Guten Morgen {{vorname}}
Als portugiesisch-schweizerischer Doppelbürger stand ich kurz vor meiner Volljährigkeit vor der Wahl: Schweizer Armee oder portugiesische Marine.
Da ich schnell seekrank werde, blieb nur die Schweiz.
Für andere Doppelbürger fällt die Entscheidung jedoch anders aus – und das hat weniger mit Heimatliebe als mit einem Schlupfloch im Gesetz zu tun.
Schweiz · Doppelbürger
Schweiz stopft Schlupfloch beim Wehrdienst

Als französischer Doppelbürger lässt sich der Militärdienst in der Schweiz einfach vermeiden. (Foto: Simon Infanger/Unsplash)
Französische Doppelbürger können heute die Schweizer Wehrpflicht leicht umgehen. Da Doppelbürger nicht in zwei Ländern gleichzeitig Wehrdienst leisten dürfen, müssen sie sich für eines entscheiden. In Frankreich gilt der Dienst bereits als erfüllt, wenn man mindestens einen Orientierungstag besucht hat.
Mindestens 245 Tage in einer Schweizer Kaserne oder einen Tag nach Paris? Etwa 700 Männer pro Jahr entscheiden sich für Letzteres.
Dieses Schlupfloch hatte die Redaktion des Tages-Anzeiger publik gemacht. Nun will der Bundesrat mit Frankreich gemäss Staatssekretariat für Sicherheitspolitik «in den nächsten Monaten» verhandeln.
Doch das genügt einzelnen Parlamentsmitgliedern nicht. In einer Motion fordert der Genfer Ständerat Mauro Poggia (SVP) den Bundesrat auf, die «Heuchelei» zu stoppen. Ohne Verhandlungen soll der Bundesrat Frankreich mitteilen, dass der französische Orientierungstag nicht mehr als Ersatz für die Schweizer Wehrpflicht gelte.
Obwohl der Bundesrat dieses Vorgehen ablehnt, nahm der Ständerat Poggias Motion an. Nun hat auch die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats die Motion gutgeheissen, wie sie gestern mitgeteilt hat.
Stimmt der Nationalrat wie erwartet zu, muss der Vorstoss nochmals in den Ständerat, weil die Formulierung angepasst wurde. Darin wird der Bundesrat beauftragt, Scheindienste im Ausland nicht mehr anzuerkennen. Stattdessen müssten die entsprechenden Doppelbürger «Wehrpflichtersatzabgabe in der Schweiz in vollem Mass bezahlen».
Schweiz · Kinderwunsch
Samenspende für Single-Frauen soll legalisiert werden

Mehrere Hundert Frauen sind schätzungsweise bereits für eine Samenspende ins Ausland gegangen. (Foto: Hollie Santos/Unsplash)
Alleinstehende Frauen sollen legal Zugang zur Samenspende erhalten. Das fordern laut SRF Nationalrät:innen aus den sechs grössten Parteien.
Heute haben nur verheiratete Paare Anrecht auf eine Samenspende. Single-Frauen müssen für eine Samenspende ins Ausland reisen und dafür hohe Kosten in Kauf nehmen.
Eine breite Allianz von SVP- bis Grünen-Politiker:innen unterstützt den Vorstoss. Das Wohl eines Kindes hänge nicht vom familiären Status ab, sondern von Zuneigung, Aufmerksamkeit und Stabilität, argumentieren sie.
«Bei der Samenspende für Alleinstehende ziehe ich eine rote Linie.»
Der ethische Konflikt zeigt sich in der Mitte-Partei, die gespalten ist. Mitte-Nationalrätin Nicole Barandun will die Samenspende zulassen: «Es geht um den Schutz der Frauen und der Kinder. Wir sollten die Augen nicht vor der Realität verschliessen und die Frauen ins Ausland reisen lassen.»
Mitte-Nationalrätin Regina Durrer-Knobel hingegen zieht bei der Samenspende für Alleinstehende eine rote Linie. Sie befürchte, dass sich daraus gleich die nächste Forderung ergebe. Konkret, dass auch alleinstehende Männer Zugang zur Fortpflanzungsmedizin und somit eine Legalisierung der Leihmutterschaft verlangen würden.
Das Anliegen hat im Nationalrat angesichts der breiten Allianz gute Chancen. Im Ständerat ist die Ausgangslage offen, weil dort die Mitte-Partei stark ist und Ständerät:innen in der Tendenz konservativer sind.
Ostschweiz · Autonome Fahrzeuge
Bald fahren Robo-Postautos auf Schweizer Strassen

