Guten Morgen {{vorname}}
Gestern startete die zweite von drei Wochen der Herbstsession. Das heisst: Die Debatten im Bundeshaus liefern auch heute den Stoff für unsere News.
Inklusion · Verfassung
Stimmrecht für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen

Bislang konnten gewisse Menschen mit Behinderung nicht abstimmen. (GIF: Giphy)
Wusstest du, dass Menschen mit einer sogenannten «geistigen Behinderung» in der Schweiz keine politischen Rechte haben? Mir war das neu. Wortwörtlich steht in der Bundesverfassung:
«Die politischen Rechte in Bundessachen stehen allen Schweizerinnen und Schweizern zu, die das 18. Altersjahr zurückgelegt haben und die nicht wegen Geisteskrankheit oder Geistesschwäche entmündigt sind. Alle haben die gleichen politischen Rechte und Pflichten.»
Das soll sich nun ändern. Wie 20 Minuten berichtet, sind das Parlament und der Bundesrat davon überzeugt, dass es sich hierbei um einen schwerwiegenden Eingriff in die politischen Rechte von rund 16'000 Menschen im Land handle.
Dazu muss der Verfassungsartikel geändert werden. Nationalrat und Ständerat einigten sich gestern auf folgenden Entwurf:
«Die politischen Rechte in Bundessachen stehen allen Schweizerinnen und Schweizern zu, die das 18. Altersjahr zurückgelegt haben. Alle haben die gleichen politischen Rechte und Pflichten.»
Da es sich um eine Verfassungsänderung handelt, wird sich die Schweizer Stimmbevölkerung noch mit dem Entwurf befassen.
Banken · Regulierung
UBS soll strenger reguliert werden
Ein solches Debakel wie bei der Credit Suisse soll sich nicht mehr wiederholen. Deshalb plant der Bundesrat strengere Regeln für Banken. Systemrelevante Banken wie die UBS sollen, wenn sie Tochterfirmen im Ausland haben, künftig viel mehr eigenes Geld (Eigenkapital) zurücklegen. Die UBS müsste dafür ein zusätzliches Kapitalpolster von etwa 25 Milliarden Franken schaffen.
Laut Tamedia-Zeitungen wehrt sich die UBS seit Monaten gegen die Vorgaben des Bundesrats.
Gestern forderten mehrere bürgerliche Ständerät:innen eine Evaluation aller Massnahmen. Das hätte die Reformen deutlich verzögert. Der Schaffhauser SVP-Ständerat Hannes Germann meinte etwa, ein so umfangreiches Paket müsse zuerst als Ganzes betrachtet werden.
Laut CH Media unterstützte auch der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch die Evaluation und stellte sich damit gegen seine Partei.
Eine Mehrheit des Ständerats lehnte die Forderung jedoch ab, wonach das Parlament härtere Regeln für das Eigenkapital erst später behandeln sollte. Das Vorhaben wurde vor wenigen Tagen auch im Nationalrat abgelehnt.
Derweil liebäugelt die UBS mutmasslich mit einem Wegzug aus der Schweiz, um den Massnahmen zu entgehen. Laut der «New York Post» soll sich die UBS-Spitze mit Vertreter:innen der US-Regierung getroffen haben, um einen möglichen Umzug in die USA auszuloten.
Schweiz · Lohnschere
Die bestbezahlten CEOs verdienen immer mehr
Die Gewerkschaft Unia legt die aktuelle Studie zur Lohnschere in der Schweiz vor. Novartis-CEO Vasant Narasimhan ist mit 19,2 Millionen Franken der unangefochtene Topverdiener. Damit verdient Narasimhan 333-mal mehr als die tiefstbezahlten Angestellten bei Novartis. Um den Jahreslohn des CEOs zu erreichen, müssten sie somit bis ins Jahr 2358 arbeiten.
Laut Studienbericht sind die Lohnscheren auf sehr hohem Niveau, aber leicht rückläufig. Einige Unternehmen mit besonders vielen Mitarbeitenden hätten ihre Lohnschere etwas verringert. Im Schnitt sind aber die Spitzenlöhne weiter angestiegen.
Übrigens: 2024 waren von den 39 bestverdienenden Personen drei Frauen – so viele wie noch nie. Die Liste der zehn Topverdienenden besteht jedoch weiterhin ausschliesslich aus Männern.
Statt Spitzenlöhne zu deckeln, hat der Nationalrat in der Sommersession beschlossen, dass die Löhne in Gesamtarbeitsverträgen (GAV) Vorrang haben, selbst wenn sie unter den kantonalen oder kommunalen Mindestlöhnen liegen.
Beispielsweise liegt für gelernte Coiffeur:innen der GAV-Mindestlohn bei 4280 Franken pro Monat. Das sind 250 Franken unter dem gesetzlichen Mindestlohn in Genf. Tritt das Lohnsenkungsgesetz in Kraft, könnte eine Genfer Coiffeuse damit monatlich rund 250 Franken verlieren.
Zitat des Tages
«I bi eifach schnäu gsecklet.»
Die 23-jährige Bernerin sprintete in Tokio über 100 Meter Hürden in 12,24 Sekunden zu WM-Gold – schneller war noch keine Schweizer Leichtathletin. Im hochkarätigen Final setzte sie sich gegen Weltrekordhalterin Tobi Amusan durch und pulverisierte ihren eigenen Landesrekord. Direkt nach dem Triumph brachte die sichtlich aufgewühlte Kambundji im SRF-Interview den Satz mit Kultpotential: «I bi eifach schnäu gsecklet».
