Guten Morgen {{vorname}}
Heute hat es sich in mir gesträubt, schon wieder über die Ausschreitungen nach der Palästina-Demo vom Samstag zu schreiben. Denn im Gegensatz zu vielen Berufskolleg:innen finde ich nicht, dass zu wenig über linksextreme Gewalt gesprochen wird. Linke Gewalt wird sehr oft und emotional diskutiert, auch wenn laut Nachrichtendienst des Bundes diese nicht zugenommen hat.

Ich verurteile die Ausschreitungen ganz klar. Gleichzeitig finde ich die lauten Rufe nach mehr Repression problematisch. Ich glaube nicht, dass mehr Härte zu mehr Frieden führt, sondern zu mehr Wut und Radikalisierung auf allen Seiten.

Schweiz · Palästina-Demo

Hunderte Linksextreme identifiziert

Von 536 Personen nahm die Polizei Personalien auf. (Screenshot: Der Bund/Jürg Spori)

Der Berner Polizei sei am vergangenen Samstag ein seltener Erfolg gelungen, schreibt Der Bund. Die Polizei konnte 536 Personen einkesseln, vorübergehend festnehmen und so identifizieren – so viele wie noch nie.

«Es ist aussergewöhnlich, dass wir so viele Personen des Schwarzen Blocks aus der Anonymität holen konnten», sagt Michael Bettschen, Chef der Regionalpolizei Bern.

Die ersten Erkenntnisse lassen sich so zusammenfassen: Rund 80 Prozent der Kontrollierten stammen aus anderen Kantonen. Etwa 85 Prozent sind Schweizer:innen, die meisten zwischen 20 und 29 Jahre alt. Die Hälfte der Kontrollierten sind Frauen.

Auch wird hervorgehoben, dass die Teilnehmenden gut organisiert gewesen seien. Viele trugen Schutzbrillen, Masken und schwarze Kleidung.

Wie die WOZ berichtet, kann Schutzkleidung allerdings auch nötig sein: Eine Demonstrantin schildert, sie habe die Demo mit ihrem Freund verlassen wollen, als die Stimmung kippte. Dann traf ihn ein Gummischrot am Auge. Als die beiden mit erhobenen Händen um Hilfe baten, seien weitere Schüsse abgegeben worden – sie verfehlten sie nur knapp.

Schweiz · Discounter

Preiskampf beim Brot

Brot wird immer günstiger (GIF: Giphy)

Wie viel ist dir ein Laib Brot wert?

Für Aldi ist die Antwort klar: 99 Rappen. So viel kostet beim Discounter seit dieser Woche ein Pfünderli Weissbrot, also 500 Gramm. Mit der Preissenkung will Aldi Kund:innen anlocken und verschärft damit den Konkurrenzkampf mit Migros, Coop und Lidl.

«Für mich geht das in die völlig falsche Richtung.»

Silvan Hotz, Präsident Schweizerischer Bäcker-Confiseurmeister-Verband

Wie SRF berichtet, zieht die Migros sofort mit. Als Reaktion kosten das Halbweissbrot und das Ruchbrot zu 500 Gramm seit gestern in der Migros je einen Franken.

Auch die Konkurrentin Coop will «in Kürze» die Preise für Halbweiss- und Ruchbrot auf einen Franken senken, wie das Unternehmen gegenüber SRF News schreibt.

Die Preissenkungen der Supermärkte haben Silvan Hotz überrascht. Er ist Präsident des Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verbands. «Für mich geht das in die völlig falsche Richtung.» Er verkauft das handgemachte Pfünderli in seinen Läden für vier Franken.

Das sei ein fairer Preis, an dem alle in der Wertschöpfungskette verdienen, «vom Getreidebauer zum Müller, dem Bäcker und am Schluss dem Verkaufspersonal», sagt der Bäcker.

Schweiz · Halbtax

Neues ÖV-Preissystem sorgt für Verwirrung

Bald könnte sich das Tarifsystem im Schweizer ÖV grundlegend verändern. (Foto: Kajetan Sumlia/Unsplash)

Das grosse Thema in den Medien war gestern ein Gerücht: Das Halbtax soll abgeschafft werden. Der ÖV-Branchenverband Alliance SwissPass gibt zwar Entwarnung, doch das Tarifsystem im Schweizer ÖV könnte sich grundlegend verändern.

Beim neuen Tarifsystem «My Ride» zahlen Passagiere künftig pro tatsächlich gefahrene Strecke automatisch über eine App. Das System funktioniert ähnlich wie «Fairtiq» oder «Easy Ride»: Wer in Bus, Tram oder Zug steigt, wischt auf dem Handy nach rechts, und die App berechnet am Ende des Tages den besten Preis.

Offiziell soll das Halbtax-Abo mindestens bis 2035 bestehen bleiben. Trotzdem wäre «My Ride» ein Paradigmenwechsel: Weg vom fixen Abo, hin zu personalisierten, dynamischen Preisen. Was eine Fahrt kostet, hängt dann nicht mehr nur von der Strecke ab, sondern auch vom Zeitpunkt, der Nachfrage und dem eigenen Fahrverhalten. Wer viel fährt, profitiert, wer wenig fährt, zahlt mehr, schreibt der Tages-Anzeiger.

