Guten Morgen {{vorname}}
Im Dark Web kann man allerlei Dinge kaufen: Drogen, Waffen, Kreditkartennummern, Sand (ohne Witz) oder mega creepy Silikonmasken. Ebenfalls zum Verkauf angeboten werden die offiziellen E-Mail-Adressen von 44 Schweizer Politiker:innen. Scheinbar sind darunter auch Singles, denn einige tummelten sich mit ihren offiziellen Mail-Adressen auf Dating-Apps.
Datenleck
Mit der Amts-E-Mail auf Dating-Apps
Parlamentarier:innen sollen sich mit ihrer offiziellen E-Mail auf Dating-Apps registriert haben. (Foto: Unsplash)
E-Mail-Adressen, Passwörter und sonstige sensible Daten von mindestens 44 Parlamentarier:innen werden im Dark Web zum Verkauf angeboten. Das hat das Schweizer Technologieunternehmen «Proton» in einer gestern veröffentlichten Untersuchung aufgedeckt.
«Schon ein kompromittiertes Passwort kann schwerwiegende Folgen für die nationale Sicherheit haben.»
Auf den ersten Blick ist das kein Problem, denn schliesslich sind diese E-Mail-Adressen öffentlich. Problematisch ist aber, dass sie in Datenlecks auftauchen. Das heisst konkret, dass mehrere Schweizer Politiker:innen ihre offiziellen E-Mail-Adressen für die Registrierung bei Diensten wie Dropbox, LinkedIn und Adobe genutzt haben. Einige sollen sich sogar damit bei Dating- und Erotikplattformen angemeldet haben.
Als wäre das noch nicht genug: Zusätzlich wurden 78 kompromittierte Passwörter entdeckt, darunter 58 im Klartext. Hacker können also theoretisch auf mindestens 58 Konten von Schweizer Regierungsmitgliedern zugreifen, sofern diese keine Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen.
Gemäss dem Online-Magazin «dnip» seien Mitglieder von allen Parteien betroffen, wobei ein FDP-Mitglied mit 15 in den Leaks aufgetauchten Accounts mit grossem Abstand den Spitzenplatz belege.
Gegenüber dem Blick teilt Eamonn Maguire, Leiter Account Security bei Proton, mit: «Schon ein kompromittiertes Passwort kann schwerwiegende Folgen für die nationale Sicherheit haben.»
Inzwischen sei auch das Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) darüber informiert. Und es versichert: Mitarbeitende des Bundes müssten schon jetzt eine obligatorische Schulung zur Informatiksicherheit durchlaufen und würden regelmässig auf solche Gefahren sensibilisiert.
Zumindest bei den Parlamentarier:innen gibt es noch Nachholbedarf.
ETH-Studie
Verdichtetes Bauen verdrängt Einkommensschwache
Mehr aufstocken statt abreissen, findet ETH-Raumplaner David Kaufmann. (Foto: Unsplash)
Vor dem Neubau kommt der Abriss. Denn die Schweiz ist schon ziemlich dicht besiedelt. Darum wird vor allem dort gebaut, wo bereits ein Gebäude steht. Ersatzneubau nennt sich das.
Dabei gilt das oberste Credo: verdichten, verdichten, verdichten.
Eine vom Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) bei der ETH Zürich in Auftrag gegebene Studie zeigt jedoch auf: Bei vielen Ersatzneubauten oder Totalsanierungen werden einkommensschwache Haushalte verdrängt.
«Es zeigt sich, dass Aufstockungen zu einer ernstzunehmenden Option für die urbane Innenentwicklung werden.»
Zwar nutzen die meisten Neubauten den Siedlungsraum effizienter, doch die Wohnungsmieten sind oft teurer als zuvor. In der Agglomeration Zürich waren laut der Studie von 2015 bis 2020 über 14’000 Personen von einer solchen Verdrängung durch Ersatzneubauten betroffen.
Spannend ist ein Vergleich mit Genf: Denn obwohl hier prozentual gesehen in den letzten Jahren mehr Wohnraum geschaffen wurde, wurden im selben Zeitraum «nur» 467 Personen verdrängt.
Gemäss Studienautor David Kaufmann hänge das mit einem besseren Mieterschutz und strengeren baulichen Vorschriften zusammen. Das Gesetz über Abriss, Umbau und Renovierung von Wohnhäusern (LDTR) begrenzt Mietzinserhöhungen nach Abrissen und Sanierungen, wodurch Leerkündigungen finanziell unattraktiv werden.
Gleichzeitig herrschen in Genf auch bessere gesetzliche Rahmenbedingungen für Aufstockungen. Aus sozialer und ökologischer Sicht sei diese Form der Verdichtung dem Ersatzneubau vorzuziehen, sagt Kaufmann: «Es zeigt sich, dass Aufstockungen zu einer ernstzunehmenden Option für die urbane Innenentwicklung werden. Dies ist aus Sicht der Nachhaltigkeit auch sehr sinnvoll, da Aufstockungen ökologisch und sozial nachhaltiger sind als Ersatzneubauten.»
Das Beispiel Genf verdeutliche also, dass eine geschickte politische Steuerung im Sinne einer nachhaltigen Bautätigkeit zu einer längerfristigen Lösung der Wohnungsnot in den Schweizer Städten beitrage.
Fragliche Wahlkampffinanzierung
Genfer Staatsrat erhält Geld von toten Seelen

Pierre Maudet sitzt seit 2023 wieder im Genfer Staatsrat. (Foto: Wikipedia)
Die ganze Geschichte erinnert an Nikolai Gogols Roman «Die toten Seelen».
