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Vor zwei Jahren hat die Schweiz gewählt. Mit dem Wahlerfolg der SVP kündigten Bürgerliche an, Entscheide der «Mitte-links-Mehrheit» zu korrigieren. Die Linke dagegen rief «Abwehrkämpfe gegen die bürgerliche Mehrheit» aus.
Was ist bisher passiert? Zeit, um Bilanz zu ziehen.
Schweiz · Politikbilanz
Die Rechten gewinnen Wahlen, die Linken Abstimmungen

Die Politik will sparen und aufrüsten, tut sich aber mit beidem schwer. (Foto: Ansgar Scheffold/Unsplash)
Wahlen gewinnen die Rechten, Abstimmungen die Linken. Zu diesem Schluss kommt die NZZ nach den ersten zwei Jahren der Legislatur.
In den kantonalen Wahlen der letzten beiden Jahre legte die SVP schweizweit 36 Sitze zu. Die SP gewann 18, allerdings zulasten der Grünen. Damit verschiebt sich das Gewicht in den Parlamenten nach rechts, während die Linke ihre Erfolge an der Urne feiert: etwa mit der 13. AHV-Rente oder dem Nein zu neuen Autobahnen.
Inhaltlich prägen Finanz- und Sicherheitsfragen die zweite Legislaturhälfte. Nach dem Rücktritt von Viola Amherd hat ihr Nachfolger Martin Pfister (Mitte) im Verteidigungsdepartement das Debakel um die F-35 geerbt, die bis zu 1,3 Milliarden Franken teurer werden könnten. (Mehr dazu im nächsten Thema.)
Aussenpolitisch steht die Schweiz vor einem Richtungsentscheid: Das ausgehandelte EU-Vertragswerk kommt 2026 ins Parlament und spätestens 2027 vors Volk. Während fast alle Parteien den bilateralen Weg sichern wollen, mobilisiert die SVP gegen den «Unterwerfungsvertrag».
Im Asylbereich stand Beat Jans (SP) unter Dauerbeschuss: überlastete Gemeinden, die kaum noch Platz für Geflüchtete fanden, Kritik von der SVP, die ihm Untätigkeit vorwarf, und zunehmend auch aus Teilen seiner eigenen Partei, die seine Kompromissbereitschaft kritisierten.
Die FDP positionierte sich neu mit einem «hart, aber fair»-Kurs und machte so SVP-Forderungen plötzlich mehrheitsfähig. Sie fordern etwa, die Unterbringung verdächtiger Asylsuchender in «besonderen Zentren» oder ihre dauernde Überwachung zu prüfen.
Die Bilanz, dass die Linke an der Urne gewinnt, könnte sich jedoch bald verschieben: 2026 wird zum Schlüsseljahr, wenn das Volk über das Entlastungspaket und die Initiative gegen eine 10-Millionen-Schweiz der SVP abstimmt.
Schweiz · Verteidigungsdepartement
Grossprojekte der Armee sind weiterhin problematisch

Pfister will dort aufräumen, wo es etwas aufzuräumen gibt. (Screenshot: SRF/Gaetan Bally)
Im Verteidigungsdepartement (VBS) bleibt die Grossbaustelle Armee bestehen. Nach massiver Kritik aus der Politik legt das VBS unter Martin Pfister erstmals einen detaillierten Bericht zu seinen Grossprojekten vor. Die Projekte werden darin im Ampelschema bewertet.
Das Ergebnis: zweimal «rot», siebenmal «orange» und nur einmal «grün». Von den insgesamt 17 Vorhaben mit einem Volumen von rund 20 Milliarden Franken läuft kaum eines ohne Probleme. Besonders heikel bleiben die Rüstungsprojekte mit Israel und den USA.
«Wenn Probleme auftauchen, müssen wir die Herausforderung angehen, bevor der Skandal da ist.»
Beim F-35-Kampfjet drohen Mehrkosten von bis zu 1,3 Milliarden Franken, weil Washington den angeblichen Fixpreis als Missverständnis bezeichnet. Der Bundesrat will Anfang Dezember über drei Optionen entscheiden: weniger Jets, Zusatzkredit oder Kürzungen bei den Gegengeschäften.
Auch bei der Beschaffung der Patriot-Systeme ist unklar, wann die Schweiz beliefert wird. Die USA priorisieren Staaten, die Waffen an die Ukraine abgegeben haben. Und bei den israelischen Aufklärungsdrohnen wurden Funktionen gestrichen, um das Projekt zu retten.
Um künftige Skandale zu verhindern, lagert das Departement das Risiko- und Qualitätsmanagement an drei externe Beratungsfirmen für 5,7 Millionen Franken über zehn Jahre aus, berichtet das Echo der Zeit.
«Wenn Probleme auftauchen, müssen wir die Herausforderung angehen, bevor der Skandal da ist», sagt Robert Scheidegger, stellvertretender Generalsekretär im VBS.
International · Forschungsprogramm
Schweiz wieder Teil der europäischen Forschung

