Guten Morgen {{vorname}}
War es die eskalierende Gruppendynamik oder schlicht Wohlstandsverwahrlosung? Und ganz ohne politisches Motiv? Über diesen Fall sind sogar Kriminalexpert:innen verdutzt: Im aargauischen Rheinfelden sollen fünf 19- bis 20-Jährige über zwei Jahre hinweg eine beispiellose Serie von Sabotagen, Einbrüchen, Brandstiftungen und Cyberangriffen begangen haben. Ihnen drohen jetzt bis zu zehnjährige Haftstrafen.
Wegen Mehrfachdelikten angeklagt
Junge Männer zerschneiden Internetkabel, gefährden Züge, brechen in Häuser ein

Einer der Hauptbeschuldigten soll während zwei Jahren 41 Delikte begangen haben. (Foto: Unsplash)
Ich fange am besten mit einer Liste an:
Gewerbs- und bandenmässiger Diebstahl
Brandstiftung
Störung des öffentlichen Verkehrs
Versuchte Erpressung
Sachbeschädigung
Störung von öffentlichen Betrieben
Hausfriedensbruch
Nötigung
Kinderpornografie
Cyberattacken
Wie die Tamedia Zeitungen berichten, hat die Aargauer Staatsanwaltschaft fünf junge Männer zwischen 19 und 20 Jahren angeklagt, zwischen 2022 und 2024 für diese und weitere Straftaten verantwortlich zu sein. Zwei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft.
Den drei Hauptbeschuldigten wird vorgeworfen, jeweils 41, 34 und 19 Delikte begangen zu haben. Dafür sollen sie Freiheitsstrafen von zehn, acht und sechs Jahren erhalten.
Die Gruppe soll auch hinter der Sabotage von Glasfaserkabeln stehen, die im Dezember 2023 kurzzeitig 4000 Haushalte vom Netz nahm. In einem anderen Fall entwendeten sie Hemmschuhe am Bahnhof und befestigten sie auf der Zugstrecke in Möhlin auf dem Gleis. Nur durch Zufall soll es nicht zu Zugentgleisungen gekommen sein.
Insgesamt gebe es über 29 Geschädigte, darunter die SBB, Sunrise, Swisscom, aber auch KMU, die Stadt Rheinfelden und die Armee.
Solche Deliktserien über einen längeren Zeitraum verteilt seien eher selten, heisst es von Seiten der interkantonalen Fachstelle für Gewaltprävention. Auch sei nicht von Affekthandlungen auszugehen, denn einige der Taten verlangten Vorbereitung und Fachwissen.
Unklar ist, was die Täter angetrieben hat. Nach einem Einbruch habe man zwar Begriffe wie «NSDAP», «Fuck SP und «88» an den Wänden gefunden, dennoch werde laut Ermittlungen nicht von einer politisch-extremistischen Motivation ausgegangen. Stattdessen soll eine «sich selbst verstärkende Gruppendynamik» wesentlich gewesen sein.
Bis zur Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.
Wegen Unterstützung für die Ukraine
USA verzögern die Lieferung von Patriot-Raketen an die Schweiz

Patriot-Raketen sind gerade sehr gefragt. Am dringendsten benötigt sie aber die Ukraine, finden die USA. Die Schweiz muss warten. (Foto: Wikipedia)
Wäre ich mit den USA auf ein Date verabredet, dann würde ich jetzt nach Hause gehen. Denn irgendwann ist einfach Schluss mit Warten.
Ich meine aber nicht den Brief mit den neuen Zolltarifen, der immer noch auf sich warten lässt, sondern einen Rüstungsdeal, bei dem es ebenfalls zu Verzögerungen kommt.
Wie das VBS in einer Mitteilung schreibt, habe das US-Verteidigungsdepartement entschieden, bei der Auslieferung des Patriot-Systems zur Luftabwehr andere Länder zu priorisieren, die diese Waffensysteme direkt an die Ukraine abgeben.
Die Schweiz hatte im Jahr 2022 fünf solche Systeme zur bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite bestellt. Geplant war ein Beginn der Auslieferung 2026. Wann der neue Liefertermin ist, sei noch unklar.
Ganz aus dem Nichts kommt die Ankündigung nicht. Vor einigen Tagen hatte Trump bekanntgegeben, die militärische Unterstützung für die Ukraine wieder hochzufahren und jene Länder zu bevorzugen, die ihre Waffen an die Ukraine weitergeben, heisst es dazu im SRF.
Für die Bürgerlichen dürfte das Ganze ein Ärgernis sein. Viele sind der festen Überzeugung, dass eine glaubwürdige Verteidigungsfähigkeit ohne die Patriot-Systeme hoffnungslos sei.
Bei den linken Parteien kommt die Nachricht gut an. «Dass die USA bei Luftabwehr-Lieferungen die Ukraine priorisieren, ist sinnvoll. Die europäische Freiheit und Friedensordnung wird in der Ukraine verteidigt», schrieb SP-Nationalrat Fabian Molina auf der Plattform Bluesky.
Zusammen mit dem Grüne-Nationalrat Balthasar Glättli habe er gefordert, dass der Bundesrat das Schweizer Patriot-Produktionslos als Zeichen der Solidarität anderen anbiete.
Der Fall zeigt: Im aktuellen geopolitischen Setting scheint die Schweiz und ihre Wehrfähigkeit für viele Länder von sekundärer Bedeutung zu sein.
Halbjahresberichte
Novartis legt zu, Swatch Group sackt ab

