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Wie stehst du zum Wolf? Das Thema spaltet jedenfalls die Schweiz. Während viele Städter:innen die Rückkehr des symbolträchtigen Raubtiers begrüssen, halten ihn auf dem Land viele für eine Gefahr. Denn jährlich werden etwa 1000 Nutztiere von Wölfen gerissen. Seit 2023 dürfen deshalb ganze Rudel präventiv geschossen werden. Neue Daten zeigen aber: Im Wallis war jeder zweite getötete Wolf nicht zum Abschuss freigegeben.

Wolfsjagd im Wallis

Jeder zweite Schuss trifft den falschen Wolf

Seit 2023 dürfen in der Schweiz präventiv ganz Rudel geschossen werden. (Foto: Unsplash)

«Ich habe nichts gegen den Wolf», unterstrich Ernst Wandfluh, SVP-Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes, neulich gegenüber der NZZ. «Wenn er nur ab und zu ein Schaf reissen würde, ginge das ja noch», erklärte er weiter. Dann schweift sein Geist in die Vergangenheit ab: «Unsere Vorfahren haben den Wolf einst ausgerottet . . .»

Fakt ist: Seit 2023 hat sich die Anzahl vom Wolf gerissener Tiere bei etwa 1000 stabilisiert.

Seit 2023 erlaubt auch eine Teilrevision des Jagdgesetzes, im Herbst und im Winter ganze Wolfsrudel präventiv zu schiessen, und zwar auch dann, wenn diese keine grossen Nutztierschäden verursacht haben. Dafür braucht es aber zuerst eine Bewilligung vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) und der Kanton muss das Abschussrevier präzise definieren.

Zwischen 2024 und 2025 wurden im Wallis 34 Wölfe in diesem Rahmen getötet.

Gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz konnte der Sonntagsblick die Resultate von Verwandtschaftsanalysen der erlegten Tiere einsehen. Sie zeigen: Gerade mal die Hälfte davon gehörte einem vom Bafu zum Abschuss freigegebenen Rudel an.

David Gerke, Geschäftsführer der Gruppe Wolf Schweiz, wirft dem Wallis fehlerhaftes Monitoring vor. Die vielen falschen Abschüsse seien die Folge von schlechter Kenntnis der Rudelstrukturen.

Neu scheint das Problem nicht zu sein: Schon bei der ersten Wolfsregulierung im Januar 2024 traf fast jeder zweite Schuss einen falschen Wolf.

Das Bafu müsse daher seine Rolle als Prüfbehörde besser wahrnehmen und die beantragten Abschussgebiete kritischer prüfen, so Gerke.

Zu weit weniger Fehlschüssen komme es im Kanton Graubünden: Von 48 geschossenen Wölfen waren «nur» fünf ohne Rudelzuordnung. Grund sei ein anderer Ansatz: Graubünden konzentriere sich auf das Töten von Jungwölfen, was das Risiko von Fehlschüssen verringere.

Zweifelhafte Gutachten zum Kampfjet-Deal

Anwälte könnten haftbar gemacht werden

Um sich abzusichern, bestellte Viola Amherd teure Gutachten. Deren Nutzen wird aber angezweifelt. (Foto: Unsplash)

Zur Erinnerung: Beim Kauf von F-35-Kampfjets ist etwas schiefgelaufen. Plötzlich drohen der Schweiz bis 1,3 Milliarden Franken Mehrkosten.

Zu ihrer Verteidigung hatten die damalige VBS-Chefin Viola Amherd und Rüstungschef Urs Loher wiederholt auf mehrere Rechtsgutachten verwiesen, die die Gültigkeit des Festpreises bestätigten.

Amherd bestellte bei den Zürcher Homburger-Rechtsanwälten insgesamt drei Gutachten.

Ganz umsonst waren sie nicht: Das erste kostete 550’000 Franken, das zweite maximal 125’000 und das dritte maximal 200’000. Insgesamt flossen also vermutlich 875’000 Franken an Homburger.

Doch was taugen diese Gutachten überhaupt? Dieser Frage sind die Tamedia Zeitungen übers Wochenende nachgegangen.

