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Herzlich willkommen zum ersten 6iBrief! Auch wenn Banken künstliche Erzeugnisse sind, haben sie mit den Bergen eines gemeinsam: Wenn sie einstürzen, trifft es die gesamte Gesellschaft. Nach dem Credit Suisse Kollaps und dem Bergsturz in Blatten wächst deshalb der Ruf nach besserem Katastrophenschutz – für Finanzen und Felsen.

Bankenregulierung

UBS braucht mehr Eigenkapital

Um die Metapher des Bergsturzes nicht überzustrapazieren, hier eine andere: Stellt man sich eine Grossbank als Löwin vor, mit welchen Mitteln sollte man sie bändigen?

Diese Frage beschäftigt den Bundesrat nach der Finanzkrise und dem jüngsten Credit Suisse Kollaps intensiv. Am vergangenen Freitag stellte er nun in einer viel beachteten Medienkonferenz ein erstes Massnahmenpaket zur verschärften Bankenregulierung vor. Das sind die Hauptpunkte:

  • Strengere Eigenkapital-Vorgaben

  • Mehr Kompetenzen für die Finanzmarktaufsicht FINMA

  • Verantwortlichkeitsregime für Manager:innen

  • Neue Boni-Regelungen

Besonders betroffen durch die erste Massnahme ist die UBS, wie der Tages-Anzeiger berichtete. Weil sie neu für ihre ausländischen Tochterfirmen mehr Kapital aufbauen müsste, drohe ein zusätzlicher Kapitalbedarf von 26 Milliarden Dollar.

Damit ziehe der Bundesrat eine Lehre aus dem CS-Kollaps: Wäre die Bank damals auf einem dickeren finanziellen Polster gestanden, hätte sie sich schneller von einzelnen maroden Teilen trennen können, um so einem Totalkollaps vorzubeugen.

Die NZZ spricht derweil von einer neuen Stufe der «Entfremdung» zwischen UBS und der Finanzministerin Karin Keller-Sutter.

Entsprechend genervt gab sich UBS Chef Sergio Ermotti in einem internen Memo: Die neuen Kapitalvorschriften seien «extrem, unverhältnismässig und nicht international abgestimmt», sagte er.

Andere Stimmen finden hingegen, besser hätte es für die UBS nicht kommen können. So sprach Arthur Rutishauser in einem Kommentar für den Tages-Anzeiger von einem «Sieg der Vernunft». Die neue Regulierung halte die UBS nämlich davon ab, auf Pump Banken aus dem Ausland zu übernehmen.

Aus linker Sicht wird besonders scharf kritisiert, dass die neue Regulierung, wenn überhaupt, erst in ca. 10 Jahren in Kraft treten könne. Nationalrätin Céline Widmer sagte ferner dazu in einer Medienmitteilung der SP:

«Zudem braucht es weitere Massnahmen wie eine allgemeine Erhöhung des Eigenkapitals über die Unterlegung der Tochterbanken hinaus, die Rückstellung von Boni und Dividenden sowie ein Verbot von an Bedingungen geknüpfte Grossbanken-Spenden an Parteien. Nur so können wir die Stabilität des Finanzplatzes sichern und eine weitere Belastung der Bevölkerung verhindern.»

Katastrophenschutz und Klimawandel

30 Personen evakuiert

Am Pfingstsonntag mussten im Unterwallis 30 Personen für unbestimmte Zeit ihre Häuser verlassen, wie das SRF berichtet.

In den Tagen zuvor hatten sich im oberen Val de Bagnes bereits mehrere Murgänge ereignet. Laut Dienststellen der Gemeinden sei in den kommenden Wochen mit weiteren zu rechnen.

Die jüngsten Ereignisse lassen aufhorchen.

Gemäss dem Tages-Anzeiger gibt es in den Bergkantonen Bern, Graubünden und Wallis 200 Risikostellen, die nahezu permanent überwacht werden. Ein bekanntes Beispiel ist der sogenannte «Spitze Stei» bei Kandersteg. Dort seien 16 Millionen Kubikmeter Fels- und Schuttmasse instabil – mehr, als in Blatten vom Berg fiel.

In einer SDA Meldung im Blick heisst es zudem, jedes zehnte Gebäude im Kanton Graubünden stehe in einer generellen Naturgefahren-Zone.

