Guten Morgen {{vorname}}
In Science-Fiction-Filmen gibt es Maschinen, die Gedanken und Gefühle lesen können. Eine bürgerliche Mehrheit im Parlament glaubt, das gehe auch in der Realität. Sie will die Gewissensprüfung für Zivildienstleistende wiedereinführen und dadurch dem Personalmangel beim unbeliebten Militärdienst entgegenwirken.

Personalmangel bei der Armee

Nationalrat erschwert Zugang zum Zivildienst

Zivildienstleistende bauen eine Trockenmauer im Val Müstair: körperliche Schwerstarbeit bei jeder Witterung. (Foto: Jonas Stähelin)

Offen zugegeben: Ich bin stolz, meinen Dienst fürs sogenannte «Vaterland» geleistet zu haben.

  • Zuerst diente ich einige Monate in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung.

  • Dann half ich ein halbes Jahr bei der Direktion für Entwicklungszusammenarbeit beim Bund mit.

  • Für meinen langen Einsatz habe ich schliesslich als Trockenmauernbauer bei der «Stiftung Umwelteinsatz» Steine geklopft und gestapelt.

Die Arbeit war anstrengend. Aber auch unglaublich sinnstiftend. Dass ich eineinhalbmal länger Dienst als im Militär leisten musste, nahm ich gerne in Kauf.

Eine bürgerliche Mehrheit im Parlament sieht das anders, schreibt CH Media. Gemäss Mitte-Nationalrat Martin Candinas habe ich die «bequeme Alternative» zur Armee gewählt.

Ich hätte von einer «Umgehung der Wehrpflicht» profitiert, meint ferner Stefanie Heimgartner von der SVP.

Gestern beschloss das Parlament gleich eine Reihe von Massnahmen, um den Zivildienst in Zukunft unattraktiver zu machen. Dadurch soll drohenden Personalengpässen beim Militär entgegengewirkt werden. Sowieso verlange die aktuelle geopolitische Lage nach rascher Aufrüstung, so die Stimme der rechts-bürgerlichen Mehrheit.

Demnach soll in Zukunft der Zivildienst mindestens 150 Tage dauern. Und wer seine Ausbildung in der Armee beendet hat, kann gar nicht mehr wechseln. Zudem müssten Zivildiensteinsätze jährlich geleistet werden.

Darüber hinaus forderte dieselbe Ratsmehrheit in einem Postulat vom Bundesrat einen Bericht zur Wiedereinführung der Gewissensprüfung.

Derweil entschied sich der Ständerat für eine Fusionierung des Zivildienstes mit dem Zivilschutz zu einer allgemeinen Sicherheitsdienstpflicht.

Der Schweizerische Zivildienstverband CIVIVA kritisierte diesen Frontalangriff in einer Medienmitteilung vehement. Nicht nur würde dadurch der Zivildienst entschieden geschwächt werden, auch sei mit einer höheren Untauglichkeitsquote zu rechnen. Das schade am Ende allen Dienstmodellen – auch dem Militär.

Hackerangriff

Daten von 130’000 UBS-Mitarbeitenden im Darknet

Das Risiko für Hackerangriffe dürfte in Zukunft steigen, sagen Expert:innen. (Foto: Unsplash)

Viele bieten auf dem Darknet Drogen an, gestern konnte man dort auch Daten von 130’000 UBS-Mitarbeitenden einsehen. Betroffen sei auch der Chef, Sergio Ermotti. Das berichten die Tamedia-Zeitungen, das SRF und die NZZ.

«Das ist ein umfassender Informationsschatz, der es Kriminellen ermöglicht, gezielte Attacken auf die Unternehmen respektive deren Angestellte zu starten.»

Nick Mayencourt, Cyberexperte

Hinter dem Angriff stehe die Hackergruppe «Worldleaks». Diese hochsensiblen Informationen konnten sie erbeuten:

  • Name und Vorname

  • Mitarbeitendennummer

  • E-Mail-Adresse

  • Geschäftsnummer

  • Handynummer

  • Verschiedene interne Codes wie das Kürzel der Kostenstelle und eine Nummer der UBS-Niederlassung, bei der die Person arbeitet

Ebenfalls betroffen seien die Genfer Privatbank Pictet, Manor und die Baufirma Implenia.

Gemäss dem Cyberexperten Nick Mayencourt seien solche Datenlecks ein grosses Sicherheitsrisiko: «Das ist ein umfassender Informationsschatz, der es Kriminellen ermöglicht, gezielte Attacken auf die Unternehmen respektive deren Angestellte zu starten.»

Zum Beispiel könnten die Daten benutzt werden, um Passwörter zu stehlen oder Zahlungen zu erpressen. Schnell könnten dabei sehr hohe Geldbeträge fliessen.

In Zukunft müsse man mit einem erhöhten Risiko ähnlicher Angriffe rechnen, so Mayencourt.

Pestizidschutz

Greenpeace gewinnt gegen Syngenta vor Bundesgericht

Gemäss Greenpeace sei der Wirkstoff Tefluthrin auch für Bienen schädlich. (Gif: Giphy)

Nun muss der Bund also wieder über die Bücher.

Denn das Bundesgericht hat gestern eine Beschwerde von Greenpeace gutgeheissen, wonach die möglichen Gefahren des Pestizids mit dem Wirkstoff Tefluthrin auf Gewässer und Insekten nicht ausreichend geprüft worden sei.

