Guten Morgen {{vorname}}
Freiwilliges Engagement hat in der Schweiz einen hohen Stellenwert. Doch wie viel Zeit bleibt dafür neben Arbeit, Familie und Freundschaften?

Ich fände es grossartig, wenn wir während der Arbeitszeit einen kleinen Teil davon nutzen könnten, um etwas an die Gesellschaft zurückzugeben.

Schweiz · Ehrenamt

Vereine fordern Urlaub für Freiwillige

Im Schnitt leisten Freiwillige über 100 Stunden unentgeltliche Arbeit. (Symbolbild: Costa Mokola/Unsplash)

Für viele in der Schweiz gilt: «Mir hei e Verein, i ghöre derzue.» Wie der aktuelle Freiwilligen-Monitor der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) zeigt, engagiert sich über die Hälfte der Schweizer Bevölkerung ehrenamtlich, etwa in der Feuerwehr, im Turnverein oder in der Politik.

Doch während das Engagement in den Bereichen Sport, Kultur und Bildung in den letzten Jahren stabil blieb, ist es in der Politik und im gemeinnützigen Bereich eher rückläufig.

«Ohne Freiwillige würde ein grosser Teil des sozialen Lebens, der Vereine und der Milizämter zusammenbrechen.»

Andreas Müller, Leiter Freiwilligenarbeit bei der SGG

Doch gerade dieses Engagement hat eine zentrale Bedeutung in einer funktionierenden Demokratie. 30 zivilgesellschaftliche Verbände und Organisationen – darunter SGG, Pro Juventute und das Schweizerische Rote Kreuz – fordern nun Freiwilligenurlaub.

Der unbezahlte Urlaub soll ehrenamtliches Engagement fördern. Bereits heute können Menschen unter 30 zwei Wochen «Jugendurlaub» beziehen, etwa um ein Pfadilager zu leiten.

Andreas Müller vom Bereich Freiwilligenarbeit der SGG betont, der zusätzliche unbezahlte Urlaub sei keine Kostenbelastung, sondern eine Investition in den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Der Gewerbeverband ist skeptisch, schreibt «Der Bund»: Das würde gerade bei Klein- und Mittelbetrieben hohe zusätzliche Kosten verursachen, weil die Abwesenheiten kompensiert werden müssten.

Regulierung von sozialen Medien

Bundesrat lässt «Techoligarchie freie Hand»

Der Bundesrat will digitale Plattformen ein bisschen regulieren. (Foto: Shutter Speed/Unsplash)

Nutzer:innen in der Schweiz sollen in Zukunft besser gegen Hassrede in sozialen Medien vorgehen können. Der Bundesrat schlägt ein Meldeverfahren für mutmasslich strafrechtliche Inhalte vor. Die Betreiber von sehr grossen Plattformen sollen gesetzlich verpflichtet werden, dieses einzurichten.

Als sehr gross gelten Plattformen gemäss Tages-Anzeiger, wenn sie von zehn Prozent der ständigen Schweizer Wohnbevölkerung genutzt werden: zum Beispiel X, Tiktok, Facebook, Youtube oder Google.

Wer einen Inhalt meldet, kann sich jedoch nicht darauf verlassen, dass dieser gelöscht wird. Der Bundesrat sieht nämlich keine direkte Entfernung von Inhalten durch Behörden vor. Eine aussergerichtliche Schlichtungsstelle soll innert 90 Tagen entscheiden – oder in komplexen Fällen innert 180 Tagen. So lange wären die betreffenden Posts unter Umständen weiterhin online.

Der Bundesrat plant keine Massnahmen im Bereich Jugendschutz. Auch müssen die Plattformen nicht gegen Falschnachrichten und Desinformation vorgehen.

Grüne und SP kritisieren die Pläne des Bundes. Der Bundesrat gehe zu wenig weit und lasse «Techoligarchen» weiterhin weitgehend «freie Hand».

