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Zwischen Kindern, die ihre Schulklasse tyrannisieren, solchen, die mit blauen Flecken von zu Hause kommen, und Eltern, die wegen schlechten Noten mit dem Anwalt drohen: Von befreundeten Lehrpersonen höre ich immer wieder, wie herausfordernd der Schulalltag sein kann.

Fachpersonen bestätigen, dass immer mehr Kinder Unterstützung brauchen, während die Schulen mit knappen Ressourcen kämpfen.

Ich habe grossen Respekt vor allen, die diesem enormen Druck standhalten.

Schweiz · Bildung

Immer mehr Kinder mit Entwicklungsstörungen

Die Anzahl an Kindern, die abgeklärt werden, nimmt deutlich zu. (Foto: Taylor Flowe/Unsplash)

ADHS, Autismus, Sprachprobleme, motorische Defizite – eine wachsende Anzahl an Kindern wird auf Entwicklungsstörungen abgeklärt, schreibt Watson gestern.

In den letzten zehn Jahren ist der Unterstützungsbedarf laut dem Zürcher Kinderarzt Michael von Rhein um mindestens 30 Prozent gestiegen. Seine Abteilung am Kinderspital Zürich stösst längst an die Grenzen.

«Wir alle sollten die Kinder wieder mehr so annehmen, wie sie sind.»

Michael von Rhein, Kinderarzt

Von Rhein sieht mehrere Gründe für den Boom an Diagnosen: bessere Früherkennung, überforderte Eltern und ein Schulsystem, das ohne Diagnose kaum zusätzliche Hilfe sprechen kann. Kinder, die nicht «funktionieren», würden heute sofort pathologisiert. «Wir alle sollten die Kinder wieder mehr so annehmen, wie sie sind», sagt er.

Jedoch hat nicht nur der Wunsch, Kinder abzuklären, zugenommen. Auch der tatsächliche Unterstützungsbedarf ist gestiegen. Als Grund nennen Fachpersonen, dass sich Kinder weniger bewegen, weniger Zeit draussen verbringen und oft überbehütet aufwachsen. Das erschwert ihre motorische und soziale Entwicklung.

Die Folge: überlastete Schulpsycholog:innen, erschöpfte Lehrer:innen, verunsicherte Eltern und Kinder, die entweder überdiagnostiziert oder übersehen werden.

FDP-Delegiertenversammlung

FDP sagt Ja zu neuen EU-Verträgen

Die FDP-Delegierten haben entschieden, wie sie sich zu den neuen EU-Verträgen stellen wollen. (Screenshot: SRF/Peter Schneider)

Die FDP sagt Ja zu den neuen EU-Verträgen. Gemäss Echo der Zeit hat die Partei bei der Delegiertenversammlung in Bern mit deutlicher Mehrheit für das neue Vertragspaket mit der EU gestimmt.

Nachdem sich alle anderen grossen Parteien bereits positioniert hatten, blieb die FDP lange zerrissen. Das klare Resultat kommt überraschend.

Aussenminister Ignazio Cassis warb in seiner Rede für die Zustimmung: «Nur ein wirtschaftlich starkes Land kann souverän bleiben.»

Der Entscheid fiel nach einer hitzigen Debatte zwischen jenen, die den bilateralen Weg als «strategische Notwendigkeit» sehen, und Skeptiker:innen, die vor einer «Bürokratisierung» und dem Verlust von Volksrechten warnen. Der Berner Nationalrat Christian Wasserfallen sprach gar von einer «unumkehrbaren Bindung» an die EU.

Überraschend ist auch das zweite Ergebnis des Tages: Die FDP will, dass das Vertragspaket nicht dem Ständemehr unterstellt wird. Das bedeutet: Bei der Volksabstimmung zählt allein das Volksmehr – die Kantonsmehrheit (Ständemehr) wäre nicht erforderlich.

Im kommenden Jahr wird sich das Parlament mit den Verträgen befassen. Es entscheidet letztlich auch, ob es für die Annahme der Verträge ein Ständemehr braucht oder nicht.

Zum Schluss wählte die FDP noch eine neue Parteileitung: Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher und Ständerat Benjamin Mühlemann führen die Partei künftig im Co-Präsidium.

SP-Parteitag

SP will «Genozid» im Gazastreifen «aufs Schärfste» verurteilen

Das Präsidium um die Co-Leitung Mattea Meyer und Cédric Wermuth präsentiert eine neue Gaza-Resolution. (Screenshot: Tages-Anzeiger/Martial Trezzini)

Auch die SP steht vor einem entscheidenden Parteitag: Die Parteispitze will den Gaza-Krieg mit einer neuen Resolution klarer verurteilen und wählt dafür deutliche Worte. Wie der Tages-Anzeiger berichtet, heisst es in der überarbeiteten Fassung, die Partei verurteile den «von Israel verübten Genozid aufs Schärfste».

Damit verschärft die SP ihren Ton gegenüber Israel deutlich. Die Resolution fordert zudem Sanktionen gegen die «rechtsextreme Regierung» Israels und verlangt, dass die Schweiz sich aktiv am Wiederaufbau im Gazastreifen beteiligt.

Sollte die Resolution von der Parteibasis getragen werden, wäre das ein Erfolg für das propalästinensische Lager um Ständerat Carlo Sommaruga. Am wichtigsten sei, dass die Partei Israels Vorgehen als Genozid anerkenne und verurteile, sagt Sommaruga.

