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Damals wie heute gilt: Für Nazis bleibt die Schweiz ein attraktives Ziel. Während des Zweiten Weltkriegs lagerten Schweizer Banken NS-Raubgold und deutsche Züge transportierten Waren munter durch den «neutralen» Kleinstaat. Heute dürfen rechtsextreme Gruppen in voller Wehrmachtmontur und mit angehefteten Hakenkreuzen durch die Schweizer Alpen marschieren. Denn das Zeigen von Nazi-Symbolen ist in der Schweiz bis heute nicht verboten.

Schweiz unter Neo-Nazis beliebt

Gruppe marschiert in Wehrmachtuniform durchs Wildhornmassiv

Im Grunde ist das nichts Unübliches: Letzten Samstag marschierten rund 25 Personen zusammen durchs Wildhornmassiv.

Nur: Alle Männer trugen eine Wehrmachtuniform. Wie eine Augenzeugin dem SRF mitteilte, waren auf einigen Hakenkreuze und weitere Nazi-Symbole erkennbar.

«Die Schweiz ist historisch immer wieder eine internationale Drehscheibe für Rechtsextremismus.»

Damir Skenderovic, Historiker an der Universität Freiburg

Die Berner Kantonspolizei hatte schon am Freitag von der geplanten Wanderung erfahren und war deswegen am Samstag vor Ort. Sie forderte die Gruppe auf, ihre Jacken mit den Nazi-Symbolen abzulegen. Dies, um zu «verhindern, dass es plötzlich zu Auseinandersetzungen mit Drittpersonen gekommen wäre», teilte die Kantonspolizei Bern mit.

Strafbar hat sich die selbsternannte Reenactment-Truppe nicht gemacht. Das Tragen und Zeigen von Nazi-Symbolen ist in der Schweiz nämlich nicht verboten.

Den Tamedia Zeitungen erklärt der auf Rechtsextremismus spezialisierte Historiker Damir Skenderovic: «Die Schweiz ist historisch immer wieder eine internationale Drehscheibe für Rechtsextremismus.»

  • In den 80er Jahren fand in Seelisberg in Uri ein Sommerlager der sogenannten Wiking-Jugend statt.

  • 2016 fanden im Toggenburg Konzerte mit 5000 Teilnehmenden statt. Die Liedertexte waren eindeutig rechtsextrem.

  • 2022 trafen sich deutsche Neonazis mit Schweizer Gleichgesinnten in einer Waldhütte im Kanton Zürich.

Auch die Junge Tat, eine rechtsextreme Gruppierung aus der Schweiz, führt regelmässig Gruppenwanderungen durch.

Weshalb?

«Damit wird eine ‹neue Männlichkeit›, Körperlichkeit und Sportlichkeit zelebriert», erklärt Skenderovic.

Warum ist die Schweiz für ausländische Neo-Nazis attraktiv?

Das habe zum einen mit der lockeren Gesetzgebung und zum anderen mit der historisch falschen Annahme, die Schweiz habe keine eigene Nazivergangenheit, zu tun.

Auch wenn gerade der Bundesrat auf Druck der beiden Kammern des Parlaments ein neues Gesetz zum Verbot von Nazi-Symbolen ausarbeitet, reiche das noch nicht, findet Skenderovic.

Rechtsextremismus müsse deutlicher verurteilt werden. Zudem bräuchte es mehr Anlaufstellen, die den Ausstieg aus solchen Milieus unterstützten.

Internationaler Appell an Israel

Auch die Schweiz kritisiert Israels Umgang mit Gaza

Immer mehr Staaten sehen Israel für die katastrophale humanitäre Situation in Gaza mitverantwortlich. (Foto: Unsplash)

«Der Krieg in Gaza muss aufhören!»

So beginnt eine gemeinsame Erklärung zur Lage im besetzten palästinensischen Gebiet, die am Montag Aussenminister Ignazio Cassis zusammen mit 28 weiteren Aussenminister:innen unterzeichnet hat.