Der Konsumentenschutz, der VCS und die IG ÖV kritisieren, dass Menschen ohne Smartphone oder mit kleinem Budget benachteiligt werden. Auch warnen sie vor intransparenten Preisen und Datenschutzproblemen.

Kurioses

Irreführende Fake-Zeitung

Gestern habe ich davor gewarnt, KI als Chance für den Journalismus zu sehen. Millionen von Spammer, Hobby-Blogger:innen und KI-Unternehmen generieren bereits heute schlecht recherchierte Nachrichten. Gegen diese Maschinenflut lässt sich Journalismus weder billiger noch schneller produzieren.

Wie es der Zufall will, hat Prime News gestern das perfekte Beispiel dafür aufgedeckt. Eine Website, die sich die «Basel-Zeitung» nennt, gibt sich als seriöse Lokalzeitung aus, ist aber komplett KI-generiert. Die Artikel imitieren echte Berichterstattung, enthalten erfundene Zitate und verdrehte Fakten. Die Journalist:innen mit Namen wie «Alexander Herzog» existieren allesamt nicht, auch ihre Porträts sind von KI generiert.

Das Kurioseste: Die KI hinter der «Basel-Zeitung» kopierte die Recherche von Prime News darüber, dass die Basel Zeitung gefälscht sei und publizierte gleich dazu eine Checkliste, wie man KI-Fakes erkennt.

Ist das jetzt diese Singularität?

Kurz-News

Zufriedene Mieter:innen trotz teurerem Wohnen · Laut dem neuen Immo-Barometer sind 93 Prozent der Schweizer Mieter:innen mit ihrer Wohnsituation zufrieden – so viele wie zuletzt vor der Pandemie. Trotz steigender Kosten bleibt die Umzugsbereitschaft tief: Nur 6,6 Prozent wollen so bald wie möglich zügeln. Hauptgrund für einen Umzug wären zu hohe Mieten, doch die machen einen Wechsel paradoxerweise oft erst recht unattraktiv, berichtet SRF News.

Trump kassiert durch Schweizer Exporte ab · Seit April haben sich die US-Zolleinnahmen vervierfacht – bei Schweizer Produkten sogar versechsfacht, schreibt der Tages-Anzeiger. Insgesamt nahm die US-Regierung mit Schweizer Importen bereits über eine Milliarde Dollar ein. Betroffen sind vor allem Techfirmen und Uhrenhersteller. Auf Schweizer Waren gilt seit August ein Zollsatz von 39 Prozent, einer der höchsten weltweit. Die Uhrenbranche fängt die Mehrkosten teils über höhere Preise auf. Diese bezahlt letztlich die US-Kundschaft.

KI-Kinderpornos bleiben verboten · Auch wenn bei gezeichneten oder KI-generierten Kinderpornos keine echten Kinder missbraucht werden, ist ihr Besitz und Konsum strafbar. Im Rendez-vous sind sich Expert:innen uneins: Einige sehen in kontrolliertem Zugang für Pädosexuelle ein mögliches Ventil, das Übergriffe verhindern könnte – ähnlich wie Methadon für Süchtige. Kinderschutz Schweiz warnt jedoch vor einer gefährlichen Verharmlosung und hält das Verbot für notwendig, um ein klares gesellschaftliches Signal zu setzen.

International

Junge Polen jagen Frauen · In polnischen Städten filmen sich Jugendliche in gelben Warnwesten dabei, wie sie junge Frauen wegen angeblich «provokativen» Verhaltens ansprechen und blossstellen, und stellen die Videos online. Auf ihren Westen steht «Szon Patrols», übersetzt «Huren-Patrouille». Laut dem deutschen Journalisten Tobias Ginsburg folgen die teils minderjährigen Männer rechtsextremen und frauenfeindlichen Ideologien. Ihre Aktionen seien Ausdruck eines gesellschaftlichen Rechtsrucks, der weibliche Selbstbestimmung und queere Rechte als Bedrohung darstellt. Gehört auf SRF News.

Vorwürfe gegen Israel nach Leichenrückgabe · Ärzt:innen im Gazastreifen berichten, dass viele der 90 von Israel übergebenen palästinensischen Körper Spuren von Folter und Hinrichtungen zeigten – darunter gefesselte Hände, Augenbinden und Kopfschüsse. Gemäss The Guardian seien die Leichen ohne Namen, nur mit Nummern versehen übergeben worden. Israel bestreitet die Vorwürfe bislang nicht öffentlich; der Fall könnte in die laufenden Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshofs zu Kriegsverbrechen beider Seiten einfliessen.

🎶 Song des Tages

D’Angelo

Der Soulsänger D’Angelo ist diese Woche verstorben. Im Alter von 51 Jahren ist er dem Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs erlegen.

Der Musiker war unter anderem stark vom Gospel geprägt und gilt als Gründervater von Neo-Soul – eine Mischung aus R’n’B, Soul, Jazz, Blues.

Aus diesem Anlass heute eine Live-Aufnahme von D’Angelos «Untitled (How does it feel)».

Gute Reise D’Angelo!

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Kulinarik

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Bis dann!

Yann

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