Nach den Krawallen an einer Pro-Palästina-Demo in Bern werfen bürgerliche Stimmen der SP vor, sie reagiere zu zögerlich auf Gewalt. SP-Nationalrätin Andrea Zryd fordert deshalb, die Resolution müsse sich auch klar von Gewalt an Demonstrationen distanzieren. Zudem solle sie den Hamas-Angriff vom Oktober 2023 erwähnen.

Zahl des Tages

57 %

Ukraine-Hilfe bricht ein

Die Ukraine steht vor dem vierten Kriegswinter. Gleichzeitig bricht die internationale Unterstützung ein. Laut NZZ sanken Europas Zusagen im Sommer um 57 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro pro Monat. Insgesamt geht die weltweite Unterstützung deutlich zurück.

Seit dem Amtsantritt von Donald Trump haben die USA keine neuen Waffenlieferungen freigegeben. Vor allem Nordeuropa, Deutschland und Grossbritannien tragen weiterhin den Hauptteil der Hilfe, während sich Länder wie Frankreich, Spanien und Italien zurückhalten. Die EU hat bislang insgesamt 215 Milliarden Euro für die Ukraine bereitgestellt – deutlich weniger als in früheren Krisen wie der Pandemie oder der Euro-Schuldenkrise.

Kurz-News

SVP ohne Durchbruch in der Romandie · Die SVP hat am Wochenende in der Westschweiz zwar zugelegt, blieb aber hinter ihren Erwartungen zurück. Gemäss Tages-Anzeiger scheiterte in Genf ihr Kandidat Lionel Dugerdil trotz breiter bürgerlicher Unterstützung am Grünen Nicolas Walder. Im Jura gewann die Partei vier Sitze im Kantonsparlament und wird neu drittstärkste Kraft, verpasste aber vorerst den Einzug in die Regierung: Fred-Henri Schnegg landete auf Platz sechs und muss in die Stichwahl.

IKRK streicht 240 Stellen in Genf · Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz baut an seinem Hauptsitz rund 240 Stellen ab. Grund ist ein Sparkurs: Das Budget für 2026 soll um 17 Prozent auf 1,8 Milliarden Franken sinken – eine Kürzung um 300 Millionen. Laut SRF sind zwischen 200 und 300 Mitarbeitende betroffen, rund 95 davon verlassen die Organisation freiwillig. Bereits 2023 hatte das IKRK wegen finanzieller Schwierigkeiten massiv sparen müssen.

Anklage gegen Führungsduo der Jungen Tat · Die rechtsextreme Gruppierung «Junge Tat» steht vor Gericht: Gegen acht Mitglieder, darunter das Führungsduo, hat die Zürcher Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Gemäss der NZZ (E-Paper) werden den Männern Rassendiskriminierung, Störung der Glaubensfreiheit und weitere Delikte vorgeworfen. Sie sollen unter anderem 2022 einen Pride-Gottesdienst in Zürich gestört und Fackelaktionen durchgeführt haben. Zwei Beschuldigte haben ihre Strafen bereits akzeptiert, die übrigen vier müssen sich vor dem Bezirksgericht verantworten.

International

Spektakulärer Kunstraub im Louvre · Unbekannte haben am Sonntagmorgen in nur sieben Minuten Schmuckstücke von unschätzbarem Wert aus dem Pariser Louvre gestohlen. Die Einbrecher:innen gelangten mit einer elektrischen Leiter über eine Fensterfront in die Galerie d’Apollon. Innerhalb weniger Minuten entwendeten sie Schmuck von unschätzbarem Wert. Daraufhin flohen die Täter:innen auf Scootern. Der Diebstahl wirft Fragen zur Sicherheit des weltgrössten Museums auf, schreibt Le Monde.

Millionen bei «No Kings»-Protesten in den USA · In allen 50 Bundesstaaten gingen laut Organisator:innen fast 7 Millionen Menschen gegen Donald Trump auf die Strasse. Im Fokus standen der Schutz der Demokratie, Proteste gegen ICE-Razzien und den Einsatz der Nationalgarde sowie Sorgen über Kürzungen bei Bundesprogrammen; vereinzelt kam es zu kleineren Zwischenfällen abseits der Märsche. Gemäss CNN fanden die Aktionen vor dem Hintergrund eines andauernden Regierungsstillstands statt.

🗣️ Shout-out des Tages

1000. Züri Briefing

Gleichzeitig mit dem 6iBrief wird heute das tausendste Züri Briefing verschickt! Darin kuratieren wir von Tsüri.ch News, Geschichten und Tipps aus Zürich.

Unser Chef war am Anfang skeptisch, ob das Züri Briefing gelingt. Hat die Welt wirklich auf einen weiteren Newsletter gewartet?

Heute sind wir stolz, dass das Züri Briefing für über 25’000 Zürcher:innen nicht mehr wegzudenken ist.

Falls du in Zürich unterwegs bist: Komm zwischen 8 und 10 Uhr beim Café du Bonheur vorbei, wo das Tsüri-Team Gipfeli verteilt.

Abonniere jetzt das Züri Briefing – genau wie der 6iBrief ist es gratis und wird es auch bleiben.

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Wissenschaft

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

P.S. Ich habe beim letzten Rätsel einen falschen Link eingefügt. Ihr braucht weiterhin kein Abo oder Login, um das Worträtsel zu lösen. Sorry für den Fehler!

Bis dann!

Yann

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