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Am Dienstag tötete ein Mann mutmasslich seine Ex-Frau und ihre Eltern. Grauenhaft, aber leider kein Einzelfall. Bereits 18 Femizide gab es laut Beobachter:innen in diesem Jahr. Die Ursachen dafür sind systematisch – das System heisst Patriarchat.

Femizid in der Schweiz

Drei Todesopfer im Kanton Solothurn

Am feministischen Streiktag vom vergangenen Samstag schrien die Demonstrierenden 15 Sekunden lang – eine Sekunde pro Femizid, der in diesem Jahr begangen wurde.

Wäre der Streiktag erst morgen, dann müssten sie einige Sekunden länger schreien.

18 Sekunden lang, um es genau zu sagen.

«Was wir sicher sehen, ist ein Backlash bezüglich Frauenverachtung. Patriarchale Vorstellungen von Männlichkeit finden vermehrt Zustimmung.»

Pia Allemann, Co-Geschäftsleiterin Beratungsstelle für Frauen gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft (BIF)

Gemäss der Rechercheplattform «Stop Femizid» wurde am Tag des Streiks im Wallis eine Frau von einem Mann getötet.

Und am Dienstag tötete ein Mann mutmasslich seine Ex-Frau und ihre beiden Eltern. Darüber berichteten am Mittwoch der Blick und 20 Minuten.

Die Artikel habe ich bewusst nicht verlinkt.

Weshalb?

Weil sie nahezu alles machen, wovor «Stopp Femizid» in einem Leitfaden für Medienschaffende abrät:

  • Sie zeigen verpixelte Bilder der Gewaltopfer und des Täters.

  • Sie zeigen detaillierte Fotos des Tatorts.

  • Sie suchen nach persönlichen Gründen für die Tat bei den Befindlichkeiten des Täters.

  • Dann wird eine Nachbarin zitiert, die den Täter als «sehr sympathischen Mann» beschreibt.

Aus folgenden Gründen ist all das fehl am Platz:

  1. Dadurch werden voyeuristische Impulse bedient.

  2. Für die gewaltbetroffenen Frauen und Hinterbliebenen wirken solche Schilderungen oft traumatisierend.

  3. Eine solche Berichterstattung stachelt zukünftige Täter an.

  4. Sie lenkt von systematischen Ursachen ab.

Was sollte man stattdessen tun?

Anstatt reisserische Artikel zu schreiben, versuchen, die Gewalt zu kontextualisieren und in einen grösseren Rahmen einzuordnen.

Genau das leistete gestern ein Artikel in den Tamedia Zeitungen.

Er zeigt auf, dass solche grauenhaften Taten keine Einzelfälle sind, sondern Teil eines gesellschaftlich-patriarchalen Machtgefüges, das Gewalt an Frauen begünstigt.

Das bestätigt auch Pia Allemann von der Beratungsstelle für Frauen gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft (BIF): «Was wir sicher sehen, ist ein Backlash bezüglich Frauenverachtung. Patriarchale Vorstellungen von Männlichkeit finden vermehrt Zustimmung.»

Ebenfalls zeigt Bundesrätin Baume-Schneider Handlungsbereitschaft. Aufgrund der hohen Anzahl an Femiziden im laufenden Jahr hat sie eine ausserordentliche Sitzung zum Problem einberufen.

Neutralität

Ständerat lehnt SVP-Neutralitätsinitiative ab

SP-Ständerat Daniel Jositsch scherte gestern aus und befürwortete die SVP-Neutralitätsinitiative. (Foto: SP Schweiz)

Wenn die Kasse klingelt, dann nimmt es die SVP mit der Neutralitätspolitik nicht so genau – beispielsweise bei der Ausfuhr von Rüstungsgütern. Sanktionen gegen Russland sind ihr jedoch schon seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen die Ukraine ein Dorn im Auge.