Bereits heute verbieten die sozialen Medien in ihren Benutzerrichtlinien Hassrede. Faktisch setzen sie ihre eigenen Richtlinien aber nicht um. Dass die Pläne des Bundes daran etwas ändern werden, bleibt zu bezweifeln.

Bericht zu «Klimaplünderung»

Die Reichsten heizen das Klima an

Die reichsten Schweizer:innen verursachen die meisten Umweltemissionen. (Foto: Alen Kajtezovic/Unsplash)

Während Millionen Menschen im Globalen Süden schon heute ihre Lebensgrundlage verlieren, treiben wenige Superreiche mit ihrem Lebensstil und ihren Investitionen die Erderwärmung weiter an.

Ein neuer Bericht von Oxfam zeigt eindrücklich, wie extrem ungleich die CO₂-Bilanz in Europa verteilt ist und wie stark die Schweiz Teil dieses Problems ist.

Das reichste Zehntel der Europäer:innen stösst so viel CO₂ aus wie die ärmere Hälfte zusammen. Besonders drastisch: Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müsste das reichste 0,1 Prozent seine Emissionen um 99 Prozent reduzieren.

Die Schweiz illustriert die globale Schieflage exemplarisch. Laut Solidar Suisse, die die Schweizer Daten des Oxfam-Reports ausgewertet hat, verursacht eine Person aus dem reichsten Tausendstel hierzulande 673 Kilogramm CO₂ pro Tag – 26 Mal mehr als jemand aus der ärmeren Hälfte der Bevölkerung.

Der Finanzplatz spielt dabei eine zentrale Rolle: Schweizer Banken haben seit dem Pariser Abkommen mehr als 200 Milliarden US-Dollar in fossile Projekte investiert. Mit dem Austritt aus der Net-Zero-Banking-Allianz im März hat die UBS zudem ihre Klimaziele faktisch aufgegeben.

2024 war das erste Jahr, in dem die globale Durchschnittstemperatur dauerhaft 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau lag. Solidar Suisse fordert: Luxus-Emissionen und Übergewinne sollen stärker besteuert, der Einfluss der Superreichen begrenzt und die Klimafinanzierung für den Globalen Süden ausgebaut werden.

Herz mit Anna Rosenwasser und Franziska Schutzbach*

*Bezahlte Kooperation mit KiK Kultur im Kammgarn

Es gibt kaum Nationalrät:innen, die vor ihrem Amt schon so bekannt waren wie Anna Rosenwasser. Bevor sie 2023 ins Schweizer Parlament gewählt wurde, war sie «von Beruf lesbisch» als Geschäftsführerin der Lesbenorganisation sowie Autor:in und Kolumnistin tätig. Am bekanntesten war und ist sie allerdings auf Instagram.

Nun ist ihr zweites Buch «Herz» erschienen. Darin zeigt sie, wie man Wut über Ungerechtigkeiten in Stärke verwandelt und wie Frauen und Queers trotz aller Hürden den Raum einnehmen können, den sie verdienen.

Am 12. November ist sie zu Gast in der Kammgarn in Schaffhausen und spricht und diskutiert mit der Soziologin Franziska Schutzbach. Anna Rosenwasser wuchs zu einem grossen Teil in Schaffhausen auf und auch deshalb wird es ganz ein spezieller Abend, der weit mehr ist als nur eine Lesung.

Aufgeschnappt

In Basel wächst wieder Safran

Zehn Franken kostet ein 100-Milligramm-Döslein Safran aus Basel. (Screenshot: SRF/Hanna Girard)

In einer Basler Lehrgärtnerei wird erstmals seit dem Mittelalter wieder Safran angebaut. Leiter Lukas Allemann erntet aus 4000 Knollen rund 60 Gramm des «roten Goldes» – jede Blüte wird dabei von Hand gepflückt und zerlegt. Schweizweit stellen rund 70 Produzent:innen jährlich bis zu zehn Kilo Safran her. Aufgeschnappt im SRF Regionaljournal.

