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Warst du auch schon einmal in Brienz? Das Bündnerdorf liegt an einem wunderschönen Sonnenhang im Albulatal. Doch die Idylle bröckelt. Täglich stürzen Felsbrocken den gigantischen Schuttkegel in Richtung Dorfrand. Das Krachen hallt im ganzen Tal nach und eine Staubwolke legt sich über das Dorf. Nun zeigt sich, wie es für die Bewohner:innen weitergehen könnte.

Evakuiertes Bergdorf

50 Millionen für Umsiedlung von Brienz

Der eindrückliche Blick aufs Dorf unter dem gigantischen Schuttkegel. (Foto: Clemens Pohl/Wikimedia CC BY 2.0)

Seit zwei Jahren dürfen die Brienzer:innen ihr eigenes Dorf gar nicht oder nur am Tag betreten. Jetzt können sich die Einwohner:innen des Bündnerdorfs bis Ende Monat für eine freiwillige Umsiedelung anmelden.

Brienz liegt auf einem Hang, der sich seit Jahrtausenden langsam talwärts bewegt. Im Juni 2023 kam es zu einem grossen Felssturz. Seither hat sich die Rutschung nochmals beschleunigt. Die Gefahr geht jedoch nicht nur von einzelnen Abbrüchen aus, sondern von einer grossflächigen Hangbewegung, die auch das Dorf selbst erfassen könnte.

Nun kündigte der Kanton an, 50 Millionen für eine Umsiedelung zu bezahlen.

Wie viele Leute wegwollen, könne die Gemeinde nicht sagen, berichtet das SRF Regionaljournal. Man habe aber bereits 44 Gespräche mit Einwohner:innen durchgeführt. Vor der Evakuierung lebten rund 80 Personen im Dorf.

Mit den 50 Millionen wollen der Bund und der Kanton 90 Prozent der Kosten der Umsiedelung bezahlen. Für den Rest müssen die Brienzer:innen selber aufkommen, wenn sie beispielsweise ein neues Haus bauen wollen.

Das letzte Wort zum Kredit hat das Bündner Kantonsparlament. Das Thema kommt voraussichtlich im Dezember in den Grossen Rat.

Schweiz · Parlament

Asylreform: Schweiz zeigt sich solidarisch

Meloni und Gang haben «kä Luscht» ihren Verpflichtungen beizukommen. (Foto: Quirintale/Wikimedia CC BY 2.0)

Das Parlament will EU-Mitgliedstaaten grundsätzlich entlasten, wenn dort viele Geflüchtete ankommen. Der Nationalrat hat gestern einem Solidaritätsmechanismus zugestimmt, der Teil einer Reform des gemeinsamen europäischen Asylsystems ist. Das schreiben die Tamedia-Zeitungen.

Die Idee: Länder mit geografischen Vorteilen wie die Schweiz sollen Staaten am Mittelmeer unterstützen, sei es mit Geld, Fachpersonal oder indem sie Geflüchtete aufnehmen.

Die Debatte drehte sich im Parlament laut NZZ vor allem um Italien. Denn Italien weigert sich seit knapp drei Jahren Dublin-Fälle aufzunehmen. Das Dublin-Verfahren sieht vor, dass der Staat für die Verfahren von Personen zuständig ist, in dem diese ihr erstes Asylgesuch stellen.

Kommt eine Person über das Mittelmeer nach Italien und stellt dort ein Asylgesuch, wäre Italien nach dem Dublin-Verfahren zuständig, auch dann, wenn später in der Schweiz ein weiteres Gesuch folgt. Aktuell betrifft das hierzulande über 1700 Menschen, die Italien zurücknehmen müsste.

Die Hoffnung der EU ist, dass der Solidaritätsmechanismus Länder wie Italien entlastet und sie so dazu motiviert, ihre Pflichten zu erfüllen.

Für die Schweiz steht jedoch auch viel auf dem Spiel: Eine Ablehnung könnte zur Folge haben, dass die Schweiz möglicherweise aus dem Schengen/Dublin-System ausgeschlossen wird.

Ganz beschlossen ist die Reform noch nicht. Das Geschäft geht vorerst zurück in den Ständerat.

Nach Ausschreitungen

Lausanner Polizeichef will gehen

Der Lausanner Polizeikommandant Olivier Botteron geht per Juli 2026 frühzeitig in Pension nach Skandalen, die sein Korps schwer belasteten. Über 50 Polizist:innen hatten in WhatsApp-Chats jahrelang rassistische, sexistische und antisemitische Nachrichten verschickt.

Auch geriet die Lausanner Polizei wiederholt nach Todesfällen bei Festnahmen in die Kritik. Laut SRF 4 News starb im Mai ein 39-jähriger Mann kurz nach seiner Festnahme in den Räumen der Stadtpolizei. Bereits 2018 kam der Schwarze Mike Ben Peter nach einer gewaltsamen Razzia beim Bahnhof ums Leben.

Jüngst kam ein 17-Jähriger ums Leben, als er auf einem Motorroller vor einer Polizeikontrolle flüchtete. Im Quartier Prélaz kam es an zwei Nächten zu heftigen Ausschreitungen mit bis zu 200 Beteiligten, die der Polizei Rassismus vorwarfen.

Eine Untersuchung von Border Forensics kam kürzlich zum Schluss, dass sich im Kanton Waadt in den letzten zehn Jahren die meisten dokumentierten Todesfälle im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen in der Schweiz befanden. Die Opfer wurden in vielen Fällen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit diskriminiert.

Der Kommandant der Stadtpolizei wird im kommenden Jahr sechzig und will per 1. Juli 2026 frühzeitig in den Ruhestand treten.