Novartis legte beim Gewinn um 29 Prozent zu, die Swatch Group erlitt ein Minus von 88 Prozent. (GIF: Giphy)
Gestern präsentierten Novartis und Swatch ihre Halbjahresberichte. Bei den einen gabs eher positive Nachricht, bei den anderen negative.
CH Media hat sich die Zahlen von Novartis angeschaut:
27,2 Milliarden Dollar Umsatz (+zwölf Prozent)
7,6 Milliarden Dollar Gewinn (+29 Prozent)
Margen bei 42,2 Prozent.
Traumhaft.
Das heisst also, dass ganz viel Geld für bahnbrechende Forschungen zur Verfügung steht, oder?
Nein.
Gleichzeitig plant Novartis ein Aktienrückkauf-Programm im Wert von bis zu zehn Milliarden Dollar.
«Shareholder-Value» baby!
In den nächsten fünf Jahren wolle man zudem 23 Milliarden Dollar in amerikanische Fabriken investieren, um keine grossen Einbussen beim wichtigen US-Markt zu erleiden. Derweil bleiben die Investitionen für Basel unverändert.
Und nun zur Swatch Group:
Drei Milliarden Umsatz (-sieben Prozent)
17 Millionen Gewinn (-88 Prozent)
Eine Marge von 0,6 Prozent
Was läuft schief?
Hauptgrund sei der zurückhaltende Konsum in China. Dort brach der Umsatz um mehr als 30 Prozent ein, heisst es in der NZZ. Doch auch der eigene Detailhandel ist bei einem Minus von 15 Prozent auf einem Sinkflug.
In Nordamerika, Indien, Australien und im Nahen Osten verzeichnet Swatch ein zweistelliges Umsatzwachstum.
Ein weiterer Grund für die sinkenden Gewinne liegt auch darin, dass die Swatch Group an ihren vielen Produktionsstandorten in der Schweiz festhalte. Bei einer Unterproduktion aufgrund der sinkenden Nachfrage aus China erhöhen sich dadurch die Betriebskosten markant.
Im Unterschied zu Novartis scheint also die Swatch Group weniger gewillt zu sein, ihre Investitionen nach Asien oder Amerika zu verschieben.
Visualisierung
Studie zeigt: Jede dritte Person in finanziellen Schwierigkeiten
Kurz-News
Verfahren gegen ehemaligen Berset-Sprecher eingestellt · Die Bundesanwaltschaft hat das Strafverfahren gegen Peter Lauener eingestellt, berichten die Tamedia Zeitungen. Ihm wurde eine Verletzung des Amtsgeheimnisses vorgeworfen, weil er während der Coronapandemie vertrauliche Informationen an Ringier-CEO Marc Walder weitergeben haben soll. Lauener sass vier Tage in Haft, verlor seine Stelle und stand jahrelang im Fokus der Öffentlichkeit. Nun erhält er über 100’000 Franken Entschädigung für Anwaltskosten, Einkommensverluste und Genugtuung. Die Gesamtkosten des Verfahrens trägt der Staat.
Oberster Bischof will mit QR-Code Priester überwachen · Seit 1950 gab es in der Schweiz über 1000 Missbrauchsfälle im Zusammenhang mit der katholischen Kirche. Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz plant als Gegenmassnahme die Einführung eines nationalen Registers für Kleriker. Bei einer Einstellung könne man so besser prüfen, ob die betreffende Person in der Vergangenheit eine Tat begangen habe oder nicht. In Frankreich existiere bereits ein solches System, heisst es in einer SDA-Meldung im Blick.
Verbotene Schleichwerbung beim Schwingfest · TeleBärn wurde für die Übertragung des Siegerinterviews beim Schwingfest 2023 vom Bundesamt für Kommunikation gerügt. Auf dem Windschutz des Mikrofons prangte nämlich das Logo eines Zigarettenherstellers. Doch in der Schweiz ist Werbung – auch unbeabsichtigte – für Tabakprodukte verboten. Nun muss TeleBärn Verfahrenskosten von 1890 Franken begleichen. Auch dem SRF ist in der Vergangenheit bereits etwas ähnliches passiert, schreiben die Tamedia Zeitungen.
Sechs Gemeinden bieten E-Voting an · Sechs Thurgauer Gemeinden bieten ab dem kommenden Jahr ihren Stimmberechtigten E-Voting an. Für die Finanzierung des Projekts stehen zwischen 2025 und 2027 jedes Jahr 420’000 Franken zur Verfügung. Ab 2027 sollen alle Thurgauer Gemeinden die Option haben, E-Voting anzubieten, heisst es in einer SDA-Meldung im Blick.
Entsorgung von Shampoo- und Milchflaschen wird bei Coop kostenpflichtig · Das Entsorgen von Shampoo- und Milchflaschen aus Plastik ist beim Coop nicht mehr umsonst. Stattdessen muss man einen kostenpflichtigen Entsorgungssack kaufen. Sammelstellen für den sogenannten «Recypac» gebe es bei Coopfilialien in den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Zürich, Bern, St.Gallen, Schaffhausen und Graubünden. Darüber berichtete CH Media.
Serientipp
🔧 Nützliches des Tages
Vor kurzem habe ich die HBO Serie «High Maintenance» geschaut. Die Grundstory ist relativ simpel: Ein Dealer liefert mit seinem Fahrrad in Brooklyn Gras aus. Im Zentrum stehen allerdings nicht nur seine eigene Geschichte, sondern die unzähligen Einblicke in das Leben seiner Kund:innen.
Letztlich ist die Serie eine Sammlung skurriler und humorvoller menschlicher Zusammenkünfte. Ein farbenfrohes Manifest für die bescheidenen und nicht ganz so bescheidenen Lebensentwürfe im Schatten der Hochhäuser Manhattans.
Auch für Nicht-Kiffer wie mich absolut sehenswert!
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Film
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Macheds guet!
Jonas