In einer Medienmitteilung sagt Greenpeace Geschäftsleiterin Iris Menn dazu: «Das Bundesgericht hat sich für die Artenvielfalt entschieden. Die Zulassungsbehörden dürfen nicht Handlager der Agrochemie spielen.»

Die Firma Syngenta Agro besitzt seit 2012 eine Bewilligung für den Verkauf des entsprechenden Pestizids. Allerdings nur, um Futter- und Zuckerrüben zu schützen, erklärt das SRF.

2020 wurde dann ein Gesuch des Unternehmens um eine Ausweitung des Anwendungsbereichs gutgeheissen. Die dagegen erhobene Beschwerde von Greenpeace wies das Bundesverwaltungsgericht ab.

Das Bundesgericht in Lausanne ist jetzt zu einem anderen Entschluss gekommen. Es bestehe die Möglichkeit, dass das Insektizid unter den erweiterten Anwendungsbereichen in das Oberflächenwasser sickern könnte. Ebenfalls soll neu geprüft werden, ob der Einsatz des Mittels räumlich und zeitlich einzuschränken sei, damit eine Erholung behandelter Bestände gewährleistet werden könne.

Ein grundsätzliches Verbot des Giftes, wie es Greenpeace in der Vergangenheit bereits forderte, stehe allerdings nicht zur Debatte.

Mit dem Entscheid verpasse das Bundesgericht der Zulassungsbehörde und Syngenta «eine happige Rüge», schreibt Greenpeace Schweiz.

Visualisierung

Schweiz dominiert Vermögensranking

Die Zahlen machen schwindlig. Jede sechste erwachsene Person ist Millionär:in und im Schnitt besitzen Schweizer:innen ein Vermögen von knapp 700’000 Dollar, sagt der neueste Vermögensbericht der UBS.

Aber: Der Wert wird durch Superreiche verzerrt. Der Median liegt für die Schweiz bei «nur» 180’000 Dollar. Das ist immer noch ein stolzer Wert, finde ich.

In Bezug auf die Vermögensungleichheit belegt die Schweiz den 13. Platz, direkt hinter Deutschland. Überhaupt steige die Anzahl Millionär:innen weltweit, am rasantesten in den USA.

PS: Die Reallöhne steigen im Vergleich zu den Vermögen der Superreichen merklich langsamer. Aber darum geht es im UBS Vermögensbericht natürlich nicht.

Kurz-News

Ständerat will lokales Radio und TV fördern · Der Ständerat stimmte gestern einer Vorlage zu, die einen höheren Anteil des Gebührentopfs für private lokale Radio und TV-Sender bereitstellen möchte. Das war auf dem SRF zu hören.

Stalking wird strafbar · Der Nationalrat ist gestern dem Ständerat gefolgt und hat einer Vorlage zugestimmt, die Stalking strafrechtlich verfolgbar macht. Künftig drohen bei Stalkingdelikten bis zu drei Jahre Haft oder eine Busse, wie CH Media berichtet.

Illegale Einwanderer:innen arbeiten in Genfer Restaurants · Vier indische Restaurants in Genf sollen 20 illegale Arbeitskräfte zu Dumpinglöhnen beschäftigt haben. Bei einem grossangelegten Polizeieinsatz nahm die Polizei sechs Personen fest. Ihnen wird unter anderem Menschenhandel vorgeworfen, schreiben die Tamedia Zeitungen.

Vertrauen in Nachrichten in der Schweiz nimmt zu · Gemäss dem soeben veröffentlichten Digital News Report 2025 des Reuters Institute gaben 46 Prozent der Erwachsenen an, den Nachrichten grundsätzlich zu vertrauen - fünf Prozentpunkte mehr als im letzten Jahr. Auch sei das Interesse der Jungen an Nachrichten gestiegen. Dem stehe jedoch ein generell abnehmender Gebrauch traditioneller Medien zugunsten von Social-Media-Plattformen entgegen. Das berichtet das SRF.

International

Israelisches Militär tötet 69 Palästinenser im Gazastreifen · Israelische Soldaten töteten im Verlaufe des Mittwochs 69 Menschen im Gazastreifen. Sie erschossen mindestens 14 Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums. Das berichtet das SRF.

USA verbietet Hormontherapien für minderjährige Transpersonen · Wie die NZZ berichtet, hat das oberste Gericht der USA das Verbot von Hormontherapien für minderjährige Transgender-Personen bestätigt. Mit sechs zu drei Stimmen gewann die konservative Mehrheit der Richter:innen. Verstösse gegen das Gesetz können mit Geldstrafen und berufsrechtlichen Sanktionen belegt werden.

Mit Steinen reden

To-do

Anfangs hatte ich dir von meinem Zivildiensteinsatz erzählt.

Besonders gerne erinnere ich mich an die Zeit beim Trockenmauernbauen. Die Arbeit ist körperlich anstrengend, verlangt aber auch viel handwerkliches Geschick und räumliches Vorstellungsvermögen.

«Du musst genau hinhören, um zu erfahren, was der Stein dir alles erzählt», meinte ein erfahrener Baumeister mal zu mir.

Passend dazu ist der Essay der amerikanischen Schriftstellerin Annie Dillard. Der heisst nämlich «Einen Stein zum Sprechen bringen» und geht mit viel sprachlicher Raffinesse und grossem Einfühlungsvermögen der Frage nach, wie wir der stummen Natur erneut eine Sprache entlocken können.

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Politik

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Behalte deine Ohren steif!

Jonas

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