Willkommen im September {{vorname}}
Was ist wichtiger, dass in der Schweiz gute KI-Modelle entstehen oder dass das geistige Eigentum geschützt wird? Damit beschäftigt sich diese Woche eine Kommission.
Ausserdem ist das Schwingfest vorbei und Abtreibungen werden gratis.
ESAF in Mollis Glarus
Armon Orlik ist Schwingerkönig

Armon Orlik mit seinem Muni. (Screenshot: SRF)
Ins Wochenende habe ich dich mit einem Schwingfest-Überblick geschickt, heute starten wir mit einem Rückblick in die neue Woche. (Ein kurzer, weil ich mich nicht auskenne und in kein Fettnäpfchen treten möchte.)
Der neue Schwingerkönig ist Armon Orlik. Dass der 30-jährige Bündner den Titel bekam, sei eine Premiere, denn er kämpfte gar nicht im Schlussgang, schreibt der Blick. Dies, weil der Schlussgang zwischen den beiden letzten Kandidaten Werner Schlegel und Samuel Giger gestellt endete.
Der Eidgenössische Schwingerverband (ESV) habe entschieden, den Königstitel trotzdem zu vergeben, an denjenigen mit der höchsten Punktzahl, schreibt die NZZ. Das war also Armon Orlik. Gratuliere, an dieser Stelle!
Auch sonst scheint das Schwingerfest ein Erfolg gewesen zu sein. «Die sympathischen Glarner(:innen) und ihre Mitstreiter(:innen) sorgten dafür, dass Mollis als glanzvolles Fest in die Geschichte des Schwingsports eingehen wird», schreibt dieselbe Zeitung. Dieser Erfolg sei nicht zuletzt auch den 8000 Helfer:innen zu verdanken.
Geistiges Eigentum vs. Forschungsstandort
Was dürfen KI-Modelle alles verspeisen?
Je besser die Nahrung, desto besser die Künstliche Intelligenz. (Foto: Unsplash)
Was ist wichtiger, der Schutz von geistigem Eigentum oder der Forschungsstandort Schweiz? Oder anders gefragt: Dürfen Bücher, Filme und journalistische Artikel einfach so dazu genutzt werden, um KI-Modelle zu trainieren?
Diese Frage werfen die Tamedia-Zeitungen auf. Ausschlaggeber ist ein politischer Vorstoss der FDP-Nationalrätin Petra Gössi. Sie verlangt, dass KI-Firmen künftig zuerst fragen müssen, bevor sie Werke anderer für ihre Zwecke nutzen. Dieses Modell nennt sich Opt-In.
Denn KI-Firmen betrieben «moderne Piraterie», wie es der Verlegerpräsident Andrea Masüger formuliert. Sie würden recherchierte Inhalte stehlen. Eigentlich hätte der Motion nur noch der Nationalrat zustimmen müssen.
«Eine solche Opt-In-Regelung in der Schweiz hätte negative Konsequenzen.»
Doch nun regt sich von den Tech-Firmen politischer Widerstand. Der Leiter der Swiss AI Initiative, Imanol Schlag, sagt «Unser Projekt ist in Gefahr». Die Swiss AI Initiative ist ein neuartiges Large-Language-Modell mit «helvetischen Werten», wie es in den Tamedia-Zeitungen heisst.
Zusammen mit 90 weiteren Wissenschaftlern hat Schlag einen Brief an Nationalrät:innen unterzeichnet, der vor der Motion warnt. Die Vorlage schwäche den Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz und schaffe eine «Insellösung» für das Land.
«Eine solche Opt-In-Regelung in der Schweiz hätte negative Konsequenzen für Innovationen und würde den Wirtschafts- und Forschungsstandort im internationalen Wettbewerb signifikant schwächen», erklärt auch ein Sprecher von Google.
Die zuständige Kommission des Nationalrats wird deshalb diese Woche eine zusätzliche Anhörung durchführen. Eine pragmatische Möglichkeit, die in den Tamedia-Zeitungen vorgeschlagen wird, ist ein sogenanntes kollektives Lizenzsystem. KI-Firmen könnten Pauschalen einzahlen, Autor:innen und Verlage würden dann anteilig eine Vergütung erhalten, wenn ihre Werke für KI-Anwendungen genutzt werden.
Die feministischen Good News of the Day
Abtreibungen werden gratis