Kurz-News
Nationalrat hebt Obergrenze für Armee auf · Obwohl die Armee mit 147'000 Angehörigen heute mehr Soldat:innen hat als erlaubt, will der Nationalrat den Bestand sichern. Er beschloss, die Obergrenze von 140'000 zu streichen und einen Mindestbestand von 100'000 festzuschreiben. Bürgerliche warnen vor künftigen Engpässen, während SP und Grüne von einer «Legalisierung des Überbestands» sprechen.
Gleichzeitig beschliesst das Parlament eine flexiblere Gestaltung des Militärdienstes. Es gibt damit keine Mindestdauer der Rekrutenschule und kürzere Ausbildungen für gewisse Truppengattungen werden möglich. Gesehen in der SRF Tagesschau.
Kritik an Kürzungen bei Sexualprävention · 48 Organisationen prangern die vom Parlament beschlossenen Budgetkürzungen im Bereich der sexuellen Gesundheit an. Laut Tages-Anzeiger befürchten sie Gefahren für die Bevölkerung und höhere Gesundheitskosten. Besonders das nationale HIV- und Hepatitis-Programm bis 2030 sei bedroht. Grünen-Nationalrätin Léonore Porchet fordert, es von Sparmassnahmen auszunehmen.
Schweizerin mit Drogen in Manila verhaftet · Am Flughafen Manila, Philippinen, wurde eine Schweizerin mit sechs Kilo Meth erwischt. Gemäss Watson haben die Drogen einen Wert von über 500'000 Franken. Ihr drohen auf den Philippinen bis zu 40 Jahre Haft und hohe Geldstrafen.
Nachtrag: Jugend+Sport · Gestern schrieb ich, der Bundesrat stocke den Kredit für J+S bis 2026 um 48 Millionen Franken auf, nachdem eine Kürzung von 20 Prozent angekündigt worden sei.
Genauer: Es hätten tatsächlich 20 Prozent der Subventionen gefehlt, weil das Angebot so beliebt ist und sich mehr Kinder, Jugendliche und Leitende angemeldet hatten, als budgetiert war. Streng genommen wären das also keine Kürzungen gewesen, das Budget war schlicht aufgebraucht.
Danke für den Hinweis!
International
Spanien streicht 50'000 Ferienwohnungen · Die Regierung von Pedro Sánchez will über 50'000 Wohnungen von Plattformen wie Airbnb löschen lassen, um die Wohnungsnot zu bekämpfen. Betroffen sind Objekte ohne gültige Lizenz, vor allem in Städten wie Madrid oder Barcelona. Ob die Wohnungen danach wirklich auf den Mietmarkt zurückkehren, ist jedoch fraglich. Gehört auf SRF 4 News.
Grossbritannien holt Kinder aus Gaza · Die ersten Kinder aus Gaza sind in Grossbritannien eingetroffen, um lebensrettende Behandlungen im NHS (dem öffentlichen Gesundheitssystem) zu erhalten. Laut The Guardian sollen insgesamt 30 bis 50 junge Palästinenser:innen medizinisch versorgt werden. Ihre Familien erhalten für zwei Jahre Unterkunft und Unterstützung.
Mehr als 50'000 Kinder sollen nach Schätzungen von Unicef seit den Hamas-Angriffen vom 7. Oktober 2023 in Gaza durch israelische Streitkräfte getötet oder verletzt worden sein.
🗣️ Debatte des Tages
Umgang mit Informationsflut
Manchmal fühle ich mich überwältigt von der Flut an Informationen. In einem endlosen Strom springen uns reisserische Schlagzeilen, Kriegsbilder oder schlicht Desinformation entgegen. Das Smartphone und die sozialen Medien verstärken dieses sogenannte «Doomscrolling».
Ich glaube, unsere Aufmerksamkeit ist nicht nur kapitalisierbar, die ständige Informationsflut lähmt uns auch in der Fähigkeit Wandel voranzutreiben und an einer besseren Zukunft zu arbeiten.
Davor warnt auch der Psychologe Stephan Lewandowsky im gestrigen Interview mit dem Tages-Anzeiger. Er empfiehlt, bestimmte Inhalte bewusst zu ignorieren. «Wenn man reisserische Inhalte ignoriert, schafft man Raum für gute Ideen», meint Lewandowsky.
Das heisst: Menschen sollen bewusst entscheiden, welche Inhalte sie aufnehmen und reisserische, empörungsgetriebene oder widersprüchliche Beiträge konsequent meiden. Wer versuche, alles zu lesen, verstehe am Ende oft weniger, weil die Zeit fehle, Informationen wirklich zu durchdringen.
Ich denke, genau da können Formate wie der 6iBrief ansetzen, da sie die vielen Informationen und Ereignisse kuratieren und einordnen. Was denkst du? Fühlst du dich manchmal auch wie in einem Ozean der endlosen Information und helfen dir Formate wie der 6iBrief dagegen?
🎲 Rätsel zum Schluss

⚠︎ Liebe Rätselfreund:innen. Wir haben die Kritik von gestern erhört. Ab heute könnt ihr die Buchstaben wieder wie gewohnt frei überall eintragen. Viel Spass!
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Malerei
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Bis dann
Yann