Guten Morgen {{vorname}}
Der heutige 6iBrief hat einen Vogel, beziehungsweise zwei. Es geht um den Bruderhahn, der das Leid in der Eierproduktion verringern soll. Und es geht um den frisch gekürten Vogel des Jahres.
Der Vogel des Jahres wird geehrt, weil es in der Schweiz nur noch wenige hundert Brutpaare gibt. Gleichzeitig schuften mehrere Millionen Legehennen für unseren Eierkonsum.
Schweiz · Eierproduktion
Schluss mit dem Töten von Küken

Ab Anfang 2026 sollen keine Küken mehr direkt getötet werden. (Foto: Daniel Tuttle/Unsplash)
Es ist eine der grausamen Seiten der Eierproduktion. Bei der Zucht von Legehennen werden die männlichen Küken gleich nach dem Schlüpfen mit CO₂ getötet. Damit soll nun Schluss sein.
Gemäss Anfrage von SRF beim Verband der Eierproduzent:innen Gallo Suisse und Bio Suisse sei die Umstellung bereits jetzt praktisch vollständig erfolgt.
In der Bioproduktion werden die männlichen Küken zu sogenannten Bruderhähnen aufgezogen. Durch die Aufzucht der Bruderhähne benötigen die Betriebe viel mehr Platz. Auf 600'000 Bio-Legehennen kommen ähnlich viele Bruderhähne.
Jetzt muss Bio Suisse Abnehmer:innen für ihre Bruderhähne finden. Das Bruderhahn-Fleisch hat eine andere Struktur und ist nicht ganz so weiss wie anderes Pouletfleisch.
In der konventionellen Eierproduktion von Gallo Suisse wird das Geschlecht bereits im Ei mittels MRT bestimmt. Die «männlichen» Eier würden dann aussortiert und nur die «weiblichen» ausgebrütet.
Die Kosten pro Ei steigen um knapp zwei Rappen. Dies hat mit den höheren Kosten durch die MRT-Scans, beziehungsweise für die Aufzucht der Bruderhähne zu tun.
Schweiz · Sozialsystem
2000 Franken für alle: die radikale Idee der «Lebensvorsorge»

Die Eltern des neuen Sozialsystems: Marina Meister und Daniel Straub. (Screenshot: Tages-Anzeiger/Clara Neugebauer)
Das neue Modell «Lebensvorsorge Schweiz» soll unser Sozialsystem auf grundlegende Veränderungen durch KI vorbereiten.
Zweimal ist ein Projekt zur Einführung eines Grundeinkommens gescheitert. Nun soll die «Lebensvorsorge Schweiz» die zahlreichen Sozialkassen durch ein einheitliches Grundeinkommen ersetzen, wie der Tages-Anzeiger berichtet.
Die ETH-Mathematikerin Marina Meister und der Betriebsökonom Daniel Straub haben einen detaillierten Vorschlag ausgearbeitet, wie der Sozialstaat radikal vereinfacht und finanziert werden könnte.
2000 Franken pro Monat für alle Erwachsenen, 700 Franken für jedes Kind, finanziert durch heutige Sozialgelder und einen Lohnbeitrag von 40 Prozent – gedeckelt bei 2000 Franken.
Das bedeutet: Wer 5000 Franken oder mehr im Monat verdient, zahlt gleich viel ein, wie er oder sie zurückbekommt. Für Menschen mit tieferem Einkommen bliebe netto mehr, während der Anreiz, eine Erwerbsarbeit anzunehmen, steigen soll.
Die Initiant:innen argumentieren, der Sozialstaat sei zu komplex, zu teuer und vor allem nicht auf den Umbruch durch Automatisierung und KI vorbereitet.
Unterstützt werden sie unter anderem von Mitte-Politiker Gerhard Pfister, der die Idee eines Grundeinkommens «aus liberaler Sicht spannend» findet. Auch die frühere Nationalrätin und Sozialpolitikerin Yvonne Feri sagt: «Die Politik muss offen sein dafür, das Sozialsystem neu zu denken.»
Schweiz · Löhne
Schweizer Medianlohn steigt auf 7024 Franken

Der Schweizer Medianlohn betrug 7024 Franken im Jahr 2024. (Foto: Claudio Schwarz/Unsplash)
7024 Franken. So hoch ist der Schweizer Medianlohn im Jahr 2024. Gemäss Bundesamt für Statistik ist das ein Plus von 236 Franken gegenüber 2022.
Doch gemessen an der Teuerung ist dieser Anstieg zu gering. Gewerkschaftsökonom Daniel Lampart spricht gegenüber der Nachrichtenagentur SDA deshalb von einer «schlechten Phase für Normalverdienende»: Reallöhne seien seit 2020 gesunken, trotz hoher Produktivität und Fachkräftemangel.
Aus Lamparts Sicht fliesse zu viel Geld zu Aktionär:innen und Spitzenverdienenden, während Arbeitgeber:innen oft nicht einmal Teuerungsausgleiche verhandeln wollen.
Die tiefsten 10 Prozent der Löhne liegen unter 4635 Franken, die höchsten 10 Prozent über 12’526 Franken. Auffällig ist, dass sich die Lohnschere seit 2008 kaum geöffnet hat, doch bei der «Mittelschicht» das Wachstum am schwächsten ausfällt.
Die Lohnunterschiede zwischen den Branchen bleiben enorm. Von 14’304 Franken im Tabaksektor über gut 10’000 Franken in Pharma und Banken bis hin zu 4700 Franken in Gastronomie und Beherbergung.
Regional bleibt Zürich an der Lohnspitze, das Tessin am Ende der Skala.
Schlagzeile des Tages
«Der Eisvogel ist Vogel des Jahres 2026»

