Guten Morgen {{vorname}}
Der Nationalrat stritt gestern über die AHV-Finanzierung, weshalb es im heutigen Briefing leider viele Zahlen hat.
Doch keine Sorge, es geht auch um Adoptionen aus dem Ausland und Käse – beides sehr emotional.
Nationalrat entscheidet
Adoptionen aus dem Ausland bleiben weiterhin erlaubt

Parlament entscheidet anders als Beat Jans. (Foto: admin.ch)
Zwischen 1970 und 1999 dürften mehrere tausend Kinder durch Kinderhandel, mit gefälschten Dokumenten, fehlenden Herkunftsangaben oder durch andere illegale Praktiken zur Adoption in die Schweiz gekommen sein.
Damit dies in Zukunft nicht wieder geschehen kann, forderte Bundesrat Beat Jans Anfang Jahr, internationale Adoptionen zu verbieten. Gestern stimmte der Nationalrat über den Vorschlag ab, mit einem sehr deutlichen Resultat.
Mit 151 zu 31 Stimmen sprach sich das Parlament dafür aus, internationale Adoptionen nicht zu verbieten, dafür verstärkte Kontrollen und Transparenz einzuführen, wie Watson berichtet.
«Ein Verbot von Auslandsadoptionen würde weder das geschehene Unrecht wiedergutmachen noch künftiges Leid garantiert verhindern.»
Das sei die richtige Entscheidung, heisst es im Kommentar der Tamedia-Zeitungen.
«Ein Verbot von Auslandsadoptionen würde weder das geschehene Unrecht wiedergutmachen noch künftiges Leid garantiert verhindern», schreibt die Kommentatorin. «Zu denken, dass ein Verzicht auf Adoptionen in der Schweiz Kinder in anderen Ländern schützen könnte, ist naiv.»
Tatsächlich gebe es auch gelungene Adoptionen und Fälle, in denen eine Adoption ins Ausland die einzige Möglichkeit für ein Kind darstelle, in einer Familie aufzuwachsen.
«Von den Müttern, die ihre Babys weggaben oder weggeben mussten, spricht kaum jemand.»
Dagegen hält ein Kommentar, den ich im Beobachter gefunden habe. Mit dem Entscheid ignoriere der Nationalrat das Leid der vielen Betroffenen, heisst es darin. Der Unterton der Verbotsgegner:innen sei immer derselbe: «Dank des humanitären Engagements von Schweizer Paaren erhalten arme Kinder eine schöne Zukunft.» Von den Müttern in den betroffenen Ländern, die ihre Babys weggaben oder weggeben mussten, spreche dabei kaum jemand.
Eine ganze Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen habe längst deutlich gemacht, dass die Adoptionen aus anderen Ländern in den allermeisten Fällen unter höchst fragwürdigen Umständen zustande gekommen seien.
Migros · Wegen Softwareumstellung
Lücken im Käseregal – ausgerechnet jetzt, wo die Fonduesaison naht 🧀 ❤️🩹

Ein grosses Problem. (GIF: Giphy)
Die Migros hat ein Käse-Problem. Und ein Fleischkäseproblem (darum geht es in den Kurznews).
Wie die NZZ berichtet, hat der Detailhändler ein IT-Debakel, das grosse Teile der Käselogistik lahmlege. Im Sommer sei es in den Migros-Filialen immer wieder zu Lücken im Käseregal gekommen (oh Schreck! 😰). Über Wochen habe es an Hüttenkäse, Feta und anderen Käsesorten gefehlt, schreibt die Zeitung.
Dazu kam es, weil der Kran im Käselager nach der Softwareumstellung nicht mehr richtig funktioniert habe. Ende Juli habe sich die Lage normalisiert, liess die Migros verlauten.
Doch laut Käse-Insidern ist dem gar nicht so. Die Probleme seien weit grösser, als die Migros zugibt. Berichtet wird von erschöpften Mitarbeitenden, Umsatzeinbussen und drohenden Lücken im Fleischregal.
«Was heute die Löcher im Käseregal sind, könnte morgen fehlender Schinken sein.»
Ausgelöst wurden die Probleme durch eine Softwareumstellung. Es sei eine der anspruchsvollsten IT-Operationen, welche die Migros in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführt habe. Da die Umstellung nicht richtig lief, kommuniziert die Software in dem einen Lager nicht mehr richtig mit den Maschinen.
Damit der Käse trotzdem in den Laden kommt, mussten Mitarbeiter:innen die körperlich schwere Arbeit übernehmen und den Käse von Hand sortieren. Dies unter massivem Druck, wie es heisst, um die Konsument:innen nicht weiter zu verärgern.
Intern poche man darauf, den Systemfehler möglichst schnell zu beheben. Denn der Zeitpunkt sei denkbar schlecht. (Ich zitiere einen schönen Satz in der NZZ:) «Und ausgerechnet jetzt rückt die Fondue- und Raclettesaison näher, die wichtigste Zeit des Jahres für die Käseindustrie.» Und die nächste Hürde stehe erst noch an, als nächstes stehe die Fleischindustrie auf dem Programm. «Was heute die Löcher im Käseregal sind, könnte morgen fehlender Schinken sein», warnt die NZZ.
Auf 8,8 Prozent · Wegen 13. AHV
Mehrwertsteuer steigt, um die AHV zu finanzieren