Robotaxis von Postauto sollen ab 2027 in der Ostschweiz unterwegs sein. (Screenshot: Tages-Anzeiger/Gian Ehrenzeller)
«Tütato»: Das Postauto ist ein Schweizer Kulturgut. Neu sollen 25 Postautos ganz autonom durch die Ostschweiz fahren.
Die sogenannten Robotaxis sollen in dünn besiedelten Gebieten im St. Galler Rheintal und den beiden Appenzell ab 2027 einen Tür-zu-Tür-Service als Ergänzung zum ÖV bieten. Und dies ohne Fahrer:in.
Das entsprechende Projekt «Amigo» haben die drei involvierten Kantone gemeinsam mit der Postauto AG vergangene Woche vorgestellt, schreiben die Tamedia-Zeitungen.
Immer wieder wurden in der Schweiz autonome Shuttles spektakulär angekündigt, aber dann später wieder versenkt. Dass es nun anders sein könnte, hat mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen zu tun. Seit März dieses Jahres darf das Bundesamt für Strassen auf zuvor bewilligten Strecken komplett autonome Fahrzeugangebote zulassen.
Die Technologie soll helfen, dass ein zuverlässiger Schweizer ÖV auch in Randregionen finanzierbar bleibt. Dafür riskiert man auch eine zusätzliche Abhängigkeit von China. Denn bei beiden Projekten stammt die Technologie von chinesischen Herstellern.
Bevor die modernen gelben Autos durch die Ostschweiz kurven, werden im nächsten Jahr Testfahrten zur Kartografierung des Einsatzgebietes aufgenommen.
Kurioses
Leopard bricht in Schweizer Botschaft ein

Ob der Leopard ein Schweizer Visum erhielt, ist unklar. (Foto: Facebook/Swiss Embassy Kathmandu)
Ein Leopard hat sich gestern bei der Schweizer Botschaft in Nepal auf das Gelände geschlichen und musste gerettet werden. Laut nepalesischen Lokalnachrichten ist er im Zoo von Kathmandu untergekommen.
Kurz-News
Nationalrat lockert Kriegsmaterialgesetz · Nach fast vier Jahren Debatte will die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats das Kriegsmaterialgesetz lockern. Auf Druck der SVP sollen künftig auch «neutralitätspolitische Interessen» berücksichtigt werden. Die Lockerung würde es 25 Partnerstaaten erlauben, Schweizer Rüstungsgüter ohne erneute Zustimmung weiterzugeben. Die Linke kündigt das Referendum an, schreibt die NZZ.
Rekordjahr für Spitex · Noch nie haben Spitex-Dienste in der Schweiz so viele Pflegestunden geleistet wie 2024: 25,6 Millionen Stunden für über 420'000 Klient:innen. Das Plus von fast einem Viertel geht laut Bundesamt für Statistik vor allem auf das Wachstum gewinnorientierter Anbieter zurück. Diese stellten immer mehr pflegende Angehörige ohne spezifische Ausbildung an. Laut SRF News übertrafen in Zürich private Dienste erstmals die gemeinnützigen Organisationen.
Fast nur Frauen werden Opfer bei Paar-Delikten · Bei Gewalttaten in Paarbeziehungen sind fast ausschliesslich Frauen die Opfer. Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) waren zwischen 2019 und 2023 rund 93 Prozent der Getöteten weiblich, die Tatverdächtigen fast immer Männer. Gemäss Watson nennt das BFS psychische Erkrankungen, finanzielle Probleme und Substanzmissbrauch, als häufige Ursachen.
International
Israel verletzt Gaza-Waffenruhe fast täglich · Laut Recherchen von Al Jazeera hat Israel seit Beginn der Waffenruhe am 10. Oktober mindestens 282 Angriffe auf den Gazastreifen verübt. Dabei wurden über 240 Menschen getötet und mehr als 600 verletzt. Die Angriffe erfolgten trotz eines von den USA vermittelten Waffenstillstandsplans, den Israel und Hamas jedoch nie offiziell unterzeichneten. Hilfslieferungen bleiben stark eingeschränkt, nur etwa ein Viertel der vereinbarten Menge erreicht Gaza.
Erdogan-Rivale drohen 2000 Jahre Haft · Die Istanbuler Staatsanwaltschaft fordert für Bürgermeister Ekrem Imamoglu über 2000 Jahre Gefängnis. Sie wirft ihm Korruption, Geldwäscherei und Amtsmissbrauch vor. Laut New York Times spricht die Opposition von einem politischen Manöver, um den wichtigsten Gegner von Präsident Erdogan auszuschalten. Imamoglu wurde bereits im März festgenommen, kurz bevor er als Präsidentschaftskandidat seiner Partei nominiert werden sollte.
📝 Reportage des Tages
Das Chamäleon zum Zweiten
Gestern hat das Internetarchiv verhindert, dass ich dir eine meiner Lieblingsreportagen schicken konnte.
Die Reportage erzählt die wahre Geschichte von Frédéric Bourdin, der sich jahrelang als vermisster Teenager ausgab und damit Heime, Schulen, Behörden und sogar eine Familie in Texas täuschte.
Bourdin begann bereits als Kind mit seinen Identitätswechseln und behauptet, mindestens 500 falsche Identitäten angenommen zu haben. Ein französischer Staatsanwalt nannte ihn einen «unglaublichen Illusionisten, dessen Falschheit nur noch von seiner Intelligenz übertroffen wird». Bourdin selbst sagte: «Ich bin ein Hochstapler … Mein Job ist es, andere zu täuschen.»
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web.archive.org/web/20101123230713/http://dasmagazin.ch/index.php/das-chamaleon
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Verkehr
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Bis dann!
Yann