(Foto: Vincent van Zalinge/Unsplash)
Es war abzusehen: Der Eisvogel wurde von 18’000 Menschen zum Vogel des Jahres gewählt. Der schillernd blau-orange Vogel unserer Fliessgewässer profitiert von renaturierten Ufern, doch harte Winter und verschmutzte Gewässer setzen ihm weiterhin zu – in der Schweiz leben derzeit nur rund 400 bis 500 Brutpaare.
Für nächstes Jahr nominiere ich den Bruderhahn.
Kurz-News
Visa und Mastercard müssen Gebühren senken · Die Kreditkartenanbieter einigen sich nach 20 Jahren Rechtsstreit auf tiefere Händlergebühren, was auch die Schweiz betrifft. Detailhändler begrüssen die Entlastung. Aufgrund der Einigung könnten sie künftig auch Zusatzgebühren für bestimmte Kreditkarten verlangen oder einzelne Karten ganz ablehnen. Für Kund:innen drohen damit höhere Kosten und mehr Intransparenz beim Bezahlen, schreibt CH Media.
Novartis streicht 550 Stellen in Stein · Der Pharmakonzern baut bis Ende 2027 am Standort Stein (AG) 550 Festanstellungen ab und stoppt dort die Produktion von Tabletten, Kapseln und sterilen Arzneien. Laut NZZ sucht der Konzern dafür günstigere Standorte in Europa, etwa in Italien oder Slowenien, und betont, der Abbau stehe nicht im Zusammenhang mit den Milliardeninvestitionen in den USA.
Brienz wartet auf den grossen Abbruch · Oberhalb von Brienz/Brinzauls (GR) haben sich erneut mehrere Felsabbrüche gelöst, zuletzt begleitet von hörbaren Rumpelgeräuschen. Geolog:innen rechnen damit, dass in den kommenden Stunden oder Tagen bis zu 300'000 Kubikmeter Material abstürzen könnten, im Extremfall sogar eine Million. Laut Aargauerzeitung haben die Behörden die Phase «Rot» ausgerufen und bereiten vorsorgliche Sperrungen vor.
International
Bolsonaro tritt 27-jährige Haftstrafe an · Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro beginnt seine lange Haftstrafe in einem Polizeistützpunkt in Brasilia. Das höchste Gericht hatte ihn für einen Putschversuch und die Planung eines Attentats auf Präsident Lula da Silva verurteilt. Gemäss Guardian markiert für viele Brasilianer:innen seine Inhaftierung das Ende einer chaotischen Ära, die von Umweltzerstörung, Isolation und einer verheerend gemanagten Pandemie geprägt war.
Amerikas Polarisierung als Geschäftsmodell · Auf X/Twitter zeigt eine neue Funktion, wie viele virale Posts zur US-Politik gar nicht aus den USA stammen, sondern aus Ländern wie Bangladesch, Nigeria oder Kambodscha – betrieben von Leuten, die mit Social-Media-Monetarisierung Geld verdienen wollen. Ein Account namens «Ivanka News» sitzt in Nigeria, «RedPilledNurse» kommt aus Europa, «MAGA Nadine» aus Marokko, «Native American Soul» aus Bangladesch und «Barron Trump News» wird in Mazedonien betrieben – und das sind nur ein paar Beispiele von Tausenden.
Mit polarisierendem US-Content lässt sich schlicht mehr verdienen, analysiert 404 Media.
💡 Dilemma des Tages
Wer Tierfreund:in ist, kauft Bruderhahn-Eier, oder?
Es ist eine gute Nachricht: Schweizer Eierproduzent:innen wollen auf das Kükentöten verzichten. Bio Suisse setzt dabei auf die Aufzucht von sogenannten Bruderhähnen.
Doch die Aufzucht der Bruderhähne ändert nichts an den Bedingungen für hochgezüchtete Legehennen, die alles andere als tierfreundlich ist.
Legehennen legen über 300 Eier pro Jahr, was den Stoffwechsel stark belastet: 97 Prozent aller Legehennen haben ein gebrochenes Brustbein.
Statt noch mehr Hühner zu züchten, müssten meiner Meinung nach der Tierschutz verbessert und der Konsum reduziert werden.
Was denkst du dazu?
Passend zum Thema: In dieser Folge von «Zeit Verbrechen» geht es um die Lüge von den glücklichen Hühnchen. Die Tierschutz-Marke Neuland versprach ihren umweltsensiblen Kund:innen nur Qualitätsfleisch aus artgerechter Haltung. Doch dann kam heraus: Statt Edel-Hähnchen verkaufte der Hauptlieferant übles Fleisch von Massenvieh.
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Geschichte
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Bis dann!
Yann