Schliesslich wurde es ein Kompromiss. Mit dem niemand wirklich happy ist. (Screenshot: Watson)
Gestern hat der Nationalrat beschlossen, die Mehrwertsteuer auf 8,8 Prozent zu erhöhen. Damit soll die AHV finanziert werden. Denn wenn ab Dezember 2026 erstmals eine 13. AHV ausgezahlt wird, wird die Alters- und Hinterlassenenversicherung 4,2 Milliarden Franken teurer im Jahr.
Auch wenn keine Partei sich gegen die Auszahlung einer 13. AHV ausspricht (schliesslich wurde darüber demokratisch abgestimmt), streite man sich bei den Parteien über die Finanzierung, wie unter anderem die Tamedia-Zeitungen und Watson berichten.
Einen Kompromiss hat das Parlament nun mit dem Vorschlag der Grünliberalen gefunden, womit die Erhöhung der Mehrwertsteuer nur bis 2030 gelten soll. Die Idee dahinter: Ab 2031 solle die nächste AHV-Reform greifen. Heisst, ab dann müssten ohnehin strukturelle Massnahmen wie eine Erhöhung des Rentenalters die AHV entlasten.
Mit dem Kompromiss sind trotzdem längst nicht alle happy. Die SVP wollte eigentlich bei Entwicklungshilfe und Sozialleistungen sparen, die FDP wollte das Rentenalter anheben und eine AHV-Schuldenbremse einführen. Der jetzt gemachte Plan wird auch von der Mitte und den Linken kritisiert. Es sei unsinnig, den Unternehmen eine Steuerumstellung für nur drei oder vier Jahre zuzumuten, nur um es dann wieder rückgängig zu machen, meinen sie.
Da die Meinungen so weit auseinanderliegen, ist auch bei diesem Entscheid noch nichts in trockenen Tüchern, zumal die Vorlage jetzt zunächst zurück zum Ständerat muss.
Schlagzeile des Tages
«So hängen die Mädchen die Buben in der Volksschule ab»