Mal wieder ein politischer Kommentar meinerseits: Reproduktive Rechte sind Menschenrechte. (Foto: Unsplash)
Wenn etwas «Kostendämpfungspaket 2» heisst, geht man nicht davon aus, dass sich dahinter etwas Revolutionäres verbirgt. Und wenn man mir erzählen würde, dass es sich dabei sogar um einen feministischen Meilenstein aus Schweizer Feder handelt, würde ich es schon recht nicht glauben. Ich meine, das Ding heisst «Kostendämpfungspaket 2»!
Nun ist aber genau dem so. Dies berichten als Erstes die Tamedia-Zeitungen. Vergangenen März habe sich das Parlament auf das Paket geeinigt. Dieses enthält, dass Krankenkassen voraussichtlich ab 2027 alle medizinischen Kosten von schwangeren Patient:innen übernehmen müssen.
Darunter fallen auch Schwangerschaftsabbrüche.
Richtig gelesen: Während andere Länder Abtreibungen kriminalisieren, macht die Schweiz sie gratis. Der Aufschrei von rechts sei dabei bisher fast komplett ausgeblieben, wie 20 Minuten schreibt.
Sogar Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit, der einst eine Initiative für ein Abtreibungsverbot lancierte, hält die Regelung für unproblematisch, da nur legale Schwangerschaftsabbrüche betroffen seien.
Ein kleiner Einschub: Hierzulande darf eine Frau bis zur zwölften Schwangerschaftswoche legal abtreiben, ohne explizit einen Grund dafür liefern zu müssen. Nach Ablauf der Frist beurteilt eine ärztliche Fachperson die Situation.
Dass das Ganze kein grosses Politikum auslöste, könnte an der inhärenten Bürokratie der Sache liegen: Das Gleichbehandlungsgebot in der Verfassung gebe es vor, dass Schwangere, die abtreiben wollten, nicht anders behandelt werden dürften als Schwangere, die sonst eine medizinische Behandlung in Anspruch nähmen, wird das Bundesamt für Gesundheit in den Tamedia-Zeitungen zitiert.
Zahl des Tages
115 Millionen Dollar

Der Grossbank Credit Suisse ging das Geld aus. Dann starb sie. (Foto: Unsplash)
115 Millionen Dollar zahlten die ehemaligen Verwaltungsräte und Führungskräfte der Credit Suisse (CS) in New York bei einem Vergleich, wie die NZZ berichtet. 2022 erhob die Beamten-Pensionskasse von Providence stellvertretend für andere ehemalige Aktionäre der Grossbank Klage.
Sie warfen den CS-Führungskräften vor, kein adäquates Risikomanagement betrieben zu haben. Nun haben sich die Parteien geeinigt; das ist nicht zu verwechseln mit einem Schuldzugeständnis der Angeklagten.
Mit dem jetzigen Vergleich seien die juristischen Altlasten der CS jedoch längst nicht aus dem Weg geräumt, schreibt die NZZ.
Kurz-News
Trauermarsch in Lausanne · 500 Personen gingen am Wochenende in Lausanne gemeinsam schweigend durch die Stadt. Unter ihnen vor allem Jugendliche. Zusammen gedachten sie beim Trauermarsch dem verstorbenen 17-jährigen Marvin. Dessen Familie hatte sich einen friedlichen Umzug ohne Gewalt und Zerstörung gewünscht, berichtet SRF.
FDP schickt Jüngling · Für das Podium, das Ende September in Zürich stattfinden soll, schickt die FDP einen ungewöhnlichen Kandidaten. Bei der Elefanten-Runde (dabei diskutieren die Parteipräsident:innen) vom Tages-Anzeiger wird der 22-jährige Jonas Lüthy, Präsident der Jungfreisinnigen, diskutieren, berichtet der Blick. Dies sei «Zufall», heisst es von der Partei, andere mögliche Kandidat:innen wie Thierry Burkard oder seine Nachfolge seien dann «unabkömmlich».
🔧 Nützliches des Tages
Netflix Mini-Serie: Unbelievable

Wie versprochen: ein Serientipp. (GIF: Giphy)
In den letzten Jahren habe ich mehr Filme und Serien geschaut, als mir guttun würde.
Viele davon (vor allem die Netflix Originals) waren unterdurchschnittlich gut. Nicht so die Mini-Serie «Unbelievable», die meiner Meinung nach immer noch viel zu wenig Menschen kennen.
Triggerwarnung: Darin geht es um sexualisierte Gewalt und (zunächst) polizeiliches Versagen. Anders als andere Serien problematisiert die Serie aber die Rape Culture, in der wir leben, statt sexualisierte Gewalt voyeuristisch darzustellen.
Du glaubst mir nicht? Sogar die Schweizer Expertin für sexualisierte Gewalt, Agota Lavoyer, empfiehlt die Serie in ihrem Buch «Jede_ Frau», welches ich im Übrigen auch empfehlen kann.
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Arbeit
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Macheds guet!
Sofie