Unterschrieben haben etwa Österreich, Italien und Kanada. Deutschland ist aber nicht dabei.

Im Mai hatte Cassis bei der Unterzeichnung eines ähnlichen Appells noch gezögert.

Besonders scharf wird Israel für die schlechte Zustellung von humanitären Gütern kritisiert. Das gegenwärtige Modell sei «gefährlich», fördere die «Instabilität» und beraube der Bevölkerung Gazas ihrer «Menschenwürde».

Der Vorschlag der israelischen Regierung, die palästinensische Bevölkerung in eine «humanitäre Stadt» abzuschieben, sei «komplett inakzeptabel».

Auch die Hamas wird nachdrücklich dazu aufgefordert, die noch verbleibenden Geiseln zu befreien.

In letzter Zeit häufen sich solche Vorfälle: Erst kürzlich erschossen und verwundeten israelische Truppen dutzende Palästinenser:innen, die sich um einen UN-Hilfsgüterkonvoi versammelt hatten, berichtete die New York Times.

Was bringt diese Erklärung?

Politsch gesehen habe das Schreiben durchaus «Symbolkraft», sagt die Völkerrechtsprofessorin Janina Dill im SRF.

Rechtlich gesehen dürfte es aber keine grosse Wirkung entfalten. «Als Reaktion auf die gravierenden und systematischen Völkerrechtsverstösse Israels in Gaza ist es aus rechtlicher Sicht nicht genügend», sagt Dill.

Denn:

  1. Es zeige zu wenig klar auf, dass Israel jetzt schon das Völkerrecht breche. Inzwischen gebe es dafür aber «erdrückende Beweise», so Dill.

  2. Es werde nicht mit konkreten Konsequenzen gedroht, wenn Israel weiterhin gravierende Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht begehe. Möglich wäre als Druckmittel beispielsweise ein Rüstungsgüter-Embargo.

Rüstungskauf

Schweiz kauft fünf deutsche Systeme zur Luftverteidigung

Diesmal scheint es mit der Allwettertauglichkeit des IRIS-T-SLM-Systems zur Luftabwehr geklappt zu haben. (Foto: wikipedia/CC BY-SA 4.0)

Für die Befürworter:innen einer glaubwürdigen Verteidigungsfähigkeit hat der Luftraum oberste Priorität: Wer den eigenen Himmel nicht kontrolliert, ist dem Feind im Ernstfall hilflos ausgeliefert.

Doch in letzter Zeit harzt es hier: Die Kampfjets kosten mehr als geplant und auf die Patriot-Systeme muss die Schweiz bis auf Weiteres noch warten.

Gestern konnte das VBS endlich wieder einmal eine frohe Botschaft verkünden: Die Schweiz konnte mit der deutschen Herstellerin Diehl Defence einen Vertrag unterzeichnen, der den Kauf von fünf IRIS-T-SLM-Systemen zur bodengestützten Luftverteidigung besiegelt.

Es soll Luftbedrohungen auf unterschiedlichen Distanzen und Flughöhen abwehren können, insbesondere Kampfflugzeuge, Drohnen und Marschflugkörper. Das System wird sowohl in separierten als auch in gemeinsamen Luftverteidigungszonen mit Kampfflugzeugen operieren und eine hohe Überlebensfähigkeit aufweisen.

Damit werde ein «wichtiger Meilenstein für die integrierte Luftverteidigung der Schweiz erreicht», heisst es in einer Medienmitteilung.

In der Vergangenheit hatte das bestellte Abwehrsystem für grosse Kritik gesorgt, wie die NZZ schreibt. 2016 deckte das SRF nämlich auf, dass das Radarsystem nicht allwettertauglich sei. Daraufhin sistierte der damalige VBS-Chef Guy Parmelin das geplante Projekt.

Mittlerweile scheint das Problem behoben. Zahlreiche Tests hätten ergeben, dass das neue Radarsystem mit der Schweizer Topografie gut zurechtkomme und auch nicht mit den zivilen Wetterradars in Konflikt gerate.

