt im SRF: «Es zeigt auch, wie schwierig es für ein kleines Komitee aus der Zivilgesellschaft ist, gegen das gesamte politische Establishment anzutreten.»

Die Initiative war zu Beginn aussichtsreich. Anfang Jahr gaben in einer Meinungsumfrage zwei Drittel der Befragten an, einen allgemeinen Bürgerdienst zu unterstützen. Doch dann machte sich Skepsis breit.

Bundesrat Martin Pfister warnte vor einer Verdoppelung der heutigen Kosten. Es blieb zu vage, wie das neue System die Herausforderungen der Zukunft bewältigen will.

Und schliesslich sahen Frauen, die ohnehin schon einen grossen Teil der unbezahlten Sorgearbeit übernehmen, im Bürgerinnendienst eine ungerechtfertigte Zusatzbelastung. Die Initiative war zuletzt chancenlos.

Auch die Erbschaftssteuerinitiative wurde mit 78,3 Prozent deutlich abgelehnt. Wie die WOZ kommentiert, fand die Juso-Initiative einen Lösungsansatz für zwei grosse Probleme in diesem Land, die sich laufend zuspitzen: die soziale Ungleichheit und die Klimakrise.

«Es war eine David-gegen-Goliath-Situation.»

Tamara Funiciello, SP-Nationalrätin

Doch in der Debatte ging es praktisch nie um die soziale Ungleichheit und die Klimakrise. Die Initiative traf auf eine millionenschwere Gegenkampagne. Zusätzlich gestärkt durch eine einseitige mediale Berichterstattung.

Der Ton und die Art und Weise, wie die Debatte geführt worden sei, müsse grundsätzlich hinterfragt werden, sagt SP-Nationalrätin Tamara Funiciello gegenüber Watson. Etwa, dass reiche Unternehmer mit dem Wegzug gedroht hätten.

Ansonsten drohe in der Schweiz eine Situation ähnlich den USA, wo sich wirtschaftliche und politische Macht vermischen würden. «Dürfen solche Leute so viel Macht haben? Ich würde sagen: Nein», so Funiciello.

International · Kakaoanbau

Hochgiftige Pestizide bei Lindt-Kakao – ohne Schutz für die Bauern

Schokolade gehört zu Weihnachten. Doch zu welchem Preis? (Foto: Yves Scheuber/Unsplash)

Lindt-Kakaobauern spritzen hochgiftige Pestizide ohne Schutzkleidung. Zu diesem Schluss kommen schweizerische und ghanaische Recherchierende im Auftrag der Koalition für Konzernverantwortung.

Im Fokus der Recherche steht der Rohstoffkonzern Ecom mit Sitz in Pully (VD). Dieser liefert Kakao an Lindt und ist in den Anbauländern für die Umsetzung des Lindt-Nachhaltigkeitsprogramms zuständig, schreiben die Tamedia-Zeitungen.

Laut der Recherche soll Ecom über Jahre hinweg aktiv Agrochemikalien an die Bauern vertrieben haben. Besonders bedenklich: Kein einziger der besuchten Bauern trug beim Ausbringen der hochgiftigen Pestizide eine vollständige Schutzkleidung.

Während Ecom mit den Bauern Nachhaltigkeitsschulungen durchführte, hätte sie gleichzeitig synthetische Dünger und hochgiftige Pestizide angepriesen. Seinen Mitarbeitenden habe der Konzern sogar Verkaufsziele für die firmeneigenen Pestizide gesetzt.

Lindt bestätigt die Ergebnisse der Recherche. Es handle sich «leider um ein systemisches, strukturelles Problem» der gesamten Branche, das durch Armut, mangelndes Wissen und schwache staatliche Kontrollen verursacht werde, erklärt eine Sprecherin.

Das Problem betreffe nicht nur Lindt, sondern die ganze Branche, bestätigt Andrea Hüsser, Geschäftsleiterin des Good Chocolate Hub, einem Verein, der sich für eine gerechtere Schokoladenindustrie einsetzt.

Um den gefährlichen Pestizideinsatz in den Griff zu bekommen, dürften die Schokoladenhersteller nicht länger nur auf Zwischenhändler setzen. Stattdessen müssten sie den Bauern den Kakao direkt abnehmen.

Schweiz · Crack-Epidemie

Pilotprojekt in Genf: kontrollierte Kokainabgabe für Süchtige

In der Schweiz wird verstärkt über eine Kokainabgabe für Crack-Abhängige diskutiert. (Screenshot: NZZ/Dominic Nahr)

Crack dominiert immer mehr offene Drogenszenen. Nun wird in der Schweiz verstärkt über eine Kokainabgabe diskutiert, schreibt die NZZ am Sonntag. In Genf soll bereits nächstes Jahr ein erstes Pilotprojekt starten.

Kokain soll dabei im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie an schwerstabhängige Crack-Konsumenten abgegeben werden. Die Droge werde dabei von medizinischem Fachpersonal verabreicht, erklärt Suchtexperte Daniele Zullino vom Universitätsspital Genf.

Das erste Ziel sei es, die verelendeten Menschen von der Strasse zu bekommen. Zusätzlich zur Droge will man den Personen Zugang zu medizinischer Behandlung anbieten.

Lange Zeit waren Fachpersonen gegen eine kontrollierte Abgabe. Crack wirkt extrem kurz. Im Gegensatz zur Heroinabgabe kann daher keine «Sättigung» erreicht werden, die Entzugssymptome dämpft. Auch sind die Nebenwirkungen bei langfristigem Kokainkonsum, insbesondere für Herz und Nervensystem, schwer kontrollierbar.