Für die zuständige Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats (GPK-N) sei allerdings der Nutzen dieser Gutachten nicht nachvollziehbar gewesen. In einem Bericht bezeichneten sie das Homburger-Mandat als «fragwürdig».

Auch der Rechtsprofessor Peter V. Kunz äusserte sich gegenüber den Tamedia Zeitungen kritisch dazu: «Selbst ein Praktikant von Homburger hätte erkennen müssen, dass die Amerikaner unter Festpreis etwas anderes verstehen als wir.» Der Begriff «at fixed prices» bedeute lediglich, dass der Preis anderswo festgehalten und nicht an sich unveränderlich sei.

Ferner müsste Homburger für die nun drohenden Mehrkosten haftbar gemacht werden, so Kunz.

Vom Bund werden die Gutachten immer noch unter Verschluss gehalten, weil die Verhandlungen mit den USA noch laufen. Gemäss den meisten Einschätzungen stehen die Chancen für die Schweiz relativ schlecht.

Lobbying

Welche Organisationen geben am meisten Geld aus?

Seit 2023 müssen Verbände offenlegen, wie viel Geld sie für Abstimmungskampagnen ausgeben. (GIF: Giphy)

Nicht nur Rechtsgutachten sind teuer. Auch Abstimmungskämpfe kosten einen Haufen Geld. Im letzten Jahr stimmte das Schweizer Volk gleich zwölf Mal auf nationaler Ebene ab.

Eine Auswertung des Vereins Lobbywatch zeigt: 2024 gaben Verbände und Organisationen 33 Millionen Franken für Abstimmungskampagnen aus.

CH Media hat sich die Daten genauer angeschaut. Hier sind in abnehmender Reihenfolge die zehn grössten Geldgeber:

  1. EconomieSuisse: 5,7 Millionen Franken

  2. Hauseigentümerverband Schweiz: 2,8 Millionen Franken

  3. Pro Natura: 2,1 Millionen Franken

  4. Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte: 1,7 Millionen Franken

  5. Schweizerischer Arbeitgeberverband: 1,3 Millionen Franken

  6. Schweizerischer Gewerbeverband: 1,2 Millionen Franken

  7. Touring Club Schweiz: 990’200 Franken

  8. Schweizer Bauernverband: 984’600 Franken

  9. Verkehrs-Club der Schweiz: 949’400 Franken

  10. Schweizerischer Versicherungsverband: 785’900 Franken

Dass der Wirtschaftsverband EconomieSuisse die Spitzenrolle einnimmt, überrascht wohl wenig. Dito beim Hauseigentümerverband.

Interessant ist allerdings der dritte Platz, der von Pro Natura belegt wird. Von den 2,1 Millionen Franken dürfte ein Grossteil für die Biodiversitätsinitiative ausgegeben worden sein.

Der Einfluss von Lobbying ist unbestritten. Politik darf nicht allein von monetären Interessen gesteuert werden. Allerdings führen auch Unmengen an Geld nicht automatisch zum Erfolg.

Economiesuisse gab 2,4 Millionen Franken zur Bekämpfung der 13. AHV und 1,4 Millionen für die Pensionskassen-Reform aus – in beiden Fällen scheiterte sie.

Auch der Hauseigentümerverband gab 2,7 Millionen für zwei Mietrechtsvorlagen aus. Beide erlitten Schiffbruch.

Pro Natura spendete 1,7 Millionen Franken an die Biodiversitätsinitiative. Auch die wurde abgelehnt, obwohl das Nein-Lager viel weniger Geld ausgab.

Zitat des Tages

«Wir setzen uns selbst das Ziel, uns für alle Endrunden zu qualifizieren, sowohl im A-Team als auch im Nachwuchs.»