Kurz-News

Zürich lehnt Aufnahme verletzter Gaza-Kinder definitiv ab · Der Zürcher Regierungsrat beteiligt sich nicht an der Evakuierung von verletzten Kindern und ihren Begleitpersonen aus dem Gazastreifen. In einer Mitteilung begründet er den Entscheid mit Sicherheitsbedenken und den Kosten für das kantonale Gesundheits- und Sozialsystem. Eine Verbindung einzelner Begleitpersonen zu der Hamas könne nicht ausgeschlossen werden. Zudem handle es sich laut Regierung um eine symbolische Aktion mit geringer Wirkung. Bei welcher wirkungsvolleren Massnahme sich der Kanton beteiligen will, erläutert er nicht.

Erster Staatsbesuch aus Südafrika · Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat in Bern erstmals einen südafrikanischen Präsidenten zu einem offiziellen Staatsbesuch empfangen. Gemäss NZZ unterzeichneten Cyril Ramaphosa und Keller-Sutter gleich fünf Absichtserklärungen, unter anderem zur Modernisierung des Freihandelsabkommens zwischen der Schweiz und der Zollunion des Südlichen Afrikas. Zudem will die Schweiz künftig stärker in Berufsbildung, Stadtentwicklung und Konfliktlösung mitwirken.

Wirtschaftsaussichten in der Schweiz hellen sich auf · Der von der UBS erhobene Stimmungsbarometer ist im Oktober stark gestiegen. Damit hat sich die Lage unter Finanzanalyst:innen nach dem US-Zollschock deutlich verbessert. Laut Finanz und Wirtschaft bleibt der Ausblick leicht negativ, doch die Abwärtsrisiken für die Schweizer Wirtschaft haben spürbar abgenommen, vor allem im Export.

Korrigendum: Präventionskampagne Frauenschutz · Im gestrigen 6iBrief stand fälschlicherweise, dass die Präventionskampagne gegen häusliche Gewalt kurzfristig verschoben werden musste. Richtig ist: Die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» musste aufgrund der Verzögerung der Notrufnummer neukonzipiert werden, aber findet weiterhin vom 25. November bis 10. Dezember statt. Danke für den Hinweis!

International

Massaker in Rio: 121 Tote bei Polizeieinsatz · In Rio de Janeiro hat eine Polizeioperation gegen ein Drogenkartell mindestens 121 Menschenleben gekostet. Die Polizei rückte mit tausenden Beamt:innen, gepanzerten Fahrzeugen und Hubschraubern in die Favelas Alemão und Penha ein, um einen Bandenchef festzunehmen – ohne Erfolg. Präsident Lula zeigte sich «schockiert» und ordnete eine Untersuchung an, schreibt BBC Brasil.

Nach Jamaika: Hurrikan Melissa trifft Kuba mit voller Wucht · Der Wirbelsturm hat in der Nacht auf Mittwoch die Südküste Kubas erreicht und schwere Verwüstungen angerichtet. Präsident Miguel Díaz-Canel sprach von «umfangreichen Schäden» und rief die Bevölkerung auf, in Sicherheit zu bleiben. Laut Guardian mussten mehr als 735'000 Menschen evakuiert werden, besonders betroffen ist Santiago de Cuba.

🍽️ 6iBrief-Lebensmittellabor

Ovomaltine-Luxemburgerli

Ovomaltine-Luxemburgerli existieren bisher nur in unseren Träumen und auf ChatGPT. (KI-Bild: OpenAI Model 4o)

Gestern habe ich euch gefragt, welches Schweizer Kultprodukt wir neu erfinden sollen.

Das Resultat ist eindeutig: Mit mehr Stimmen als Gruyère-Ricola, Maggi-Minipic und Rivella-Raketen-Glacé zusammen habt ihr euch für die Ovomaltine-Luxemburgerli entschieden.

Wäre das eine Bundesratswahl, wären die Ovi-Burgerli schon im ersten Wahlgang gewählt.

Liebe Lindt & Sprüngli AG, der Ball liegt bei euch.

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Gefühle

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Bis dann!

Yann

Reply

or to participate

Keep Reading

No posts found