Grundlage des Romans ist eine sonderbare Regelung, die im zaristischen Russland des 19. Jahrhunderts galt: Grundbesitzer mussten für ihre leibeigenen Bauern Kopfsteuern zahlen, auch wenn diese bereits gestorben waren. Denn bis zur nächsten Volkszählung, die nur alle paar Jahre stattfand, galten sie auf dem Papier als lebendig.
Gogol erzählt die Geschichte des Beamten Pawel Iwanowitsch, der aufs Land zieht, wo er den Gutsbesitzern ihre «toten Seelen» zum Spottpreis abkauft. Für die Besitzer ist das praktisch, sie sind die Steuerlast los. Für Iwanowitsch ebenfalls: Er kann mit seinen «toten Seelen» zumindest auf Papier als Grossgrundbesitzer erscheinen und dadurch grössere Kredite aufnehmen.
Ein ähnliches Geschäft mit den Toten scheint Pierre Maudet, Genfer Staatsrat und ehemaliger FDP-Politiker, begangen zu haben – aller Wahrscheinlichkeit nach aber unwillentlich. Wie eine Recherche des Westschweizer Radio und Fernsehens RTS zeigt, soll er bei seinem letzten Wahlkampf mehrere tausend Franken von Spendern erhalten haben, die längst tot sind.
Bei vier davon handelt es sich um Freisinnige aus dem 19. Jahrhundert. So sei als Spender zum Beispiel Adrien Lachenal aufgelistet. Lachenal wurde 1892 in den Bundesrat gewählt. Und: Zwischen 1890 und 1893 war er Meister der Freimaurerloge «Fidelité et Prudence».
Wie auch in Gogols Roman, so geht auch Maudets Geschäft mit den Toten wohl nach hinten los. Zwar wisse man noch nicht, welcher Witzbold diese längst toten Freisinnigen auferstehen liess und ab wann Maudet davon wusste. Auf jeden Fall geht die Staatskanzlei des Kantons Genf der Sache auf die Spur, bestätigt sie gegenüber CH Media.
Die toten Seelen lässt man lieber ruhen.
Aufgeschnappt
Zürcher Mathe-Genie hat mit 21 seinen Doktortitel
Vor über zehn Jahren machte Maximilian Janish wegen einer SRF-Doku internationale Schlagzeilen. Er hatte mit neun Jahren bereits seine Matura abgelegt. Nun hat er mit 21 Jahren erfolgreich seine Doktorarbeit in Mathematik verteidigt, berichtet der Blick.
Kurz-News
UBS-Kapitalregelung aufgelockert · Bankenfreundliche Kräfte in der Wirtschaftskommission des Nationalrats wollen mit einer Motion das Inkrafttreten der neuen Bankenregulierung verzögern. Dadurch könnten zentrale Verschärfungen in Bezug auf die Eigenkapitalvorschriften für UBS-Auslandableger um Monate bis Jahre hinausgeschoben werden. Kritiker:innen warnen vor einem gezielten Zeitspiel: Je mehr Zeit vergeht, desto schwächer wird der politische Wille zur Reform. Das berichtet die NZZ.
Cassis trifft EU-Kommissar · Gestern trafen sich Aussenminister Cassis und EU-Kommissar Maroš Šefčovič in Brüssel, um eine Vereinbarung zwischen der Schweiz und der EU zu unterzeichnen. Geregelt wird etwa die Stromversorgung. Ebenfalls dürfen Forschende wieder am «Horizon Europe» Programm mitmachen. Die Vereinbarung ist allerdings nicht rechtlich bindend. Sie regelt nur provisorisch die Übergangszeit bis zum Inkrafttreten der neuen EU-Verträge. Diese sind aktuell noch in der Vernehmlassung, heisst es im SRF.
International
US-Geheimdienst widerspricht Trumps Aussagen · Gemäss noch unter Verschluss gehaltenen Berichten des US-Geheimdienstes sollen die iranischen Atomanlagen nicht vollständig zerstört worden sein. Stattdessen geht er davon aus, dass das Atomprogramm durch die Bombenangriffe nur um einige Monate nach hinten verzögert wurde. Darüber berichtete zuerst die New York Times.
Besser geschützte Daten
🔧 Nützliches des Tages
Du bist Parlamentarier:in und tummelst dich trotzdem auf Badoo, Bumble, Tinder und Co.?
Kein Problem! Schliesslich wollen wir ja alle geliebt werden.
Das Online-Magazin dnip gibt dir Tipps für einen besseren Umgang mit deinen Accounts und Passwörtern:
Verwende für jeden Online-Dienst eine eigens angelegte E-Mail-Adresse, deren Namen keinerlei Rückschlüsse auf den Besitzer erlaubt (anstelle
[email protected]
also besser[email protected]
) und speicher die Login-Daten in einem Passwort-Manager. Verschiedene E-Mail-Anbieter bieten das Anlegen von solchen anonymisierenden E-Mail-Aliases bereits an.Darüber hinaus lohnt es sich, den Überblick über seine eigenen Accounts zu behalten (auch da hilft, wir wiederholen uns, ein Passwort-Manager) und nicht mehr genutzte Accounts auch mal beim Anbieter löschen zu lassen. Falls Anbieter einem das Löschen durch verwirrende Menüführung schwer machen, hilft meist eine Websuche weiter.
Ebenfalls bist du gut beraten, zumindest deine als @parl.ch angelegten Accounts zu überdenken, nicht benutzte zu löschen und weiterhin relevante unter einer anonymen E-Mail-Adresse neu zu eröffnen. Im Minimum solltest du aber zumindest deine Passwörter ändern und wo vorhanden eine Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren.
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Sommer
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Pass gut auf deine Daten auf!
Jonas