Viel lesen = gute Noten. (Foto: unsplash)
Wenn es um akademische Leistungen geht, hängen Mädchen Jungen zunehmend ab. Der Vorsprung der Mädchen an den Gymnasien und Universitäten werde seit Jahren vermessen und diskutiert, schreiben die Tamedia-Zeitungen.
Bisher sei nicht klar gewesen, wie es im Laufe der Bildungskarrieren zu diesem Vorsprung komme. Gerade aus der Primarschule fehlten dazu Zahlen. Doch neue Daten würden erstmals Aufschluss darüber geben.
Der Recherchedesk von Tamedia habe von den vier Nordwestschweizer Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Solothurn und Aargau Einsicht in die Ergebnisse standardisierter Leistungstests, der sogenannten Check-Tests erhalten. Dabei falle auf, dass der Vorsprung der Mädchen in der Primarschule noch deutlich geringer sei als am Ende der Volksschule.
Ein Kernfaktor könne das Lesen sein. Zahlreiche Studien zeigten, dass Buben im Durchschnitt weniger lesen als Mädchen. Dies könne Effekte auf eine ganze Karriere haben.
Kurz-News
Die Migros hat auch ein Fleischkäse-Problem · In der Ostschweiz wurde der Kalbfleischkäse aus dem Sortiment «Aus der Region. Für die Region» nicht richtig deklariert, wie diverse Zeitungen gestern berichteten. Wegen eines Etikettierungsfehlers sei das Allergen Milch nicht deklariert worden, weshalb der Konzern nun einen Rückruf für das Produkt startete.
Mario Fehr entrüstet · Der Zürcher Polizeidirektor Mario Fehr findet den Entscheid zu den Hautfarben-Nennungen (ich berichtete) falsch. Er meint in der NZZ, der Entscheid sei «politisch motiviert» und kündigt sogleich an, im Polizeiinformationssystem des Kantons weiterhin sämtliche äusserliche Merkmale zu vermerken – auch die Hautfarbe.
Tox Info Suisse · Eine Petition mit über 100'000 Unterschriften hat die Organisation zur Rettung von Tox Info Suisse Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider übergeben, wie 20 Minuten berichtet. Zwar hat der Bundesrat erst vergangene Woche angekündigt, Firmen mehr zur Verantwortung zu ziehen, notfalls mit einer Gesetzesanpassung (ich berichtete). Doch die Stiftung sagt: «Bis dahin ist der Giftnotruf längst gestorben.» Deshalb werden vom Bund weiterhin 1,1 Millionen Franken als Soforthilfe gefordert.
International
Polen schiesst russische Dronen ab · In der Nacht auf Mittwoch hat die polnische Luftwaffe erstmals russische Drohnen abgeschossen, die sich im polnischen Luftraum befanden. Daraufhin beantragte Polen Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags. Dieser sieht Beratungen mit den Verbündeten vor, wenn sich ein Nato-Staat von aussen gefährdet sieht, wie die Tamedia-Zeitungen berichten.
Proteste in Nepal · Nachdem die nepalesische Regierung soziale Medien verbieten wollte, kam es im Himalayastaat zu grossen Protesten. Dabei ging es auch um die verbreitete Korruption im Staatsapparat sowie Vetternwirtschaft. Bei den Demonstrationen kamen 19 Demonstrierende ums Leben, ausserdem kam es zu Brandstiftung und Plünderungen. Schliesslich trat der Ministerpräsident zurück, doch noch ist die Situation im Land nicht geklärt, berichtet die deutsche Tagesschau.
Trump-Unterstützer erschossen · Gestern wurde der Trump-Unterstützer Charlie Kirk in Utah auf einer Veranstaltung erschossen. Kirk sei einer der bekanntesten konservativen Podcaster der USA, berichtet die Tagesschau. Sein Tod dürfte weiter zur Spaltung des Landes beitragen.
🔧 Nützliches des Tages
Drogendoku: unter blauem Himmel

Play Suisse im Ausland be like. (GIF: Giphy)
Ich bin zurzeit in Kolumbien. Hier ist es sehr schön, doch ein Manko hat das Land: Man hat keinen Zugriff auf die SRF-Streamingplattform Play Suisse. Deshalb kann ich die Dokus nicht gucken, die ich gerne gucken würde, wie ich gestern leider feststellte.
Eigentlich war mein Plan für gestern Abend nämlich endlich einmal diese Doku zu gucken, die Tsüri-Kollegin Nina Graf vor langer Zeit mal empfohlen hat und die seither auf meiner Liste stand. Weil ich die Doku wie gesagt selbst nicht ansehen konnte, lasse ich Nina erklären:
«Vor einigen Jahren ging ich nichtsahnend ins Kino und fand mich vor der Doku «Suot Tschêl Blau» («Unter blauem Himmel») wieder. In dieser geht es um die Drogenszene in Samedan, einem beschaulichen Dorf im Oberengadin. Dort grassierte in den 1980er-Jahren das Heroin und riss etliche junge Menschen in den Tod. Der Regisseur Ivo Zen, der selbst im Nachbartal aufgewachsen war, sprach für den Film mit Überlebenden und Hinterbliebenen. Eine wahnsinnig berührende Dokumentation einer schrecklichen Zeit. Auf der Streamingplattform Play Suisse kannst du sie kostenlos schauen – Serafe sei dank.»
& Danke Nina für den Tipp
🎲 Rätsel zum Schluss
Errate im 6iBrief Rätsel das gesuchte Wort in höchstens sechs Versuchen. Jeden Tag gibts ein neues Wort zu erraten.
Das Wochenthema: Deutschland
So funktioniert es:
Du gibst ein Wort ein.
Grün: Buchstabe ist richtig und am richtigen Ort.
Orange: Buchstabe ist im Wort, aber an der falschen Stelle.
Grau: Buchstabe kommt im Wort nicht vor.
Viel Spass beim Knobeln!
Macheds guet!
Sofie