Aufgeschnappt

Hühner, die Eier und Fleisch liefern

In Wichtrach BE züchtet Lukas Glauser Hühner, die sowohl Eier legen als auch Fleisch liefern. Die Eier und das Fleisch verkauft Glauser im Abo: Zuerst erhalten Abonnenten einen sogenannten Bruderhahn als Poulet. Dann gibt es eineinhalb Jahre lang jede Woche fünf Eier und zum Schluss noch das Legehuhn als Suppenhuhn. Somit werden auch keine männlichen Küken getötet.

Zweinutzungsrassen legen weniger Eier und setzen weniger Fleisch an als spezialisierte Hühner. Damit steigen Kosten und ökologischer Fussabdruck, was das Modell wohl auch künftig zur Nische macht – aufgeschnappt im SRF Rendez-vous.

Kurz-News

Ständerat bremst Röstis Sparpläne beim ÖV · Die kleine Kammer lehnt die Sparpläne von Bundesrat Rösti ab und will den regionalen Personenverkehr mit 3,5 Milliarden Franken unterstützen – 160 Millionen mehr als vorgesehen. Eine Mitte-Links-Mehrheit setzte sich gegen SVP, FDP und Teile der Mitte durch. Nun entscheidet der Nationalrat, schreibt der Tages-Anzeiger.

Nationalrat will mehr Bundespolizisten · Das Parlament will das Fedpol verstärken: Bis 2035 sollen bis zu 200 zusätzliche Ermittler:innen eingestellt werden. Der Nationalrat stimmte mit 131 zu 58 Stimmen zu. Laut 20 Minuten war nur die SVP dagegen, die anprangerte, dass in der Vergangenheit zu viel Personal für den Stab des Fedpols eingestellt wurde und zu wenig für die Front. Nun ist der Ständerat am Zug.

Neue Fraktionschefin der Mitte · Die Zürcher Nationalrätin Yvonne Bürgin wird neue Chefin der Mitte-Fraktion im Bundeshaus. Sie setzte sich parteiintern gegen die Aargauerin Maya Bally durch. Bürgin gilt als pragmatische «Frau der markigen Worte». Gemäss NZZ steht Bürgin nun vor der schwierigen Aufgabe, die oft widersprüchliche Mitte-Fraktion zusammenzuhalten.

Zürich eröffnet Drogen-Anlaufstelle für Auswärtige · Die Stadt reagiert auf den wachsenden Konsum im öffentlichen Raum und schafft beim Sihlcity eine neue Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenkonsumierende. Sie ist ausdrücklich auch für Auswärtige gedacht, um die offene Szene im Kreis 4 zu entlasten, schreibt Tsüri.ch.

Schweizerin auf Shortlist für Deutschen Buchpreis · Der Bund berichtet, dass die Jury sechs Romane für den Deutschen Buchpreis 2025 nominiert hat. Unter den Nominierten befindet sich «Die Holländerinnen» der Schweizerin Dorothee Elmiger. Die Preisverleihung findet am 13. Oktober, kurz vor der Frankfurter Buchmesse, statt.

International

Trumps Regierung löscht Studie zu rechter Gewalt · Das US-Justizministerium hat eine Studie von 2024 von seiner Website entfernt, die festhielt, dass seit 1990 rechtsextreme Täter:innen für die meisten tödlichen Anschläge verantwortlich waren – deutlich mehr als Linksextreme oder dschihadistische Extremist:innen.

Gemäss 404 Media, die das Verschwinden aufgedeckt hat, steht auf der Seite nun, man prüfe Inhalte «gemäss neuen Executive Orders», weshalb Publikationen vorübergehend nicht verfügbar seien.

UNO-Kommission wirft Israel Genozid vor · Wie die New York Times berichtet, beschuldigt eine Untersuchungskommission des UNO-Menschenrechtsrats Israel, im Gazastreifen Völkermord zu begehen. Laut Bericht erfüllen die Behörden vier der fünf Kriterien der Völkermordkonvention von 1948, darunter Tötungen, Zerstörung von Lebensgrundlagen und Verhinderung von Geburten. Israel bezeichnet die Vorwürfe als «fake». Formell feststellen kann Genozid nur ein internationales Gericht.

💡 Exkurs des Tages

Zuchthühner

Die Schweiz redet über das Poulet. Gemäss einem Bericht der «NZZ am Sonntag» erwägt der Bundesrat, das Importverbot für mit Chlor behandeltes US-Geflügel aufzuheben und in Bern macht ein Bauer Schlagzeilen, weil er Zweinutzungshühner hält (siehe oben).

Hast du dir schon einmal überlegt, woher unsere Hühner kommen? Auf jeden Fall nicht aus dem Wald. Schweizer Hühnerzuchten beziehen ihre Hochleistungshühner fast ausschliesslich von internationalen Zuchtunternehmen. Um ein Huhn zu halten, das konstant und planungssicher Eier legt, züchten eine Handvoll Unternehmen effiziente Legehennen. Die Effizienz kommt mit einem hohen Preis.

Legehybriden legen über 300 Eier pro Jahr, was den Stoffwechsel stark belastet: 97 Prozent aller Legehennen haben ein gebrochenes Brustbein.

Auch wenn landwirtschaftliche Betriebe Zweinutzungsrassen halten, setzen sie meist auf hybridisierte Tiere, weil sie für die heutige Nachfrage und die Wirtschaftlichkeit besser geeignet sind. Das Produktionsmittel ist somit selber schon ein Produkt. Wenn die Hühner an sich schon ein Produkt sind, wo beginnt dann die tiergerechte Zucht? Beim Huhn oder beim Ei?

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Malerei

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Bis dann!

Yann

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