Marion Daube, Frauenfussball-Direktorin

Doch kein Wunder in Bern. Mit 2:0 verlor die Schweiz im Viertelfinal gegen Spanien. Dennoch darf man für die Schweizer Nati insgesamt von einem grossen Erfolg sprechen. Marion Daube, Frauenfussball-Direktorin, blickt nun zuversichtlich in die Zukunft: «Wir setzen uns selbst das Ziel, uns für alle Endrunden zu qualifizieren, sowohl im A-Team als auch im Nachwuchs.» Dafür müsse aber der gegenwärtige Drive aufrechterhalten werden. Ihr Appell galt daher auch direkt den Medien: «Bleibt dran, erhaltet die Aufmerksamkeit aufrecht», sagte sie im SRF.

Kurz-News

Migros und Coop starten Klimaktion – ohne Lidl und Aldi · Letzte Woche trafen sich Coop und Migros zusammen mit Lebensmittelherstellern und Umweltverbänden, um eine neue Klima-Aktion zu verabschieden. Davon ausgeschlossen sind allerdings Aldi und Lidl. Dies, obwohl die beiden Discounter eigentlich mit an Bord sein wollten. Es scheine so, als wollten Coop und Migros ihre Vormachtstellung im Schweizer Markt auf Teufel komm raus stärken. Und: Bis heute dürfen Aldi und Lidl weder das Marienkäfer-Logo von IP Suisse noch die Knospe von Bio Suisse auf ihren Produkten verwenden, obwohl sie ihre Ware zum Teil von den gleichen Herstellern beziehen, schreibt die NZZ.

Post in abgelegene Gebiete soll eingeschränkt werden · Wie der Blick berichtet, will der Bundesrat die Zustellpflicht für Post in entlegenen Gebieten aufweichen. Sendungen würden dort nur noch zwei- bis dreimal pro Woche statt täglich verteilt werden. Ganzjährig bewohnte Siedlungen müssten immer noch täglich bedient werden. Davon betroffen wären 60’000 Schweizer Haushalte. Der Plan ist Teil der neuen Postverordnung, die der Vorsteher des Bundesamts für Kommunikation Albert Rösti soeben in die Vernehmlassung geschickt hat. Ziel ist es, die Rentabilität des Unternehmens zu steigern.

Verbot von Feuerwerkskörpern · Eine GFS-Umfrage zeigt, das 68 Prozent der Befragten für eine nationales Feuerwerksverbot sind. In einigen Gemeinden in der Schweiz sind laute Feuerwerkskörper bereits untersagt: Im Kanton Graubünden sind es über 30, im Kanton Zürich rund 15. Auch in anderen Kantonen kommen immer mehr dazu. Kritiker:innen bezweifeln allerdings die Durchsetzbarkeit von solchen Verboten, heisst es in den Tamedia Zeitungen.

Moutier erteilt Ausländer:innen Stimmrecht · Am 1. Januar wechselt die Stadt Moutier vom Kanton Bern zum Jura. Im Jura erhalten aber Ausländer:innen, die seit zehn Jahren in der Schweiz und seit einem Jahr im Kanton leben, das Stimmrecht. Ausgenommen sind Abstimmungen über Verfassungsänderungen. So dürfen bei den Kantonalen Wahlen im Jura am 19. Oktober Ausländer:innen beispielsweise die fünf Mitglieder der Kantonsregierung wählen. Das stand in einer SDA-Meldung im Blick.

Alternative Musikplattform

🔧 Nützliches des Tages

Auf «Bandcamp» kommt dein Kauf direkt den Musiker:innen zugute:

Herkömmliche Streamingdienste machen bekanntlich Riesengewinne, während nur ein Bruchteil davon den Künstler:innen zugutekommt.

Bei der Plattform «Bandcamp» ist das anders. Sie steht ganz im Dienste der Künstler:innen, die darauf ihre Produktionen zum Verkauf anbieten. Von den Gewinnen zwackt sie nur zwischen zehn und 15 Prozent ab. Der Rest geht an die Künstler:innen.

Nebst digitalen Files, die du runterladen oder auch über die App streamen kannst, bieten Künstler:innen hier auch CDs, Platten, Kasetten und allerlei geilen Merch an.

Unbedingt reinschauen, wenn du dich für obskurere Klänge abseits des Mainstreams interessierst!

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Anatomie

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Macheds guet!

Jonas

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