Deswegen lancierte die Rechtspartei die «Neutralitätsinitiative». Demnach sollte die bewaffnete Neutralität in der Verfassung festgeschrieben werden. Der Beitritt zu militärischen Bündnissen sowie das Ergreifen von Sanktionen wäre somit für die Schweiz verboten.

Für gewisse Furore sorgte bei linken Kreisen, dass sich bei der gestrigen Ständeratsdebatte SP-Ständerat Daniel Jositsch klar für die SVP-Initiative aussprach.

Dennoch: Der Ständerat versenkte das Anliegen mit 35 zu acht Stimmen.

Angenommen wurde jedoch ein direkter Gegenvorschlag der Mitte. Dieser sieht zwar kein Sanktionsverbot vor, verankert aber die bestehende Neutralitätspolitik in der Verfassung.

Wie CH Media bemerkt, wollten Befürworter:innen mit dem Gegenvorschlag dafür sorgen, dass im Abstimmungskampf die Gegner der Neutralitätsinitiative nicht als Gegner der Neutralität per se dargestellt werden könnten.

Vorauseilender Gehorsam oder geschickter Schachzug?

Letzteres bezweifelt Bundesrat Cassis. Vergeblich hatte er gestern auch gegen den Gegenvorschlag zu argumentieren versucht, heisst es in der NZZ. Der Ständerat signalisiere dadurch, dass er einen gewissen Handlungsbedarf anerkenne und zumindest in Teilen die SVP-Initiative unterstütze.

Wie heisst es so schön? Am Ende entscheidet das Volk.

EU-Migrationspakt

Nationalrat stimmt teilweise zu

Mehr Zäune an der Aussengrenze zur EU: Das fordert das neue EU-Migrationspaket. (Foto: Unsplash)

Der neue EU-Migrations- und Asylpakt liegt auf dem Tisch. Er soll ein gerechteres und effizienteres Asylsystem schaffen. Dabei sind eine Reihe von Veränderungen innerhalb des Schengenraums sowie verschärfte Regelungen an den EU-Aussengrenzen vorgesehen.

Weil die Schweiz sowohl Teil des Schengenraums als auch Dublin-Mitgliedstaat ist, ist sie von diesen Reformen mehr oder weniger direkt betroffen.

Grundsätzlich sagte der Nationalrat gestern zu vielen davon ja – allerdings nicht zu allen, wie im Blick zu lesen ist.

Beispielsweise soll sich die Schweiz nicht am Solidaritätsmechanismus beteiligen, der jene Staaten entlasten würde, die besonders viele Menschen aufnehmen müssen. Dafür sorgten mehrheitlich die Stimmen der SVP und 20 Enthaltungen der FDP.

Überhaupt stellte sich die SVP gegen das EU-Reformpaket, weil sie höhere Kosten für die Schweiz und eine stärkere Einbindung in die migrationspolitischen Strukturen innerhalb des EU-Raums befürchtet.

Ebenfalls gegen das Paket waren die Grünen – freilich aus entgegengesetzten Gründen. Sie folgten damit den Voten zahlreicher Asylrechtsorganisationen, die die EU-Reformen im Vorfeld als «ineffizient, krisenanfällig und unsolidarisch» kritisierten.

In einer Medienmitteilung der Grünen heisst es: «Der menschenunwürdige Pakt wird zu massiven Verschärfungen der bereits prekären Situation von Geflüchteten führen: mit Lagern an den Aussengrenzen, erleichterten Inhaftierungen, längeren Wartefristen und Ausschaffungen von Kindern und Jugendlichen.»

Dass die Situation in den Lagern an der Aussengrenze zur EU schrecklich ist und welche Rolle die Schweiz dabei spielt, zeigt die Republik in einer eindrücklichen Reportage auf, die gestern erschienen ist.

Aufgeschnappt

Wegen Listerien: Coop ruft Salat zurück

Foto: Coop

Wenn du ein Migroskind bist, dann darfst du das ignorieren.

