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Sprache schafft Wirklichkeiten, oft auch gewaltvolle. Spätestens seit dem transatlantischen Sklavenhandel, an dem auch die Schweiz mitwirkte, hat das Wort «Mohr» zur Bezeichnung Schwarzer Personen eine rassistische Konnotation. Dennoch prangert es an zwei Häusern in der Zürcher Altstadt, obwohl die Stadt Zürich die Inschriften seit Jahren abdecken will. Trotz Kritik des Heimatschutzes hat das Bundesgericht dafür nun grünes Licht gegeben.
Bundesgerichtsurteil
Zürich darf zwei rassistische Inschriften abdecken

Der Begriff «Mohr» war zur Bezeichnung Schwarzer Personen immer schon abwertend. Seit dem 19. Jahrhundert ist er rassistisch konnotiert. (Foto: www.stadt-zuerich.ch)
Das Seilziehen dauerte über vier Jahre lang, doch jetzt ist klar, wer gewonnen hat: Das Bundesgericht erlaubt der Stadt Zürich, die Inschriften «Zum Mohrenkopf» und «Zum Mohrentanz», die an zwei städtischen Liegenschaften im Niederdorf angebracht sind, abzudecken.
Ins Rollen gebracht hatte das Ganze das antirassistische Kollektiv «Vo da». Über den gestrigen Entscheid ist Dembah Fofanah erfreut. «Die Entfernung rassistischer Begriffe und Symbole aus dem öffentlichen Raum ist ein Bekenntnis zu einer Gesellschaft, in der alle Menschen gleichermassen dazugehören», sagte er den Tamedia Zeitungen.
Enttäuscht ist hingegen die Präsidentin des Stadtzürcher Heimatschutzes. Sie hätte eine Tafel, die die Geschichte der Namensgebungen kritisch einordnet, einer Abdeckung vorgezogen.
Für den Heimatschutz hätte man so nebst der rassistischen Konnotation auch dem kulturhistorischen Charakter der Inschriften besser gerecht werden können.
Tatsächlich stimmt es, dass die beiden Namen bereits im Jahr 1443 respektive 1682 erstmals amtlich erwähnt werden. Das betrifft allerdings nicht die Inschriften selbst. Eine Studie der ETH zeigte auf, dass diese erst im 20. Jahrhundert entstanden sind. In dieser Zeit hatte der Begriff «Mohr» im Kontext aufkommender Rassentheorien eine eindeutig rassistische Konnotation.
Für den Stadtrat ist daher der Fall ziemlich klar: «Rassismus darf nicht toleriert werden. Deshalb möchte er die Inschriften an den beiden städtischen Liegenschaften abdecken lassen.»
Antisemitische Angriffe
Orthodoxe Juden in Luzern und Davos bedroht

Unbekannte Täter griffen in Luzern und Davos jüdische Personen an. (Foto: Unsplash)
In den letzten Tagen ist es zu mehrfachen Übergriffen gegen jüdisch-orthodoxe Personen gekommen.
Wie das SRF berichtet, soll ein unbekannter Täter am vergangenen Samstag in Luzern eine Gruppe jüdisch-orthodoxer Personen beschimpft und bespuckt haben. Auch ein Messer habe er dabei gehabt, so die Aussage eines Betroffenen.
Die Polizei hat dazu eine Untersuchung von Amtes wegen eingeleitet, da es sich um ein Offizialdelikt handle, teilte die Luzerner Staatsanwaltschaft dem SRF mit.
Zu ähnlichen Vorfällen kam es am Dienstagabend in Davos im Kanton Graubünden, schreibt 20 Minuten.
Beim Schweizerisch Israelitischen Gemeindebund (SIG) wurden drei Fälle gemeldet, wo ein unbekannter Täter Personen beschimpft, bespuckt, geschubst und mit dem Tod bedroht haben soll. Die Opfer waren als jüdisch erkennbar und blieben unverletzt. Auch die Polizei bestätigte gegenüber 20 Minuten die Vorfälle.
Die Beschimpfungen gegen die jüdischen Personen standen gemäss Zeugenaussagen im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt.
In letzter Zeit, auch befeuert durch den Nahostkonflikt, beobachtet der SIG eine Zunahme antisemitischer Vorfälle. «Die traurige Realität ist ein sehr hoher Stand an antisemitischen Vorfällen – und eine Reduktion ist im Moment nicht in Sicht», sagt Jonathan Kreutner vom SIG auf Anfrage des SRF.
Wegen neuen Überwachungsgesetzen
Schweizer Techfirma Proton verschiebt 100 Millionen ins Ausland