Wir sehen also: Berge sind tatsächlich «too big to fail». Doch im Gegensatz zu Banken gibt es für ihre Stabilität keine Rettungsschirme, keine Notfallkredite, keine Eingriffe der Nationalbank. Wenn ein Berg ins Rutschen gerät, ist jede Gegenwehr zwecklos. Die Kräfte der Natur sind einfach zu gewaltig, um sie kurzfristig aufzuhalten.

Und genau deshalb müssen wir den menschengemachten Klimawandel ernst nehmen. Der Tages-Anzeiger zietiert dazu einen Bericht der Dienststelle für Naturgefahren des Kantons Wallis: «Der Klimawandel bringt es mit sich, dass bisher ganzjährig gefrorene Untergründe in grossen Höhen langsam auftauen. Als Folge drohen Felsstürze und Rutschungen. Betroffen ist insbesondere das Wallis mit seinen steilen Hängen und nahe gelegenen Siedlungen.» 

Auch Expert:innen der ETH Zürich gehen übrigens davon aus, dass der Bergsturz in Blatten «wahrscheinlich» eine Folge des Klimawandels war.

Schweizer Sicherheitspolitik

Wohin treibt die Schweiz?

«Ich würde es nicht Angst nennen, aber Sorge macht mir die Gesamtsituation aus sicherheitspolitischer Optik.»

So antwortete der Staatsekretär für Sicherheitspolitik Markus Mäder auf die abschliessende Frage in einem Gespräch mit dem Tages-Anzeiger.

Die Sorge ist sicher nicht unbegründet, denn aktuell steht die Schweiz vor grossen sicherheitspolitischen Fragen und Herausforderungen: Wie verhält sich Trump zur Nato? Droht ein Angriff Russlands auf Europa? Welche Rolle spielt die Rivalität zwischen China und den USA für die Schweiz?

Im Interview ist nun jene typische schweizerische Mentalität zu spüren, es allen stets recht machen zu wollen, ohne selber eine klare Haltung zu beziehen: Mäder betont die «gut etablierte sicherheits- und verteidigungspolitische Zusammenarbeit mit den USA und ein starkes Interesse, diese weiterzuführen.» Ebenso habe die Schweiz ein «Interesse, die sicherheitspolitische Kooperation mit Europa zu vertiefen.»

Auf die Frage, ob die Schweiz eine engere Kooperation mit der Nato anstreben soll oder sich auf eine engere Zusammenarbeit innerhalb Europas konzentrieren müsse, lautet Mäders Antwort: «Beides.»

Als neutrales Land seien der Schweiz «alle diplomatischen Kanäle offen», sagt Mäder.

Darauf folgt schliesslich eine Aussage zum russischen Angriffskrieg, die für einige Beobachter:innen wohl wie eine Quadratur des Kreises klingen mag: «Wir haben diese Verletzung des Völkerrechts verurteilt und gleichzeitig unsere Neutralität eingehalten.»

Zum Beispiel für den deutschen CDU-Politiker Roderich Kiesewetter: «Neutralität heisst nicht, keine Haltung zu haben», sagte er am Wochenende in einem Interview mit den CH-Medien und drückte dadurch sein Unbehagen gegenüber der Schweizer Aussenpolitik aus.

Besonders irritiere ihn, dass die Schweiz die Lieferung von Rüstungsgütern an die Ukraine blockiert habe. Am Ende äusserte er gar die Vermutung, die Schweiz sei mit dem russischen Oligarchentum verflochten und müsse dahingehend noch einiges aufarbeiten.

In den kommenden Monaten wird sich jedenfalls noch zeigen, wie sich die neutrale Schweiz durch das gegenwärtige geopolitische Spannungsfeld manövrieren möchte.

Zahl des Tages

Über 100 Rega-Einsätze

1414

Diese Nummer must du Anrufen, wenn du in den Bergen nicht mehr weiter kommst. Ist das Wetter nicht allzu schlecht, dann darfst du darauf hoffen, bald das angenehm erleichternde Rattern des Helikopters zu hören.

Dein Retter in der Not ist da.

