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In der Schweiz gilt: Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung. Kaum haben wir die Abschaffung des Eigenmietwerts und die Einführung der E-ID verarbeitet, beschäftigen wir uns mit der Abstimmung vom 30. November über die «Initiative für die Zukunft».
Hinter diesem klingenden Namen steht ein Anliegen der Juso, das im Wesentlichen Erbschaften ab 50 Millionen stärker besteuern will. Die Steuereinnahmen sollen für die Bekämpfung der Klimakrise verwendet werden.
Schweiz · Abstimmungen
Widerstand gegen Erbschaftsinitiative der Juso

Laut den Juso tragen die Reichsten übermässig zur Klimazerstörung bei. (Foto: Yaroslav Muzychenko/Unsplash)
«Erbschaften sind in den letzten 30 Jahren doppelt so stark gestiegen wie die Löhne», titelt der Tages-Anzeiger (E-Paper) heute. Das Schweizer Erbvolumen werde dieses Jahr voraussichtlich die 100-Milliarden-Schwelle knacken. 30 Prozent der gesamten Erbsumme gehen an das eine Prozent der Erben, die am meisten erhalten.
Für diese Superreichen wollen die Jungsozialist:innen landesweit eine Erbschaftssteuer einführen – alles, was 50 Millionen übersteigt, soll zur Hälfte dem Staat abgeliefert werden.
Dagegen formiert sich jetzt die grösstmögliche Allianz, die in der politischen Schweiz möglich ist: ein Komitee, bestehend aus Wirtschaftsverbänden, SVP, FDP, Mitte-Partei und Grünliberalen. Am Dienstag hat das Komitee seine Nein-Kampagne lanciert, wie die NZZ berichtet.
Das Gegenargument: Ein derart hoher Steuersatz könnte dazu führen, dass Reiche im grossen Stil abwandern, was unter dem Strich zu weniger Einnahmen führen würde.
Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP Schweiz, hält im Gespräch im Tages-Anzeiger dagegen: «Wollen wir uns wirklich von einer kleinen Millionärsminderheit erpressen lassen, die versucht, mit ihrem Geld demokratische Volksentscheide auszuhebeln?»
Kantonale Budgets
Kantone in finanzieller Schieflage

Kantone kämpfen mit steigenden Ausgaben und Defiziten. (Screenshot: SRF)
Laut SRF rechnen die meisten Kantone in ihren Budgets für 2026 mit Defiziten. Die Gründe sind bekannt: steigende Ausgaben für Bildung, Soziales und Gesundheit, während die Einnahmen stagnieren. Besonders die Westschweiz kämpft mit tiefroten Zahlen. Genf erwartet ein Minus von über 400 Millionen Franken, Waadt eines von 331 Millionen. Beide reagieren mit Sparprogrammen – oft auf Kosten des Staatspersonals und des Sozialbereichs.
Auch der Kanton Tessin steht vor einem massiven Defizit von 700 Millionen Franken. Gemäss Tamedia-Zeitungen sind die Auslöser steigende Gesundheitskosten und zwei angenommene Volksinitiativen zur Entlastung bei Krankenkassenprämien, die den Kanton jährlich 350 Millionen kosten.
Dagegen verbesserte der Kanton Zug sein Budget im Vergleich zum Vorjahr um 144 Millionen Franken und der Kanton Bern um 119 Millionen Franken.
Zug weiss nicht, wohin mit dem ganzen Geld, und plant, den Steuerfuss zu senken. Die aktuellen Zahlen zeigen die wirtschaftlichen Unterschiede der Kantone – während die einen kürzen, leisten sich andere Steuererleichterungen.
Gaza-Flottille
Gaza-Aktivist:innen müssen zahlen

Alle Aktivist:innen wurden inzwischen von Israel freigelassen. (Screenshot: Watson/Keystone)
Israel hat am Dienstag die verbliebenen zehn Schweizer Aktivist:innen der Gaza-Protestflotte freigelassen und nach Jordanien ausgeschafft. Nun will ihnen das Aussendepartement (EDA) die entstandenen Kosten in Rechnung stellen.
19 Schweizer:innen wollten zusammen mit hunderten Aktivist:innen Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen. Israelische Soldat:innen hatten die Schiffe abgefangen und alle Personen inhaftiert.
Das EDA besuchte die inhaftierten Schweizer:innen und organisiert jetzt die Unterkunft und die Weiterreise in die Schweiz, die für heute geplant sei, wie die NZZ berichtet.
Das Departement und die Aktivist:innen machen sich indessen gegenseitig Vorwürfe. Ein Aktivist kritisierte am Montag bei der Ankunft in Genf, das EDA sei völlig untätig gewesen. Das EDA dagegen hält fest, dass sie die Teilnehmenden der Flotte vor «erheblichen Risiken für ihr Leben und ihre körperliche Unversehrtheit» gewarnt hätten.
Wer sich trotz der Warnungen zu einer Reise entschliesst, tut dies gemäss dem Aussendepartement auf eigene Verantwortung. Aus diesem Grund plant das EDA, die Kosten für seine Dienstleistungen den Aktivist:innen in Rechnung zu stellen. Das Departement geht davon aus, dass der Aufwand im Zusammenhang mit der Gaza-Protestflotte bis heute rund 600 Arbeitsstunden beträgt.
Währenddessen überfluten propalästinensische Aktivist:innen das EDA in den letzten Tagen mit rund 25’000 Protest-E-Mails und hunderten Anrufen, wie das Westschweizer Radio RTS berichtete.
Aufgeschnappt
Italienische Bananen