Proton Gründer Andy Yen sieht die Privatsphäre seiner Nutzer:innen durch verschärfte Überwachungsgesetze in Gefahr. (Foto: Wikipedia/CC BY 3.0)
Justizminister Jans plant, die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs deutlich zu verschärfen. Unter dem revidierten Gesetz wären nebst klassischen Telekomunternehmen auch Techfirmen mit über einer Million Nutzer:innen verpflichtet, ihre Daten sechs Monate lang zu speichern und eine Echtzeitüberwachung zu garantieren.
Für Andy Yen, Chef des Schweizer E-Mail-Dienstleisters Proton, geht dieser Plan jedoch zu weit, wie in den Tamedia Zeitungen zu lesen ist. Der Schutz der Privatsphäre wäre unter diesen Umständen nicht mehr garantiert. Nicht mal im «US-Überwachungsstaat» seien solche Vorschriften zur Datenspeicherung vorgesehen, sagt er.
Deswegen hat Yen entschieden, die Serverinfrastruktur aus der Schweiz abzuziehen. Eine erste Tranche von 100 Millionen Euro sei bereits für Investitionen in Rechenzentren in Frankfurt und Norwegen geplant.
Aktuell beschäftigt Proton 200 von 500 Mitarbeitenden in der Schweiz. Doch deren Bedeutung sinkt. Das Datenzentrum in Genf sei bereits zu. In den nächsten zehn Jahren wolle Proton eine Milliarde Franken investieren und Tausende Jobs schaffen, allerdings nicht in der Schweiz.
Ein Treffen mit dem Justizministerium sei auf Ende Monat geplant. An Yens Auslandsplänen werde das allerdings nichts mehr ändern. Um das gegenwärtige Wachstumspotenzial auszuschöpfen, könne die Firma nicht weiter warten. Auch müsse man mit den grossen Tech-Konzernen Schritt halten, die in Europa bereits Fachkräfte, Server, Kühlsysteme und Lieferanten wegkaufen.
Ob der Schweizer Gesetzgeber diesem Tempo ebenfalls Schritt hält, scheint derweil ungewiss.
Aufgeschnappt
Erstes Wolfsrudel im Kanton Schwyz bestätigt
Erste Hinweise auf eine Rudelbildung im Kanton Schwyz gab es am 11. Juni. Nun konnte der Verdacht bestätigt werden: Auf Bildern einer Fotofalle vom 17. Juli 2025 seien mindestens zwei Wolfswelpen zu sehen, schreibt der Kanton in einer Medienmitteilung. Die Vorbereitungen, um «eine proaktive Wolfsregulierung» beim Bundesamt für Umwelt zu beantragen, sollen schon laufen.
Kurz-News
Armee rügt Walliser Gemeinden wegen Waffen an Fronleichnam · An der Fronleichnams-Parade kurz nach Pfingsten marschieren traditionell auch Männer in Uniform und mit geschulterten Gewehren mit, um danach Böllerschüsse abzufeuern. Dafür haben aber einige nicht die nötige Bewilligung, wie die Armee immer häufiger feststellt. Letztes Jahr kam ein 65-jähriger Mann beim Zünden einer Böllerkanone ums Leben. In einem Schreiben hat die Armee Walliser Gemeinden nun zu mehr Vorsicht aufgeboten, berichtet CH Media.
Einkaufstourismus macht den Schweizer Läden zu schaffen · Eine Auswertung von Debit- und Kreditkartentransaktionen des Verbands Swiss Retail Federation zeigt: Für die Zeit von Januar bis Juni 2025 ging der Umsatz beim Schweizer Detailhandel um 1,9 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zurück. Ein Grund für diesen Rückgang sei der wachsende Einkaufstourismus nach Deutschland, der im zweiten Quartal besonders zugenommen habe, heisst es im SRF.
Klimaaktivist in Lausanne verurteilt · Das Bundesgericht bestätigte die Verurteilung eines Klimaaktivisten im Kanton Waadt. Für die Beteiligung an der vierstündigen Blockade einer Strasse in Lausanne erhält er eine Geldstrafe von 20 Tagessätzen und eine Busse von 200 Franken, steht in einer SDA-Meldung im Blick.
Andreas Glarner ist gegen Verbot von Nazi-Symbolen · Bald soll der Bundesrat ein neues Gesetz vorlegen, das Nazi-Symbole verbietet. Im März dieses Jahres wurde die Vernehmlassung dazu abgeschlossen. SVP-Nationalrat Andreas Glarner ist gegen ein solches Gesetz. Ihm zufolge habe die Schweiz kein Problem mit Nazis, schreibt CH Media.
International
Mangelnder Klimaschutz gemäss UNO-Gutachten völkerrechtswidrig · In einem Gutachten hat der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag am Mittwoch mangelnden Klimaschutz als Verstoss gegen die Menschenrechte deklariert. Staaten sind laut Gutachten völkerrechtlich verpflichtet, den Klimawandel zu bekämpfen. Besonders betroffene Länder sollen Entschädigungen geltend machen dürfen. Auslöser war eine von Studenten verschiedener pazifischer Inselstaaten lancierte Kampagne, schreibt die NZZ.
🔧 Nützliches des Tages
Anlaufstellen für Antisemitismus-Betroffene
Falls du von Antisemitismus betroffen bist, findest du bei diesen Stellen Hilfe:
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Antisemitische Vorfälle melden beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Anatomie
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Macheds guet!
Jonas