Alle Coopkinder: aufgepasst!

Gestern teilte Coop mit, dass der Naturaplan Bio Mischsalat Listerien aufweist und somit gesundheitsschädlich sein könnte. Die Bakterien können Fieber, Muskelschmerzen, Erbrechen und Durchfall erzeugen. Vom Verzehr wird daher abgeraten. Betroffen sind Packungen mit dem Haltbarkeitsdatum 19.06.2025.

Kurz-News

Schweizerische Nationalbank senkt Leitzins auf 0 Prozent · Gestern hat die Nationalbank den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. Nun liegt er bei 0 Prozent. Ein Grund für die Senkung sei die tiefe Inflation. Der neue Leitzins soll längerfristig die Preisstabilität in der Schweiz gewährleisten. Erst mit etwas Verzögerung könnten sich auch die Mieten nach unten anpassen, weil durch den Entscheid auch der Referenzzinssatz unter Druck gerate, erklärt das SRF.

Nein zur Klimafondsinitiative · Mit 120 zu 64 Stimmen hat der Nationalrat gestern Nein zur Initiative «Für eine gerechte Energie- und Klimapolitik: Investieren für Wohlstand, Arbeit und Umwelt» gesagt. Auch ein direkter Gegenvorschlag wurde abgelehnt. Schon im Vorfeld wurden der Initiative schlechte Chancen prognostiziert. Das habe ich im Blick gelesen.

Kürzere Ferien für Gymischüler:innen statt mehr für Lernende · 20 Minuten berichtet von einer bürgerlichen Forderung, die Ferienzeit für Gymischüler:innen zu kürzen. Unterstützt werde sie von SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger und Gewerbeverbands-Präsident Fabio Regazzi. Sie sei eine Reaktion auf die erst kürzlich hervorgebrachte Forderung nach Ferien für Lernende. Bei den Lesenden von 20 Minuten sorgte der Vorschlag für grossen Unmut.

Überparteiliche Allianz startet Ja-Kampagne für die E-ID · Eine parlamentarische Allianz aus Links-, Mitte- und Rechtsparteien hat gestern ihre Unterstützung für das neue Gesetz über die elektronische Identität bekräftigt. Die E-ID soll kostenlos und freiwillig sein. Die Allianz unterstrich dabei, dass die Internetnutzenden die Kontrolle über ihre Daten haben würden. Die Volksabstimmung dazu findet am 28. September statt. Das berichteten die Tamedia Zeitungen.

International

Nahostkonflikt · Am Donnerstag traf eine iranische Rakete ein Spital im Süden Israels. Dabei wurden mehrere Personen verletzt. Ebenfalls wurden Schäden an der Notaufnahme des Spitals gemeldet. Gemäss den iranischen Revolutionsgarden seien militärische Einrichtungen in der Nähe der Klinik das eigentliche Ziel gewesen. Zudem hat sich Freitagnacht der britische Aussenminister mit Marco Rubio zur Lage ausgetauscht. Beide bekräftigten, dass Iran niemals in den Besitz einer Atomwaffe gelangen dürfe, schreibt die NZZ in ihrem Live-Ticker.

Hilfe bei häuslicher Gewalt

Nützliches des Tages

Häusliche Gewalt ist vielfältig und kann körperlich, psychisch oder sexuell sein. Hier findest du Hilfe, wenn du davon betroffen bist:

  • Alarmiere im Notfall die Polizei (Tel. 117) und fordere medizinische Hilfe an (Tel. 144).

  • Die Opferhilfe Schweiz bietet für Betroffene in jedem Kanton kostenlose, vertrauliche und anonyme Beratung.

  • Weibliche Betroffene finden in den Frauenhäusern Zuflucht, für Männer bietet der Verein Zwüschehalt entsprechende Plätze an.

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Politik

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Take care und schöns Weekend

Jonas

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