Angesichts zunehmender Notlagen soll nun jedoch untersucht werden, ob mit einer medizinischen Kokainverabreichung eine Besserung der Symptome wie auch der prekären Lebenssituation erreicht werden könne.

Bild des Tages

Wie viele Finger braucht’s, um auf zehn zu zählen?

Dieses Bild sorgt für Häme. (Screenshot: Tages-Anzeiger/Imago)

Der Tages-Anzeiger berichtete gestern, dass Kinder, die früh mit den Fingern rechnen, bessere Mathefähigkeiten entwickeln.

Für Diskussion sorgt aber nicht das Studienergebnis, sondern das Bild. Eine Leserin kommentiert: «Dieses Kind schafft es nur bis neun. Die Redaktion hätte wohl besser die Finger benutzt, um die Finger des unnötig durch AI kreierten Bildes zu zählen.»

Ich bezweifle zwar, dass es tatsächlich ein KI-Bild ist, doch für den Spott ist bereits gesorgt.

Kurz-News

Kantonale Abstimmungen · so hat dein Kanton abgestimmt (Auswahl).

Basel-Landschaft wählt Markus Eigenmann (FDP) zum neuen Regierungsrat.

Zürich ist gegen Grundrechte und Gemeindeautonomie: Die Mobilitätsinitiative wird angenommen, das Vorkaufsrecht für Gemeinden abgelehnt und sowohl die Initiative als auch der Gegenvorschlag für digitale Integrität finden keine Mehrheit.

Appenzell Ausserrhoden hat die neue Kantonsverfassung ohne Ausländerstimmrecht mit Dreiviertel-Mehrheit angenommen.

Graubünden streicht Zahlungen an Ex-Regierungsräte.

In Luzern beteiligen sich neu Kanton und Gemeinden an Kita-Kosten.

Der Kanton Uri weitet das Öffentlichkeitsgesetz auf die Gemeinden aus.

Waadt verweigert Ausländer:innen das kantonale Stimmrecht.

Mattea Meyer zieht sich aus Politik zurück · Die Co-Präsidentin der SP Schweiz legt eine politische Pause ein. Sie werde nicht an der Wintersession teilnehmen, weil sie sich erholen müsse. «Ich habe die letzten Tage realisiert, dass ich rechtzeitig die Notbremse ziehen muss. Nur so kann ich weiterhin das tun, was ich so liebe», schreibt die Nationalrätin auf Instagram.

Jeden Tag fallen 100’000 Angestellte aus · Gesundheitsbedingte Produktionsverluste kosten die Schweiz über 70 Milliarden Franken pro Jahr, schreibt der Tages-Anzeiger. Arbeitnehmende fehlten 2024 im Schnitt 7,5 Tage – deutlich mehr als noch 2010. Hauptgründe für Absenzen sind nicht übertragbare Krankheiten, insbesondere Rückenleiden und psychische Erkrankungen. Rückenbeschwerden verursachen allein rund 2,5 Milliarden Franken jährlich in Produktionsverlusten.

International

Der Ukraine gehen die Soldaten aus · Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft registrierte im Oktober über 21'600 Fälle von Desertionen. Zusätzlich gelten rund 150'000 Soldat:innen als unerlaubt abwesend. Gleichzeitig stockt die Rekrutierung, schreibt die NZZ. Nur zwölf Prozent der neuen Kräfte melden sich freiwillig. Trotz anhaltender Gefechte erlaubt die Regierung seit August jungen Männern zwischen 18 und 22 die Ausreise – in der Hoffnung, dass sie später zurückkehren.

Millionen Menschen fliehen aus dem Sudan · Die Zahl sudanesischer Bootsflüchtlinge nach Europa steigt deutlich. Italien registrierte 2025 bisher rund 3900 Ankünfte, fast doppelt so viele wie im Vorjahr, wie CH Media berichtet. Laut Deza-Chefin Patricia Danzi dürften die Zahlen weiter zunehmen, da Millionen Menschen vor dem eskalierenden Konflikt fliehen. Für die Schweiz erwartet Danzi mittelfristig mehr Gesuche, auch wenn das Land bislang kein primäres Ziel ist.

Myanmar: Militärjunta auf dem Vormarsch · Die Militärjunta in Myanmar gewinnt im Bürgerkrieg wieder Terrain, berichtet das Echo der Zeit. Widerstandskämpfer:innen berichten von schweren Verlusten. Die Fortschritte des Regimes werden auch auf verstärkte Unterstützung aus China zurückgeführt. Parallel bereitet die Junta Wahlen für Ende Jahr vor, die laut Kritiker:innen weder frei noch fair sein können. Ein Ende des Konflikts ist nicht absehbar. Grosse Teile des Landes bleiben ausserhalb der Kontrolle des Regimes.

Andreas Babst und Elise Blanchard haben Myanmars Revolutionäre im Dschungel besucht. Entstanden ist eine lesenswerte Reportage für die NZZ: «Sie leben im Dschungel, kämpfen in einem Bürgerkrieg und verhandeln das Erwachsenwerden. Alles gleichzeitig»

❄️ 🎄 6iBrief Adventskalender 🧑‍🎄 ❄️

1. Türchen

Brauchst du jeweils auch mehrere Anläufe, um dich in festliche Stimmung zu bringen?

Als Kickstarter in die Weihnachtszeit gibt es darum heute direkt ein Weihnachtslied. Und da gibt es eigentlich nur ein Schweizer Original:

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Religion

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Bis dann!

Yann

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