Bald gibt es Bananen aus Italien. Der amerikanisch-schweizerische Konzern Chiquita will in Sizilien in einer ersten Projektphase 20’000 biologische Bananenstauden setzen, wie SRF berichtet. Möglich wird das aufgrund des zunehmend tropischen Klimas im Süden des Landes.
Kurz-News
GLP sagt Ja zu Bilateralen III · Die Grünliberalen unterstützen das neue Vertragspaket mit der EU nahezu vorbehaltlos. Parteipräsident Jürg Grossen spricht von einer «pragmatischen und passgenauen Lösung» für die Schweiz, die Marktzugang und Souveränität sichere. Ebenfalls dafür sind SP und Grüne. Die SVP hält dagegen. Mit ihrem klaren Ja grenzt sich die GLP von FDP und Mitte ab, die noch um ihre Position ringen. Laut SRF haben die Parteien noch bis Ende Oktober Zeit, Position zu beziehen.
Centovalli-Bahn unter den besten Herbstreisen · Die «New York Times» hat die Zugstrecke zwischen Locarno und Domodossola zu einer der fünf schönsten Herbstreisen Europas gekürt. Die Centovalli-Bahn, auch «Treno del Foliage» genannt, führt durch goldene Buchenwälder, vorbei an Flüssen und Bergdörfern. Gemäss Handelszeitung ist für Bahnchef Matteo Corti die internationale Anerkennung «eine Quelle des Stolzes» und ein Beweis für die Qualität des touristischen Angebots im Tessin.
So teuer sind Unterkünfte am WEF in Davos · Drei Monate vor dem nächsten WEF schnellen die Airbnb-Preise in Davos in die Höhe. Watson hat sich die Preise angeschaut. Wer während des Weltwirtschaftsforums vom 19. bis 23. Januar 2026 übernachten will, zahlt im Schnitt 28’000 Franken für fünf Nächte. Die günstigsten Angebote beginnen bei 11’000 Franken, die teuersten klettern bis auf 55’000 Franken.
International
EU verschärft Stahlzölle · Die EU-Kommission will den zollfreien Import von Stahl fast halbieren und den Zoll ausserhalb der Kontingente auf 50 Prozent verdoppeln. Ziel ist es, die europäische Stahlindustrie vor globalen Überkapazitäten zu schützen. Für die Schweiz gibt es keine Ausnahmeregelung. Branchenverbände wie Swissmem und Metal Suisse warnen vor massiven Folgen für die Schweizer Stahlproduktion und fordern Verhandlungen über eigene Kontingente. Laut SRF News sollen die neuen Regeln ab Juni 2026 gelten.
Thailand plant Einreisegebühr und Gratisflüge · Der Tourismus, der bis zu einem Viertel des BIP ausmacht, steht nach Pandemie und politischer Instabilität weiter unter Druck. Internationale Tourist:innen sollen künftig 300 Baht – rund 7.35 Franken – bei der Einreise bezahlen. Die Einnahmen sollen in bessere Infrastruktur und Sicherheitsmassnahmen fliessen. Gleichzeitig will Thailand 200’000 Tickets für Inlandsflüge an ausländische Besucher:innen vergeben, um weniger bekannte Regionen zu fördern. Beide Vorhaben müssen noch vom Parlament genehmigt werden. Gelesen im Tages-Anzeiger.
🍌 Geschichte des Tages
Bananenfrauen
Den älteren unter uns mögen die Bananenfrauen noch ein Begriff sein. Ich habe erst kürzlich von ihnen erfahren.
Die Bananenfrauen waren eine Schweizer Gruppierung, die die Fair-Trade-Bewegung ins Leben gerufen hat.
Als Ursula Brunner 1973 im Rahmen eines Frauenabends den Film «Bananera libertad» vorführte, waren die anwesenden Frauen entsetzt über die Arbeitsbedingungen in Zentralamerika. Sie fragten sich: Wie ist es möglich, dass Bananen bei uns billiger sind als heimische Äpfel? Und als die Migros kurz darauf den Bananenpreis deutlich senkte, beschlossen sie zu handeln.
Sie schlugen dem Detailhändler in einem Brief vor, den Bananenpreis bei 1 Franken 50 pro Kilo zu belassen und den durch die Dollarabwertung frei gewordenen Betrag in Entwicklungsprojekte zu investieren. Die Antwort der Migros kam postwendend: «Wir sind keine Wohltätigkeitsinstitution.»
Und so entstand eine schweizweite Bewegung, die sich für einen gerechten Bananenhandel einsetzte.
Ursula Brunners Engagement führte auch zu Konflikten. SRF Geschichte geht der Frage nach, wie Ursula Brunner von einer bürgerlichen Pfarrfrau zu einer Aktivistin wurde.
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Handwerk
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Bis dann
Yann