Auf diese Hilfe konnten übers Pfingstwochende einige Personen zählen, wie die Rega in einer Medienmitteilung schreibt. Über 100 Mal mussten ihre Retter:innen ausrücken.

Zum Beispiel an der Rigi Hochflue: Gleich fünf Personen hatten sich in sehr exponierter Lage verlaufen und waren blockiert. Sie wurden nacheinander mit einer Rettungswinde an einen sicheren Ort transportiert.

An dieser Stelle: Bravo an das ganze Rettungsteam der Rega!

Und hier kannst du Gönner:in werden. Dann ist deine Rettung auch gratis (in den meisten Fällen).

Kurz-News

Röstigraben im Gaza-Krieg · Wegen seiner passiven Haltung zum Gaza-Krieg steht Bundesrat Ignazio Cassis vermehrt in der Kritik. Dabei zeichne sich langsam eine Art Röstigraben ab, findet der Tages-Anzeiger. Lausanne und Genf lancierten einen Appel für eine klare Positionierung, während in den meisten Deutschschweizer Städten noch Stille hersche. Das internationale Genf, wo viele Menschenrechtsorganisationen ihren Sitz haben, spiele vermutlich eine Rolle in dieser Haltung. So hat die Universität Genf als bislang einzige Uni ihre Beziehungen mit israelischen Institutionen sistiert.

Rennen um Thierry Burkarts Nachfolge · In der Politsendung «SonnTalk» hat sich die St. Gallerin Susanne Vincenz-Stauffacher zu einer möglichen Kandidatur geäussert. Zwar überlege sie es sich ernsthaft, definitiv festlegen wolle sie sich aber noch nicht. Stauffacher ist bisher im Unterschied zu Burkart mit einer betont proeuropäischen Haltung aufgetreten.

Streit wegen EU-Stromabkommen · Der Gewerkschaftsführer Pierre-Yves Maillard wirft den Grünen vor, die Energiewende zu behindern. Dies weil die Partei letzte Woche beschlossen hatte, das Stromabkommen mit der EU zu unterstützen. Laut Maillard könne eine Marktliberalisierung zu höheren Preisen und strukturellem Strommangel führen. Grünen Chefin Aline Trede sieht demgegenüber mehr Potential in einer Dynamisierung des Strommarktes. Das berichtet der Tages-Anzeiger.

International

Trump schickt Marine nach Los Angeles · Seit vier Tagen demonstrieren in Los Angeles im US Bundestaat Kalifornien tausende gegen Trumps Migrationspolitik. Auslöser waren Razzien der Migrationsbehörde. Gestern schickte Trump nun 700 zusätzliche Marinetruppen zu den bereits entsandten Truppen der Nationalgarde nach Los Angeles. Der Gouverneur Kaliforniens, Gavin Newsom, klagt gegen Trump. Das berichtet die New York Times.

Israel stoppt Greta Thunbergs Hilfsgüterschiff · Am Sonntag stoppte das israelische Militär eine Gruppe von Aktivist:innen, darunter Greta Thunberg, die mit einem Schiff voller Hilfsgüter nach Gaza reisen wollten. Die Aktivist:innen wurden an Land gebracht und sollen nun in ihre Heimatländer zurückkehren, wie das SRF berichtet.

Länger lieben

✅ To-Do Liste

Die ZEIT am Wochenende hat vor einigen Wochen 40 Paartherapeut:innen nach ihren ultimativen Tipps für eine lang anhaltende Beziehung gefragt. Obwohl ich kein grosser Fan von Beziehungsratgebern bin, fand ich doch an einigen Vorschlägen ziemlichen Gefallen. Hier eine kleine Auswahl:

  • Küsst euch viel, oft, und die ganze Zeit.

  • Wenn deine:r Partner:in nach Hause kommt, unterbreche für 20 Sekunden alles, was du gerade tust und begrüsse dein Gegenüber.

  • Umarmt euch jeden Tag für mindestens zwei Minuten.

  • Sag nicht ja zu etwas, was du nicht willst.

  • Stelle deine:r Partner:in jede Woche eine neue Frage.

  • Berührt euch gegenseitig, wenn ihr aneinander vorbeiläuft.

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen.

Das Wochenthema: Geografie

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

In diesem Sinne: seid lieb zueinander!

Jonas

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