Zahl des Tages

1,34 Millisekunden

Gestern drehte sich der Sternenhimmel ein bisschen schneller als sonst. (Foto: Unsplash)

Gestern war der drittkürzeste Tag seit Beginn der Aufzeichnungen der Erdrotation in den 1970er Jahren, schreibt 20 Minuten.

Was du hast nichts gespürt?!! Keine Sorge, ich auch nicht.

Die Zahl ist nämlich verschwindend klein: Die Erde hat sich gerade mal 1,34 Millisekunden schneller um die eigene Achse gedreht als üblich. Weshalb das passiert, ist unklar. Wissenschaftler:innen sagen: Eventuell haben Ströme, die durch den geschmolzenen Erdkern fliessen, etwas damit zu tun.

Kurz-News

Nazi-Denkmal in Chur kriegt Infotafeln · Auf dem Friedhof Daleu in Chur steht seit 1938 ein Nazi-Gedenkstein. Entdeckt wurde dieser Umstand allerdings erst 2023. Nun stehen dort Tafeln, die den nationalsozialistischen Kontext des Gedenksteins kritisch einordnen, berichtet das SRF.

Fussballlegende Alex Frei kritisiert Bundesrat Pfister · Die geplanten Kürzungen beim Jugend und Sport haben schweizweit Ärger ausgelöst. Im Blick-Podcast FORZA! findet der Nati-Rekordtorschütze Alex Frei dazu klare Worte: «Wie die Politiker auf der Tribüne sitzen und es lustig finden können, bei der Schweizer Nationalmannschaft dabei zu sein, während gleichzeitig die J+S-Subventionen gekürzt werden, muss mir einer erklären.»

32 Millionen reichen in Genf noch nicht für kostenlosen ÖV · Letztes Jahr bewilligte das Genfer Kantonsparlament 32 Millionen Franken, um den ÖV im Kanton für Jugendliche unter 25 Jahren gratis zu machen. AHV/IV-Bezüger:innen sollten eine Vergünstigung erhalten. Recherchen des SRF zeigen allerdings: Das Geld reicht nicht. Nach einem halben Jahr liegen die zusätzlichen Kosten bereits zwischen 10 und 15 Millionen Franken.

Muss Viola Amherd vor die Untersuchungskommission? · Wegen des Festpreis-Debakels bei der Kampfjetbeschaffung hatte die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats (GPK) eine Untersuchung angekündigt. Dabei soll die Rolle der Behörden bei der Fixpreis-Frage genauer unter die Lupe genommen werden. Wahrscheinlich werden nebst Amherd auch der frühere Rüstungschef Martin Sonderegger und der ehemalige Projektleiter für die F-35-Beschaffung, Darko Savic, vor die Kommission treten müssen, schreibt die NZZ.

🔧 Nützliches des Tages

Tipps gegen Rechtsextremismus

  1. Haltung zeigen – auch im Alltag

    • Reagiere klar auf rassistische, antisemitische oder menschenverachtende Aussagen.

    • Ein ruhiges, klares «Das finde ich nicht in Ordnung» kann viel bewirken.

  2. Informiert bleiben

    • Informiere dich über rechtsextreme Ideologien, deren Sprache und Strategien. Zum Beispiel über Begriffe wie «Ethnopluralismus», «Remigration».

  3. Demokratische Strukturen stärken

    • Gib deine Stimme demokratischen Kräften, die sich klar gegen rechtsextremes Gedankengut positionieren.

    • Setze dich für Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit ein.

  4. Betroffene schützen

    • Unterstütze Menschen, die von Rassismus, Antisemitismus oder rechter Gewalt betroffen sind.

    • Zivilcourage bedeutet auch, anderen zur Seite zu stehen, wenn sie ausgegrenzt oder angegriffen werden.

🎲 Rätsel zum Schluss

Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.

Das Wochenthema: Anatomie

So funktioniert es:

  • Du gibst ein Wort ein.

  • Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.

  • Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.

  • Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.

Viel Spass beim Knobeln!

Ich wünsche dir einen guten Start in den Morgen

Jonas

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