Parmelin und EU-Kommissarin Ekaterina Sachariewa machen das Leben der Forschenden einfacher. (Screenshot: Watson)
Es war ein harter Rückschritt, als die Schweiz 2021 vom europäischen Forschungsprogramm Horizon ausgeschlossen wurde. Doch jetzt ist die Schweiz wieder Teil des wichtigsten Förderprogramms der EU für Forschung und Innovation.
Gestern unterzeichnete Bundesrat Guy Parmelin in Bern ein Abkommen, das die Schweiz rückwirkend per 1. Januar 2025 an Horizon angliedert.
Die Unterschrift sei ein «starkes Zeichen» für die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und der Europäischen Union, sagte Parmelin gemäss der Nachrichtenagentur SDA.
Für die Forschungsgemeinschaft bedeutet das den direkten Zugang zu EU-Fördergeldern und die Rückkehr in ein globales Netzwerk von Forschungsprojekten. Die Schweiz überweist dafür jährlich einen Pflichtbeitrag von 611 Millionen Franken an die EU.
Auch die Teilnahme an Euratom, das Forschung im Nuklearbereich fördert, wird wieder möglich. Und es ermöglicht der Schweiz, ab 2027 wieder Teil von «Erasmus plus» zu werden. Neben dem klassischen Studierendenaustausch fördert Erasmus auch Praktika, Lehrer:innenmobilität, Jugendprojekte und Sportinitiativen.
Aufgeschnappt
So wirksam sind Ingwershots

Ingwershots gelten als Immunbooster. (Foto: Jaqueline Pelzer/Unsplash)
In der kalten Jahreszeit gelten Ingwershots als Immunbooster, doch ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich kaum belegt, berichtet der Tages-Anzeiger. Eine Laborstudie zeigt zwar, dass der Scharfstoff Gingerol Abwehrzellen aktiviert, allerdings nur bei bakteriellen, nicht bei viralen Infektionen. Gegen Übelkeit ist die Wirkung von Ingwer hingegen gut erforscht.
Kurz-News
Häusliche Gewalt: Kantone wollen Schutz verbessern · Die Sozialdirektionen der Kantone planen, den Zugang zu Schutzunterkünften für Opfer häuslicher Gewalt zu verbessern. Ein Bericht zeigt, dass das bestehende Angebot den Bedarf nicht deckt. Geplant sind zusätzliche Plätze, bessere regionale Abstimmung und neue Wohnformen für Betroffene, um die Notunterkünfte zu entlasten. Bis 2026 soll zudem eine nationale Kurznummer für Gewaltopfer eingeführt werden, berichtet SRF News.
Schweiz könnte US-Zoll-Deal abschliessen · Laut der Agentur Bloomberg steht die Schweiz kurz vor einem Zollabkommen mit den USA. Die derzeitigen Strafzölle von 39 Prozent auf Schweizer Waren könnten demnach auf 15 Prozent gesenkt werden. US-Präsident Trump bestätigte, man arbeite an einem Deal, um der Schweiz zu helfen, wollte aber keine Details nennen. Das Wirtschaftsdepartement kommentiert die laufenden Verhandlungen nicht.
SBB-Züge: Vergabe sorgt für Kritik · Der Entscheid der SBB, neue S-Bahn-Züge im Wert von mehreren Milliarden an die deutsche Siemens statt an die Schweizer Stadler Rail zu vergeben, sorgt parteiübergreifend für Kritik. Politiker:innen fordern, Schweizer Unternehmen stärker zu berücksichtigen. Laut Tages-Anzeiger warnen Rechtsexpert:innen jedoch, ein «Inländerbonus» verstosse gegen das Beschaffungsrecht und internationale Abkommen.
International
USA: Ende des Shutdowns in Sicht · Der US-Senat hat ein Finanzierungspaket vorangetrieben, das den 40-tägigen Regierungsstillstand beenden soll. Acht Demokrat:innen stimmten mit den Republikaner:innen für den Kompromiss, der die Finanzierung der Bundesbehörden bis Januar 2026 sicherstellt. Die acht Demokrat:innen, die gemeinsam mit den Republikaner:innen den Deal ausgearbeitet haben, werden aus allen Teilen der Partei heftig kritisiert, schreibt der Guardian.
Hunderte Migrant:innen vor Malaysia vermisst · Vor der Küste Malaysias sind nach dem Kentern eines Boots Dutzende Menschen verschwunden, die der verfolgten Rohingya-Minderheit angehören. Sie waren Teil einer grösseren Gruppe von rund 300 Migrant:innen, die von Myanmar aus Richtung Malaysia aufgebrochen waren. Mindestens sieben Tote wurden geborgen, während ein weiteres Boot mit über 200 Personen weiterhin vermisst wird. Laut New York Times versucht die UNO derzeit, das Ausmass der Tragödie zu klären.
📝 Reportage des Tages
Der Chamäleon-Mann
Es gibt Geschichten, die einem nie mehr aus dem Kopf gehen.
Immer wieder muss ich an die Reportage über den Chamäleon-Mann denken, die ich vor über 15 Jahren im «Magazin» gelesen habe.
Die Reportage erzählt die wahre Geschichte von Frédéric Bourdin, der sich jahrelang als vermisster Teenager ausgab und damit Heime, Schulen, Behörden und sogar eine Familie in Texas täuschte.
Bourdin begann bereits als Kind mit seinen Identitätswechseln und behauptet, mindestens 500 falsche Identitäten angenommen zu haben. Ein französischer Staatsanwalt nannte ihn einen «unglaublichen Illusionisten, dessen Falschheit nur noch von seiner Intelligenz übertroffen wird». Bourdin selbst sagte: «Ich bin ein Hochstapler … Mein Job ist es, andere zu täuschen.»
Ich habe mich auf die Suche gemacht und die unglaubliche Geschichte tatsächlich im Internetarchiv wieder gefunden:
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Verkehr
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Bis dann!
Yann


